Art of Anarchy und „The Madness“: zwischen Rockbrett und Sperrholz

Och nö, nicht schon wieder eine Supergroup. Wer so spricht, hat oft Recht – nicht aber, wenn er über Art of Anarchy spricht. Denn die Band, die sich aus Musikern verschiedener anderer Bands rekrutiert und mit Scott Stapp, ja, dem Creed-Frontmann, einen verdammt bekannten und guten Sänger an Bord hat, klingt ganz anders als ein zusammengewürfelter bunter Haufen Musiker mit Freizeitlangeweile. Art of Anarchy legen mit ihrem zweiten Album ein richtig gutes Stück Musik hin. „The Madness“ heißt es, keine Verrücktheit ist es, sondern ein ordentlich durchdachtes und komponiertes Ding. Welches zu hören ziemlich viel Spaß macht – zum weitaus überwiegenden Teil jedenfalls.

Wie zwei dicke Deckel ein gutes Buch zusammenhalten, so rahmen mit „Echo of a Scream“ als Opener und „Afterburn“ als Rausschmeißer zwei ziemliche Rockbretter die anderen acht Songs ein. Alternativer Metal als Genre trifft die Chose, die mit fetten Riffs glänzt und deren elaborierte Soli  live und auf der Bühne ungeahnten Platz für Gitarrenimprovisation lassen. Gitarrist Ron „Bumblefoot“ Thal , ehemals Guns N’ Roses, Disturbed-Basser John Moyer  – aha, daher also die Wucht – und die Zwillinge Jon and Vince Votta (Gitarre und Schlagzeug) werkeln ordentlich drauflos. Und Stapp arbeitet äußerst geschickt mit seinem Instrument Stimme, da gibt es rein gar nicht auszusetzten.

Wenn’s dem Radio gefällt…

Wie der Leser ab und an auch in seinem goutierten Buch mittelmäßige Passagen entdeckt, so macht der Hörer auf „The Madness“ ebensolche aus. Nämlich dann, wenn das Tempo und die Wucht aus den Songs genommen werden, wenn Balladeskes sich mit Stadionrockattitüde die Hand gibt: mit „Won’t let you down“ oder „Changed Man“ taucht doch so einiges musikalisch dünnes Sperrholz zwischen den Massivholzbrettern auf. Für viele US-Radiostationen sind solche Songs dagegen wohl ein gefundenes Fressen – wenn die on Air sind, macht man nichts falsch, die tun keinem weh.

„Somber“ als ebenfalls ruhig-rockiger Kandidat hat zum Glück etwas mehr drauf – auch wenn sich Stapp manchmal in leichtes „Knödeln“ zu verlieren scheint. „Dancing with the Devil“ weist sogar ein wenig Bluescharakter auf, allerdings jenen der Stahlbetonart – das gefällt aber. Wenn man dann am Ende über die ein oder andere Schwachstelle hinweghört, so liefern Art of Anarchy mit „The Madness“ ein grundsolides Album ab, das auch nach diversen Rotationen im CD-Spieler spannend ist. (Foto: Pressefoto)

„The Madness“ von Art of Anarchy hat zehn Titel mit einer Laufzeit von 36:29 Minuten. Erschienen ist das Album bei Century Media Records und im Vertrieb von Sony.

Anspieltipps: Echo of a Scream, No Surrender, Afterburn

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