A Place To Bury Strangers: Mit „Worship“ voll auf die Zwölf

Death by Audio (Tod durch Audio), so nennt sich die Effektgerätemanufaktur von Oliver Ackermann, seines Zeichens Sänger und Gitarrist der New Yorker Band A Place To Bury Strangers. Die Pedals der Schmiede kommen unter anderem bei den Nine Inch Nails und U2 zum Einsatz. Und sie tragen solch gewaltige Namen wie „Total Sonic Annihilation“ (Totale Schallzerstörung) oder „Interstellar Overdriver“ – offensichtlich nichts für Weicheier. Das wird ganz und gar deutlich, wenn man sich die Musik von Ackermanns Band anhört: Die Gitarrenattacken, die er zusammen mit Bassist Dion Lunadon und Schlagzeuger Robi Gonzalez auf dem neuen und dritten Album „Worship“ fährt, gehen voll auf die Zwölf der Ohren.

Interview mit Oliver Ackermann

A Place To Bury Strangers gelten als lauteste Band New Yorks. Wer allerdings schon einmal ein Konzert der Truppe erlebt hat, der weiß, dass die Region viel, viel größer als die US-Metropole gefasst werden muss: Wohl nur wenige andere Bands operieren mit ähnlich hoher Lautstärke. Denn weit jenseits der 100 Dezibel wird man als Zuhörer vom Effektgetöse, vom Schall, der wie ein Sturm wütet, förmlich hinweggeblasen (Konzertbericht: „A Place To Bury Strangers – schmerzvoll und faszinierend“). Und das keineswegs mit brutaler Metalmanier, sondern mit einer höchst unterhaltsamen Melange aus Noise- und Garagerock, Postpunk und Wave der frühen 80er Jahre, wie es Joy Division, The Jesus And Mary Chain oder The Sisters of Mercy in ihrer Anfangszeit kaum anders anstellten.

Hommage ja, Abklatsch nein

Als eine Art Hommage an die 80er, ja, so darf man „Worship“ durchaus sehen. Fahren doch A Place To Bury Strangers darauf einen verdammt ähnlichen Weg, wie sie ihn mit dem Vorgänger „Exploding Head“ einschlugen. Allerdings, so hat man als Hörer das Gefühl, ist der Asphalt auf der neuen Route rauher, rüttelt einen mehr durch. Zu verdanken ist dies vor allem den Distorsionsausflügen, den Kreischexperimenten und Soundexkursionen der Ackermann’schen Gitarre. Diese gönnt den Ohren keine Ruhe, schon bei Zimmerlautstärke ist das verzerrte Sägen des Sechsaiters irgendwie schmerzhaft.

Wer glaubt, dass wüste Rückkopplungen lediglich ein Songende bei einem Punk- oder Metalkonzert begleiten, der hat noch nicht in „Why I can’t cry Anymore“ oder „Leaving Tomorrow“ hineingehört. Was andere lediglich live veranstalten, verwalten A Place To Bury Strangers auf einer Studioscheibe, zu Beginn, inmitten und zum Ende eines Titels hin. Mit „Revenge“ gar scheinen sie an all jenen Rache nehmen zu wollen, die sich zwar verzerrtes Gitarrenspiel auf die Fahnen schreiben, im direkten Vergleich mit den New Yorkern aber aufs Erbärmlichste abschmieren würden.

Gegenpol Gesang

Ganz im Gegensatz zur wild um sich beißenden Instrumentierung, die weder vor Fuzz, ja nicht einmal Steelguitaranklängen als Effekt halt macht, klingt Ackermanns Gesang immer leicht näselnd erkältet und wirkt wie nebenbei und leicht gelangweilt intoniert. Mit Halleffekten wird aber auch hier immerhin nicht gegeizt. „Worship“ ist eine Platte, die wohl jedermann gefällt, der mit The Cure, Bauhaus, My Bloody Valentine und Konsorten groß geworden ist, deren Musik goutiert. Als profane Epigonen darf man A Place To Bury Strangers aber keineswegs abtun, schafft das Trio es doch jederzeit, auf „Worship“ das altbekannte Kaninchen aus dem Hut zu zaubern und es ganz anders als vorher aussehen, respektive anhören zu lassen.

„Worship“ hat mit elf Titeln eine Laufzeit von 44:32 Minuten, ist erschienen bei Dead Oceans und wird über Cargo Records vertrieben.

Anspieltipps: Alone, You Are The One, And I’m up

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