The Celibate Rifles - Blind Ear

Ausgegraben: The Celibate Rifles – Blind Ear

Die Reihe “Ausgegraben” stellt in unregelmäßigen Abständen Scheiben vor, die es auch Jahre nach ihrer Veröffentlichung wert sind, nicht im Plattenschrank zu verstauben, sondern noch einmal gehört zu werden. Dieses Mal: The Celibate Rifles, eine in Europa wenig bekannte Band aus Australien, die auf ihrem 1989er Album „Blind Ear“ Garage und Punk mit Rock verwurstet.

Informationen im Web zu The Celibate Rifles sind dünn gesät: Eine Bandwebsite ist Fehlanzeige, auf Myspace existiert nur eine Fan-Seite und die Wikipedia-Biographie endet 1996. Schade eigentlich, hat doch die Band aus dem australischen Sydney seit ihrer Gründung 1979 einen ganzen Sack voller Platten herausgebracht. Und gute obendrein. Schon alleine deswegen verdienten die Musiker um Texter und Sänger Damien Lovelock sowie Gitarrist und Songschreiber Kent Steedman mehr Beachtung auch weit außerhalb Down Under.

Ein Werk aus dem Hause Celibate Rifles ist das Album „Blind Ear“ aus dem Jahre 1989. Nicht nur textlich liegt das Quintett nahe dran an den politisch ambitionierten Midnight Oil (deren kahlköpfiger Sänger Peter Garrett es 2007 zum australischen Umweltminister brachte): Die Veröffentlichung des „Blind Ear“-Albums fällt mitten zwischen die Erscheinungsdaten der Midnight-Oil-Superseller „Diesel And Dust“ und „Blue Sky Mining“. Lovelock singt, ebenso wie Garrett, über Umweltschutzthemen, prangert politische Fehlgriffe an und hält der Gesellschaft – vielmehr so manchen derer Mitglieder – den Spiegel vor und mahnt zur Selbsterkenntnis. Hier aber hört die Gemeinsamkeit mit Midnight Oil auf, denn musikalisch schlagen The Celibate Rifles einen anderen Weg ein: wesentlich rauer als die bekannten Kollegen.

Ruppiger, melodiöser Sound, schnoddrige Stimme

Passend zum oft ruppigen Spiel der Musiker, deren Wurzeln des Punk kaum überhört werden können, die aber durchaus dem melodiösen Klang frönen, kommt Lovelocks Stimme reichlich schnoddrig daher. Wenn er in „Sean O’Farrell“ oder „Belfast“ den Nordirlandkonflikt aufgreift, in „El Salvador“ die amerikanische Unterstützung der Militärjunta des mittelamerikanischen Landes verdammt, dann tut er dies nicht mit der Stimme und Sprache  belehrender Besserwisser, sondern wie jemand, der im Pub an der Ecke sehr wohl weiß, wovon er redet, respektive singt.

Auf den zwölf Songs auf dem Album, das beim Label True Tone erschien, hört man deutliche Einflüsse aus der Punkecke sowohl beim Schlagzeug- als auch beim Gitarrenspiel. Garagesounds kommen ebenfalls nicht zu kurz, ebenso wie straighter Rock, der zwischendrin immer mal wieder mit Violine („Sean O’Farrell“), Sitar und Didgeridoo („Electra Vison Mantra“) oder Piano („O Salvation!“) aufgepeppt wird. Die Songs sind recht melodiös, driften aber niemals in die langweilige Eingängigkeit oder gar Eintönigkeit ab. In „Fish And Trees“ geht es mit Dobro-Einsatz sogar ab auf die Bluegrass-Schiene. Der Titel hätte sehr gut auf den Soundtrack des Filmes der Coen-Brüder „O Brother, Where Art Thou?“ mit George Clooney gepasst, wenn dieser elf Jahre früher erschienen wäre. Sänger Damian Lovelock erlag am 3. August 2019 einem Krebsleiden.

Songs:

01. Johnny
02. World Keeps Turning
03. Electra Vision Mantra
04. Dial OM For Murder
05. Wonderful Life ’88
06. Sean O’Farrell
07. Belfast
09. They’re Killing Us All (To Make The World Safe)
10. O Salvation
11. El Salvador
12. Fish and Trees

Musiker:

Damien Lovelock – Gesang
Kent Steedman – Gitarre
Dave Morris – Gitarre
Jim Leone – Bass
Paul Larsen – Drums

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