Bei Mastodon wird gebrettert, nicht gefaselt

Rockmusikern wird üblicherweise nicht wegen ihrer eloquenten Plauderei, ihrer zum Besten gegebenen Anekdoten oder unterhaltsamer Erzählungen gehuldigt. Die Songs sind das Entscheidende, die Gitarrenkunst oder reichlich Spielzeit beim Konzert ist das, was zählt. Und an genau jene Maxime hielten sich auch Mastodon am 2. Februar in der Kölner Essigfabrik: Der Auftritt der Progrocker und Metaller wurde nicht durch Gefasel unterbrochen – keine Ansage unterbrach das mit 100 Minuten lange Konzert des Quartetts aus Atlanta.

Fotos vom Konzert

Bevor das Publikum allerdings die ausgefeilten Rhythmusstrukturen, die komplizierten Soli und die abrupten sowie häufigen Tempiwechsel der urigen Klänge Mastodons goutieren konnte, legten Red Fang vorab die Latte schon recht hoch. Die vier Jungs aus Portland brachten ihre schwere und heftige Mischung von Songs, die sich irgendwo zwischen Pearl Jam und Black Sabbath bewegt, gekonnt, mit Inbrunst und Erfolg rüber: Nach einer dreiviertel Stunde forderten die gut 700 Fans mit Zugabenrufen mehr von ihnen – solch Enthusiasmus wird einer Vorband nicht oft zuteil. Nicht ungewöhnlich aber auch für den Status einer Vorband, dass diesem Publikumswunsch nicht entsprochen wurde.

Umfangreiche Setlist

Nachdem Red Fang die Zuschauer schon ganz gut warmgekocht hatten – in der frösteligen Halle kamen die meisten wohl nur langsam auf Betriebstemperatur -, stiegen Mastodon mit „Dry Bone Valley“ vom neuen Album „The Hunter“ ein.  Außer diesem Titel hatten Sänger und Bassist Troy Sanders und seine drei Kumpels noch sieben weitere vom jüngsten Werk auf der Setlist. Und damit gut ein Drittel der mit 23 Titeln ordentlich gespickten Setlist.

Kaum Schwierigkeiten hatten die meisten Anwesenden, das neue vom älteren Songmaterial zu unterscheiden: Weit weniger experimentell als die Titel der Alben eins bis vier, die nicht ganz falsch gerne als Konzeptalben bezeichnet werden, präsentierte sich das neue Material auch live: eingängiger, melodischer, bauch- statt kopflastiger. Gitarrist Bill Kelliher bezeichnete die Stiländerung gegenüber den vorherigen Scheiben im Interview so: „Auf diesem Album gibt es mehr Gesang und mehr Mehrstimmigkeit, dafür weniger Schreien“. Recht hat er damit.

Ist das nicht Catweazle?

Mit schwierigerem Handicap als seine drei Kollegen meisterte sich Brent Hinds durch den Auftritt: sein linker Fuß steckte in einer Schiene, was ihn aber nicht daran hinderte, zusammen mit Kelliher den sechs Saiten dröhnende Gitarrenläufe, spacig-psychedelische Soundeffekte, orchestrale Elemente und pfiffige Soli zu entlocken.

In der Bühnemitte ließ Sanders ganz gut die Saus raus – instrumental wie optisch. Fans der englischen Kinderserie „Catweazle“ werden bei seinem Look, seiner Mimik und Gestik wohl immer wieder an den schrägen Zauberer aus dem 10. Jahrhundert erinnert worden sein. Sein wummernder Bass war mit Ohren und Bauch gleichermaßen gut zu vernehmen. Gesanglich allerdings traf er nicht immer ins Schwarze. Genauso wenig ein Volltreffer der eher dürftige Klang in der Essigfabrik, der das polyrhythmische Hämmern von Brann Dailors Schlagzeug oft genug zu einem Scheppern werden ließ.

Fotos vom Konzert

Faszinierend allerdings  die Armarbeit der Saitenfraktion anzusehen: Synchronschwimmern nicht unähnlich glitten die linken Hände Sanders‘, Hinds‘ und Kellihers gleichförmig und behende hinauf und hinab über die Griffbretter. So wurde auch optisch einmal mehr die Komplexität, technische Finesse und Kantigkeit des Songmaterials deutlich. Zusammen mit Red Fang ließen sich Mastodon nach einer alternativen Version von „Creature Lives“ und einem intensiven Konzert lautstark feiern. Und Dailor bedankte sich ausgiebig und überschwänglich bei den Zuschauern – immerhin die erste Mastodonansage des Abend. (Fotos: Helmut Löwe)

Setlist Mastodon:

– Dry Bone Valley
– Black Tongue
– Crystal Skull
– I Am Ahab
– Capillarian Crest
– Colony of Birchmen
– Megalodon
– Thickening
– Blasteroid
– Sleeping Giant
– Ghost of Karelia
– All the Heavy Lifting
– Spectrelight
– Curl of the Burl
– Bedazzled Fingernails
– Circle of Cysquatch
– Aqua Dementia
– Crack the Skye
– Where Strides the Behemoth
– Iron Tusk
– March of the Fire Ants
– Blood and Thunder
– Creature Lives (zusammen mit Red Fang)

Kommentar hinterlassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert