Audrey Horne - Pure Heavy

Audrey Horne, auf „Pure Heavy“ erneut die Trüffelschweine des Rock

Plattenfirmen schreiben oft genug wilden Mumpitz, wenn sie ihre Neuveröffentlichungen bewerben wollen. Da werden miserable Kompositionen gerne „unkonventionell“ genannt, stümpernde Instrumentalisten als „musikalische Freigeister“ bezeichnet oder grauenvolle Musik unter dem Deckmantel der Innovation der Szene verkauft. Ab und an aber stimmt das, was die Pressetexter zusammenschustern, 100prozentig – so wie bei „Pure Heavy“, dem neuen Album von Audrey Horne.

Trüffelschweine des Rock

„Man mag den Siebzigern nachtrauern, die Achtziger herzlich vermissen und die Neunziger als besonders unterbewertetes Jahrzehnt betrachten. Man könnte aber auch einfach „Pure Heavy“ der norwegischen Rockband Audrey Horne in den CD-Player schieben und bekommt all die vermissten Rockepochen frei Haus geliefert“. So kündigt Napalm Records die Studioscheibe der Band aus Bergen an. Und hat im Grunde genommen genau Recht damit. Denn Audrey Horne entpuppen sich auf „Pure Heavy“ einmal mehr als Trüffelschweine des Rock dreier Dekaden, picken Rosinen guter alter Musik heraus.

Sänger Torkjell Rød und seine Kumpels liefern Hardrock und Metal getreu ihren Vorbildern von den 70ern bis in die 90er hinein ab. Da hören sich die Gitarren auf dem Opener „Wolf in my Heart“ schon mal so an, als würde The Who’s Pete Townsend in die Saiten dreschen, „Out of the City“ klingt nach den glorreichen Taten Thin Lizzys, „Tales from the Crypt“ ist eine gute Hommage an die US-Helden Van Halen. Auch der traditionelle Metal in Form der New Wave of British Heavy Metal, kurz NWOBHM, kommt nicht zu kurz: standen wohl Biff Byford und Saxon für „Into the Wild“ Pate? Ja, sicherlich, vor allem da sich Rød am Gesangsstil des stimmgewaltigen Metalurgesteins orientiert.

Keine Experimente

Audrey Horne

Und auch die Anleihen beim Prince of Darkness himself, Ozzy Osbourne, sind vorhanden: Der Albumrauswerfer „Boy Wonder“ glänzt mit leicht näselndem Gesang und kompositorischer und gitarrenlastiger Finesse eines Zakk Wylde, der von „No Rest for the Wicked“ (1988) bis „Black Rain“ (2007) knapp 20 Jahre lang Garant für die Hits des tüdelligen und nuschelnden Osbourne war. Und wer in den 80ern mit Metal in Kontakt gekommen ist, dem werden darüber hinaus flugs solche Inselbands wie Tank, Tygers of Pan Tang oder Amis wie The Rods in den Sinn kommen.

Aber aufgepasst: Bei Audrey Horne heißt Anleihen bei alten Größen nehmen nicht billiges Abkupfern, wie man es so manchen Kollegen der Norweger vorwerfen möchte. Dafür sind die Fünf doch deutlich zu eigenständig, machen aus dem, was in der Hardrock- und Metalwelt nichts mit allen möglichen moderen Strömungen zu tun hat, eine illustre Melodiesammlung – ganz ohne Experimente. Der Spaß, den die Musiker bei ihrem Handwerk haben, überträgt sich rasch auf den Hörer. Na gut, nicht immer ist die Scheibe ein Volltreffer, ein sehr schönes Rockschmankerl aber in jedem Falle. (Foto: Øystein Haara)

Audrey Hornes „Pure Heavy hat mit 11 Songs eine Laufzeit von 42:18 Minuten. Die Platte ist bei Napalm Records erschienen und wird von Universal Music vertrieben.

www.audreyhornemusic.com

Anspieltipps: Holy Roller, Volcano Girl, Into the Wild, Boy Wonder