Lagwagon - Hang

Lagwagons „Hang“ macht Melodic Hardcore lebendiger denn je

Na hoppla, das soll melodischer Hardcore sein? Das ist doch Lagerfeuerromantik, ein Junge und seine Gitarre! Doch keine Angst, Fans des rauhen, schnellen und gleichzeitig melodischen Losgebretteres. Nach 56 Sekunden wird die Akustikgitarre beiseite gelegt und auf Lagwagons neuem Werk „Hang“ geht es mit Lied Nummer zwei namens „Reign“ lautstarkt und auf die fixe bekannte Art los. Da hat sich bei den Melodic Westcoasthardcorevertretern in den vergangenen neun Jahren nichts verändert.

Tja, denn neun Jahre hat es gedauert, bis ein Nachfolger von „Resolve“ aus dem Jahre 2005 veröffentlicht wurde. Und lasst es euch gleich gesagt sein: Mit der Platte ist der Band um Frontmann und Sänger Joey Cape ein richtig guter Wurf gelungen. „Hang“ ist trotz der langen Zeit der Studioabwesenheit Lagwagons kein verstaubter Schwung Musik, sondern zeigt, dass melodischer Hardcore lebendiger ist denn je. Und dass er auch auch Vielfältigkeit und Abwechslungsreichtum kann – nicht bloß 2- bis 3-Minutengebrettere.

Ähnliches hatte Cape gegenüber Electrictunes vor dem Lagwagonkonzert Mitte August in der Kölner Live Music Hall gesagt. „Wirklich aggressiv” werde die Platte, erklärte Cape; „Hang“ werde sehr viel rock- und metaldurchtränkter sein, als es bloßen Pop-Punk zu hören gäbe. “Aber schnelle Gitarrenriffs gibt es auch“, machte er zur Beruhigung der Fans flugs klar. Und genau das, was Cape im Spätsommer erzählte, trifft auf „Hang“, welches am 31. Oktober erscheint, nahezu komplett zu.

Früher gut, heute gut – ungewöhnlich

LagwagonWer Lagwagon schon zu „Hoss“-Zeiten 1995 gut fand, der wird jetzt ebenso begeistert sein. Außer dem genannten „Reign“ sind zum Beispiel „Poison in the Well“ oder „Burning out in Style“ zeitlose Hardcorekracher melodischer Art. So was haben Lagwagon früher schon gut gemacht, so was machen sie auch jetzt und hier gut. Da geht es ordentlich nach vorne ab, tempolastig, melodisch, mit kernigen Gitarrenriffs und ordentlich gesungen. Sehr ungewöhnlich für die Jungs mit dem Gitarrenhünen Chris Flippin als weithin sichtbares Mitglied ist „Obsolete Absolute“: denn das ist – man höre und staune – 6:11 Minuten lang! Aber keineswegs langatmig, sondern gut durchkomponiert und mit Tempiwechseln gekonnt aufgepeppt.

Lagwagon können auf „Hang“ aber auch anders – Cape verriet es ja schon: Titel wie „Made of broken Parts“ oder „The Cog in the Machine“ haben ganz klar metallische Ausrichtung. Vor allem die nicht bloß treibenden Riffs, sondern elaborierte Gitarrenläufe und gekonnte Tempiwechsel ständen so mancher Metaltruppe ebensogut zu Gesicht. Da kommt echte Abwechslung auf, das macht das Hören sehr spannend. Und wenn sich der alte Metalfan bei „Drag“ an die zweiistimmigen Gitarrenläufe aus dem Hause Iron Maiden in jungen Jahren erinnert fühlt, dann hat er endgültig Spaß an Lagwagons neuem Werk. (Foto: Lisa Johnson)

„Hang“ von Lagwagon hat zwölf Songs und eine Laufzeit von 38:52 Minuten. Die Scheibe ist erschienen bei Fat Wreck Records und im Vertrieb von Edel.

Anspieltipps: Made of broken Parts, Poison in the Well, Obsolete Absolute, In your Wake

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