The Lords of the new Church

Ausgegraben: The Lords Of The New Church – The Lords Of The New Church

Die Reihe “Ausgegraben” stellt in unregelmäßigen Abständen Scheiben vor, die es auch Jahre nach ihrer Veröffentlichung wert sind, nicht im Plattenschrank zu verstauben, sondern noch einmal gehört zu werden. Dieses Mal: The Lords Of The New Church mit der gleichnamigen Debütscheibe, die einen ausgezeichneten Rückblick auf die Zeit des Übergangs vom wilden Punk hin zum New Wave bietet.

Die Lords Of The New Church gar als Erfinder einer neuen Musikrichtung zu titulieren, wäre nun wirklich etwas übertrieben; aber die wilde Mischung aus New Wave, Hard- und Glam-Rock-Elementen gepaart mit zünftigen Punkwurzeln war zu Beginn der 1980er Jahre so sicherlich etwas Ungewohntes, Neues und Anderes. Gut – aus der Punkecke stammten die vier Musiker: Sänger Stiv Bator kam von den Dead Boys, Brian James schwang die Gitarre bei The Damned, Dave Tregunna spielte Bass bei Sham 69 und Drummer Nick Turner war vorher bei den Baracudas. Und das ist auf der Debütscheibe (und den folgenden zwei ebenso) absolut unüberhörbar.

Titel wie „Eat Your Heart Out“, „Portobello“, „Li’l Boys Play With Dolls“ oder „Apocalypso“ gehen voll und ganz als ursprüngliche Punksongs durch, schielen jedoch deutlich in eine melodiöse Richtung. Die Hard-Rock-Einflüsse sind mehr als deutlich erkenn- und erhörbar auf „New Church“ und „Holy War“; versehen mit mächtig Drive liefert das Quartett eingängige und absolut massenkonzerttaugliche Rocker ab, ohne in die Weichspülerschiene abzudriften. „Open Your Eyes“ ist New Wave par excellence, die Keyboardläufe und der Refrain hätten sich auf dem ersten Kim-Wilde-Album befinden können; witzig der Bläsereinsatz zum Ende hin.

Der Weg vom Punk zum Wave

Der Gesang Bators allerdings liegt weitab jedweder Synthiepopattitüde und verleiht sowohl den schnelleren als auch „softeren, punkfernen“ Songs jedesmal den Hauch des „wilden und unbezähmbaren Underdogpunks“. Erheblichen Anteil daran, dass der Punkhighway nicht verlassen wird, hat die Drumarbeit Turners. Wer sich also anhören möchte, wie sich der Übergang vom wilden 70er Punk hin zum New Wave anhört, ist mit dem Erstling von den Lords Of The New Church bestens bedient. Gerne werden The Lords Of The New Church dem Post-Punk oder, eher unpassend, dem Gothic-Rock zugeordnet.

Die Scheibe erschien 1982 beim Label Illegal. Abhängig vom Erscheinungsort UK, Europa und den USA wurde das Album mit unterschiedlichen Covern und bei I.R.S. veröffentlicht. Mit The Method To Our Madness erschien bereits 1984 das dritte und letzte Studioalbum der Lords Of The New Church, 1989 löste sich die Band auf. Der charismatische Sänger Stiv Bator kam am 3. Juni 1990 durch einen Autounfall ums Leben.

Songs:

01. New Church
02. Russian Roulette
03. Question Of Temperature
04. Eat Your Heart Out
05. Portobello
06. Open Your eyes
07. Livin‘ On Livin‘
08. Li’l Boys Play With Dolls
09. Apocalypso
10. Holy War

Musiker:

Stiv Bator – Gesang
Brian James – Gitarre
Dave Tregunna – Bass
Nick Turner – Drums

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