Oliver Ackermann von A Place to bury Strangers live

A Place To Bury Strangers live – schmerzvoll und faszinierend

Ihr glaubt den Medien, die berichten, Motörhead oder Manowar seien die lautesten Bands? Vergesst es. Ihr meint, Sonic Youth oder My Bloody Valentine seien die Meister der Rückkopplungen? Weit gefehlt. Denn ihr habt offensichtlich noch nichts von A Place To Bury Strangers gehört: Das amerikanische Trio um Sänger und Gitarrist Oliver Ackermann macht Musik  körperlich und schmerzhaft, malträtiert das Publikum seiner Konzerte mit einer Wall of Sound in nie für möglich gehaltener Lautstärke. Davon konnten sich die etwa 150 Fans am Mittwochabend in der Kölner Werkstatt auf explizite Art und Weise überzeugen.

Eingehüllt in dichte Nebelschwaden waren Ackermann, Bassist Jono MOFO und Schlagzeuger Jay Space nur schemenhaft zu erkennen. Und dies sollte bis zum Ende des Konzerts so bleiben, denn lediglich ein Beamer auf der Bühne und einer auf der entgegengesetzten Seite brachten minimales Licht ins lärmgetränkte Dunkel. Doch was an Beleuchtung fehlte, um einen halbwegs klaren Blick auf die drei Protagonisten auf der Bühne freizugeben, wurde durch Lautstärke weit, weit jenseits der 100 Dezibel mehr als kompensiert. In nahezu irwitzigem Lärm bliesen A Place To Bury Strangers die Songs ihres Erstlings, diverser EPs und des neuen Albums „Exploding Head“ in die Konzerthalle hinaus.

Plattenkritik: A Place To Bury Strangers – „Exploding Head“

Ein Meer ohrenbetäubender Melodieexperimente

Ackermann ist nicht nur Sänger und Gitarrist der Band, nein, der 33-Jährige baut mit seiner Firma „Death By Audio“ Verzerrer und versorgt so namhafte Künstler wie U 2 mit den Pedals. Musiker und Bastler in einem – und das merkt man seinem Spiel an: Er entfachte mit seinem Sechssaiter wahre Feedbackorgien, baute Wände verzerrter Klänge auf und tauchte die gesamte Werkstatt in ein Meer ohrenbetäubender Melodieexperimente. Und was man dem hageren und im Interview so locker und entspannt drauflos plaudernden Schlacks zuvor gar nicht abnehmen wollte: Ackermann spielte sein Instrument nicht bloß, er schien diesem mitsamt seines Körper die Sounds förmlich heraupressen zu wollen, so wand und drehte er seine Gitarre. Offensichtlich jemand, der für die und in der Musik aufgeht. Bass und Schlagzeug ratterten lauthals und -stark und unprätentiös den Rhythmus daher.

Das Publikum starrte gebannt wie das Kaninchen vor der Schlange auf die beinahe schon gespenstisch wirkende Szenerie aus Personen, Nebel, Flackerlicht und Dezibel. Selten hat man so viele gesehen, die versuchten, mit zugehaltenen Ohren der bei Songs wie „Exploding Head“ oder „Keep Slipping Away“ zwischendurch immer wieder melodiösen Akustikattacke Herr zu werden. Glücklich all jene, die Ohrenstöpsel ihr Eigen nannten. Die Trommelfelle werden es danken. Höhepunkt die fast 20-minütige Schallrevolution, die von „I Lived My Life To Stand In The Shadow Of Your Heart“ nahtlos in „Ocean“ überging: Wirre Sounds, ein bebender Boden und zwei Flashlightspots, die aus dem Bühnendunkel die Augen ohne Unterlass optisch penetrierten: Musik, die den ganzen Körper in Anspruch nimmt. Eine 55-minütige Grenzerfahrung, schmerzvoll für Aug‘ und Ohr und faszinierend zugleich. (Fotos: Helmut Löwe)

Das Interview mit Oliver Ackermann.

A Place To Bury Strangers im Web:

www.aplacetoburystrangers.com

www.myspace.com/aplacetoburystrangers

Setlist:

– Gimme Acid
– I Know I’ll See You
– Deadbeat
– In Your Heart
– Exploding Head
– Keep Slipping Away
– To Fix The Gash In Your Head
– Half Awake
– I Lived My Life To Stand In The Shadow Of Your Heart
– Ocean

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