A Place To Bury Strangers lassen Köpfe explodieren

Der Name des Trios klingt so, als wenn sich Studenten aus dem Norden oder der Mitte Englands Anfang bis Mitte der 80er Jahre zusammengefunden hätten, um es Bands wie The Jesus And Mary Chain, Bauhaus oder Red Lorry Yellow Lorry gleichzutun.  Denn A Place To Bury Strangers halten namenstechnisch locker mit den bekannten Größen des britischen Post-Punk, Noise- oder Indierock vor über 25 Jahren mit.  Doch bei dem Dreier handelt es sich um Musiker aus Brooklyn, New York, die mit „Exploding Head“ im Herbst 2009  ihre zweite Scheibe veröffentlichen.

aptbs_exploding-head_180Und beim Hören wird schnell deutlich, dass das Trio bestehend aus Oliver Ackermann (Voc., Git.), Jono MOFO (Bass) und Jay Space (Dr.) auch musikalisch locker in die Fußstapfen der Britischen Größen tappt: Die zehn Titel berauschen den Hörer geradezu mit Erinnerungen an die Zeit, als The Cure noch weitgehend unbekannt waren, Bauhaus aufhörten zu existieren und die Sisters Of Mercy mit „Adrenochrome“ erste Schritte hin zum Erfolg wagten. „Exploding Head“ darf sicherlich, ohne dafür verdammt zu werden, als eine grandiose Reminiszenz an die frühen 80er bezeichnet werden, die trotzdem vollkommen eigenständig klingt. Denn anders als andere schaffen es A Place To Bury Strangers, ihren eigenen Stil zu kreieren, indem sie Titel wie „Ego Death“ oder „Everything Always Goes Wrong“ in eine Wall of Sound einmauern, in ein Lärmbad eintauchen.

Ein Juwel zwischen all dem Pop- und Superstarmüll

Schrammelnde Gitarre, rumpelnder Bass und ein schepperndes Schlagzeug, das zwischendurch immer wieder verdammt nach ersten Gehversuchen von „Doktor Avalanche“ klingt, dazu der leicht nölige Gesang Ackermanns – eine knappe Dreiviertelstunde wird der Hörer heftigst in Anspruch genommen. Bei entsprechender Lautstärke lassen jaulende Rückkopplungen den Kopf  förmlich „explodieren“.

Ein Highlight ist sicherlich „Keep Slipping Away“, das so dermaßen nach allem Guten klingt, was Joy Division, deren Nachfolger New Order oder The Cure in jungen Jahren produzierten: Wenn man mit solchen Sounds groß geworden ist, erfreut man sich daran, dass es heutzutage noch jemanden gibt, der solch Juwel zwischen all den Pop-, Super- oder sonstigen Starmüll wirft, der die Radios zukleistert.  Mit „I Lived My Life To Stand In The Shadow Of Your Heart“ verabschieden sich A Place To Bury Strangers  mit einem Song, der in einer überbordenden Lärmorgie mündet, die jedoch nie ihren melodiösen Unterbau verliert. Man ist hin- und hergerissen und aufgewühlt. Und das wollen die New Yorker wohl auch erreichen: “ Ich liebe die Gratwanderung zwischen dem Schönen und dem Furchteregenden“, so Ackermann zum zweiten Album.

Wer die Entwicklung der Wave- und Rockszene der 80er Jahre selber verfolgt hat, der wird an „Exploding Head“ seine helle Freude haben. Und wer die Anfänge von The Cure oder The Sisters Of Mercy nur aus dem Geschichtsbuch kennt: so gut haben Eure Helden früher tatsächlich mal geklungen!

Im November und Dezember 2009 sind A Place To Bury Strangers auf Tour:

24.11. – Hamburg
25.11. – Köln
28.11. – Erfurt
29.11. – Dresden
01.12. – Berlin
04.12. – München

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