Volbeat, die Gitarrengangster reißen von den Sitzen

So richtigen derben Metal machen sie nicht, Rock’n’Roll im ursprünglichen Sinne auch nicht, und Rockabilly sowie Country in klassischer Form ebensowenig. Irgendwie ist ihre Musik ein wilder Mischmasch verschiedener Stile. Trotzdem liebt man sie, sie rangieren hoch in den Charts und ihre Konzerte finden vor fünfstelligen Besucherzahlen in den großen Hallen statt. Volbeat haben mit ihrem „Rock’n’Roll-Metal“, gerne auch mal despektierlich als Elvismetal bezeichnet, offensichtlich den Nerv der Zeit und den der Musikfans getroffen.

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In der Kölner Lanxess-Arena  machte das dänische Quartett am 12. November  einmal mehr sehr deutlich, warum es innerhalb kurzer Zeit von einer relativ unbekannten Nummer in die Führungsriege der Bands härterer Musik vorstieß: Nämlich indem es so richtig derbe drauflosrockte, einen guten Klang in das eher als „Soundwüste“ bekannte Henkelmännchen blies und auch mit großem Showspektakel nicht geizte, Flammensäulen inklusive. Und das ganze nicht nur auf die Schnelle, sondern zwei Stunden lang.

Wenn die Tribüne steht

Bei diesem fetten Rockpaket riss es die Zuschauer mal so richtig von den Sitzen – nicht nur in sprichwörtlichem Sinne: Vom ersten Takt an stand die gesamte Halle, alle 10.500 angereisten Fans. Auch das Publikum auf der Tribüne, die sonst eher als Hort des gemütlichen Sitzens und des Mit-den-Füßen-Wippens verschrien ist, zog es hoch auf die Beine. In den schmalen Gängen zwischen den Klappsitzen wurde getanzt, wenn die klebrigen Bierpfützen auf dem Boden die Füße nicht allzusehr behinderten.

Frontmann Michael Schøn Poulsen machte nicht nur deutlich, dass er ein guter Sänger ist, sondern dass er ebenso als mal jovialer, mal kumpelhafter Entertainer durchgeht. Und in der Lage war, trotz des großen Höhenunterschiedes und der Entfernung von der Bühne herab eine große Nähe zum Publikum zu erzeugen: Sei es, dass er die Frauen unter den Fans mit Lobhudeleien überschüttete, sei es, dass er sich die Kutte von einem Zuschauer auslieh und einen Song lang als Bühnenoutfit trug, sei es, dass er den Zuschauern ein eher unmännliches „Ich glaube, ich liebe euch“ entgegenschmetterte.

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Keine Zeit für Pausen am Bierstand

Da wunderte es niemanden, dass die Fans  sich vor Begeisterung kaum noch einkriegten, lauthals und textsicher den Gesang übernahmen, wenn Poulsen in den wenigen leiseren Momenten mal kurz aussetzte. Dass die Volbeat-Fans ganz heiß auf ihre Band waren, erkannte man deutlich, wenn man sich während des Auftrittes durch den Arena-Umlauf bewegte: Dort, wo an Essens- und Getränkeständen sonst stets Grüppchen stehen, Bier trinken oder Snacks verzehren, war dank Volbeat gähnende Leere. Auch so etwas kann Ausdruck eines begeisternden Konzertes sein. (Fotos: Helmut Löwe)

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