Bombastisch, gigantisch – vom Bilderrausch Muses erschlagen

muse-dannyclinch-2009_250x165Wenn die drei in T-Shirt, Jeans und Turnschuhe gekleidet Musik machen, sieht das vollkommen unprätentiös aus. Niemand würde angesichts der Optik von Matthew Bellamy, Dominic Howard und Christopher Wolstenholme wohl erwarten, hin und weg zu sein. Doch wehe, wenn das Trio auf den Bühnen der größten Hallen Europas steht – denn dann beeindrucken Muse durch eine riesige Show, die ganz im Gegegensatz zum Auftreten den Protagonisten selbst als bombastisch und gigantisch zu bezeichnen ist. Jeder der zigtausend Besucher der vier Deutschlandkonzerte von Muse konnte sich selbst davon überzeugen.

Es ist keine Übertreibung, wenn man das, was Muse in der Kölner Lanxess-Arena am 16. November präsentierten, das Größte nennt, was das „Henkelmännchen“ in seiner bisherigen Konzertgeschichte an Show gesehen hat. Die gut 12.000 Zuschauer, die Zeugen des 100-minütigen Spektakels aus Licht und Klang wurden, überschlugen sich nach dem Auftritt beinahe in Lobpreisungen dessen, was sie gesehen und gehört hatten. Und nicht zu unrecht.

Vom digitalen Bilderreigen berauscht

Auf drei riesigen Türmen, mit LEDs versehen, spielt sich ein immerwährender Bilderreigen vom Intro über den Opener „Uprising“ bis hin zu den letzten Klängen der Zugabe  „Knights Of Cydonia“ ab. Ohne Pause nehmen einen Videoanimationen, wie eine sich drehende DNA-Doppelhelix, Blumen, Blätter, Bäume, und Bienen oder im Wasser schwebende Menschen, in Beschlag. Immer wieder ist der digitale Bilderreigen mit Einspielern der Musiker hinterlegt. Man ist so fasziniert, dass man sein Auge kaum abwenden mag – wie schnell könnte man etwas versäumen.

Doch nicht nur vor einem wechseln sich die Farben um die Wette ab: Das Dunkel der Arena wird von Lichtkegeln durchschnitten, Laser streichen über die Köpfe der Zuschauer hinweg und malen Animationen auf die gegenüberliegende Hallenseite. Aus dem Schwarz des Hallendaches regnen überdimensionale weiße Luftballons herab, die zerplatzen und die Menge in Konfettiregen hüllen. Wer sich nicht nur an der Optik berauschen will, muss die Augen schließen – anders lässt sich die Musik Muses in diesen Momenten kaum erfassen.

Fünf-Minuten-Kunstwerke

muse_the-resistance_180Denn der Rock der Band aus dem südenglischen Devon ist es wert, nicht nur als Untermalung des optischen Overkills anzutreten. Bellamy beherrscht seine Gitarre, spielt schwierigste Läufe mit Leichtigkeit und gibt Soli zum Besten, die an Virtuosität grenzen. Die Rhythmusarbeit verrichten Howard am Schlagzeugt und Wolstenholme am Bass präzise, punktgenau und mit Perfektion wie ein Chronometer aus dem Hause Glashütte. Prog-Rock, Metal, Bombastrock gepaart mit Electronica und klassischen Elementen – dies lässt reichlich Spielraum für die musikalischen Fünf-Minuten-Kunstwerke, die Muse in ihren 18 Songs in hoher Lautstärke, aber gut abgemischt ins Hallenoval abfeuern.

Doch bleiben die Musiker inmitten des bildgewaltigen und technischen Rummels, der sie umgibt, zeitweise etwas blass und leblos. In eine solch perfekte Inszenierung scheinen keine 30-jährigen realen Gitarren- Schlagzeug- und Basshelden passen zu wollen. Nicht die Musik, sondern die Musiker selbst wirken in ihrem eigenen Gesamtkunstwerk aus Akustik und Optik so, als wenn sie den Standard nicht halten könnten. Aber das spielt bei diesem unglaublich beeindruckendem Auftritt nur eine untergeordnete Rolle. (Foto: Danny Clinch / Warner Music)

www.muse.mu

Setlist:

– Uprising
– Resistance
– New Born
– Map Of The Problematique
– Supermassive Blackhole
– MK Ultra
– Hysteria
– Nishe
– United States Of Eurasia
– Feeling Good
– Undisclodes Desires
– Starlight
– Plug In Baby
– Time Is Running Out
– Unnatural Selection
———————-
– Exogenesis Pt. I
– Stockholm Syndrome
– Knights Of Cydonia

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