Thrash in guter, alter Manier – Hut ab, Anvil

anvil100705_2561_hl_165x250Wenn Metallica rufen, kommen gut und gerne 20.000 Rockfans zusammen, um das Quartett zu hören. Wenn Anvil das gleiche tun, folgen ihnen etwa 100 Mal weniger Rocker und Metaller, selbst wenn die Musik des kanadische Trios kaum anders oder schlechter als die der Kalifornier ist. Nun gut, eine Bombastshow wie bei jenen bekommen die Zuhörer von Anvil nicht geboten, denn dazu sind diese mehr die Metal-Underdogs. Doch hindert deren Untergrundstatus Steve „Lips“ Kudlow, Robb Reiner und Glenn Five nicht daran, unermüdlich und ohne Unterlass zu rocken. Und das taten sie auch vor gut 200 Fans am 5. Juli im Kölner Luxor.

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Mit ihrem Album „Metal On Metal“, erschienen 1982, vier Jahre nach Bandgründung und ein Jahr vor der Metallica-Scheibe „Kill ‚Em All“ und Slayers „Show No Mercy“, waren Anvil die Speerspitze in Sachen Speed- und Thrash-Metal. Und in dem beinahe gleichen Stil machen sie auch auf Album Nummer dreizehn „This Is Thirteen“ weiter. Einen Querschnitt durch die vergangenen knapp 30 Jahre Anvil-Platten legten Lips und Co. auf die kleine, schummrige Bühne des altehrwürdigen Luxor hin. Von „School Love“ vom Debütalbum „Hard And Heavy“, über „Forged In Fire“ von der gleichnamigen Scheibe bis hin zu „Flying Blind“ vom jüngsten Werk packte die Band Songs unterschiedlicher Dekaden und unterschiedlicher Stile in ihren Auftritt.

Mit Grinsen im Gesicht und Blitzen in den Augen

anvil100705_0283_hl_250x165Ein wenig an Catweazle erinnernd, den mittelalterlichen, unbedarften Zauberer aus der britischen Fernsehserie, ging Lips mit seinem schütteren, langen Haar und reichlich Herzblut zur Sache. Dem Rocker, der sich selbst nicht als Rockstar, sondern als Fan wie Du und Ich bezeichnete, war es offensichtlich egal, dass nur 200 und nicht 20.000 Zuhörer vor ihm standen. Mit sichtlich Spaß, wie seinem grinsenden Gesicht und seinem Blitzen in den Augen zu entnehmen war, ackerte er auf seinem Sechsaiter. Seine beiden Kumpels, Robb am Schlagzeug und Glenn mal am fünfseitigen, mal am zwölfsaitigen Bass, standen um nichts nach.

Ob Thrash-Metal in Reinstform wie „Winged Assasins“, „This Is Thirteen“ mit Doom-Metal-Anleihen oder der rhytmische Stampfer „Metal On Metal“ – bei Lips und seinen Mitstreitern stob der Schweiß nur so umher. Allzu ausufernd verbiss er sich jedoch hin und wieder in seine Gitarrensoli, gniedelte dann und wann ein wenig zuviel des Guten; etwas weniger wäre da manchmal mehr gewesen. Nichtsdestotrotz feierten die Anwesenden ihn und seine Kombo mit nach oben gereckten Händen, nackenbelastendem Headbanging und skandierenden Anvil-Rufen.

anvil100705_0316_hl_250x165Kein großes Hollywoodkino, was Anvil im Luxor darboten, aber allemal ein eindringlicher und ursprünglicher Independent-Film, der es Wert war, gesehen zu werden. Protagonisten und Publikum waren nach 80 Minuten gleichermaßen zufrieden. Und den Metallica-Fans, die ohne deren Debüt und „Ride The Lightning“ groß geworden sind, sei angeraten, mal ein Anvil-Konzert zu besuchen: so authentisch haben die mittlerweile stadionfüllenden Rockheroen in den früheren Jahren auch gerockt! (Fotos: Helmut Löwe)

Setlist:

– March of the Crabs
– 666
– School Love
– Winged Assassins
– This Is Thirteen
– Mothra
– Flying Blind
– Thumb Hang
– White Rhino
– Mad Dog
– Forged in Fire
– Metal on Metal
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– Jackhammer

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