Triggerfinger und „Colossus“: kolossal ist leider anders

Den meisten Hörern dürfte das belgische Trio wohl weniger durch seine eigenen Songs denn vielmehr durch eine außergewöhnlich interessante Akustikversion von Lykke Lis „I follow Rivers“ bekannt sein. Doch wer die Platten Triggerfingers und vor allem die Konzerte von Sänger und Gitarrist Ruben Block, Bassist  Paul  Van  Bruystegem  und Schlagzeuger Mario Goossens kennt, der weiß, dass Triggerfinger sehr viel mehr drauf haben, als schöne Coverversionen mit Sounds von Besteck und Geschirr zu verwirklichen.

Rockt die Band – vor allen Dingen live – doch ganz schön ab, bluesgetränkte Rockwucht mit einem Hauch Stonerrock sowie ab und an popmelodisch eingestreute Elemente  machen sich breit. Und nun, ist das auch so auf dem neuen Album „Colossus“, dem Nachfolger zum guten und hochbewerteten „By Absence Of Sun“ aus dem Jahre 2014? Tja, leider nein, leider nicht wirklich, so muss man auch nach mehrmaligem Hören konstatieren. Viele der Titel klingen zwar nach neuen Wegen, haben ungewöhnliche Strukturen und variable Instrumentierungen, doch alles in allem klingt das nicht wirklich gut durchdacht, sondern eher danach: „Hopp Jungs, jetzt machen wir mal was anderes – egal wie anders“.

Warum unbedingt anders an die Sache herangehen?

Sänger Block erklärt das Entstehen von Colssus so: „Unsere bisherigen Alben wurden aus schierer Energie geboren, dabei zählte in erster Linie die spontane Interaktion zwischen uns drei Musikern. Diesmal sind wir anders an die Sache herangegangen – bei ‚Colossus‘ stehen die Songs im  Mittelpunkt.“ Ach, hättet ihr doch auch jetzt schiere Energie und spontane Interaktion walten lassen. Dann hätte man vielleich nicht den Eindruck gewonnen, hier will jemand herumexperimentieren, koste es, was es wolle. Dabei macht der Einstieg mit dem Titelsong doch gleich Bock auf mehr, ist „Colossus“ doch ein schönes Stück Rock in bester Triggerfingemanier, ohne viele Schörkel und Brimborium.

Die Singleauskopplung „Flesh Tight“ packt schöne Melodien mit einem Kick Streicherattitüde aus. Der „Candy Killer“ schlägt dann schon die etwas ungewohnte Richtung ein, das könnte auch für Progrock durchgehen. Die Ballade „Afterglow“ mag noch gefallen, doch im weiteren Verlaufe des Albums wundert man sich dann doch schon: „wo ist dann jetzt hier Triggerfinger abgeblieben?“ Schwere musikalische Kost kommt auf einen zu – womöglich fehlt der intellektuelle Zugang. Ein Hauch Indierock und schräger Alternativepop, mal ein wenig Anklänge von Artrock und einige spacig-atonal anmutende Segmente fordern sehr heraus. Hmmm, was soll ich denn jetzt damit anfangen? Die Frage bleibt am Ende von „Colossus“ im Raum stehen. Kolossal ist leider anders. Da reißt auch der letzte Teil von „Wollensak Walk“ als eine Art Hidden Track in schönstem Bluegrass nix mehr raus. (Foto: Diego Franssens)

„Colossus“ von Triggerfinger hat zehn Titel mit einer Gesamtlaufzeit von 36:23 Minuten. Das Album erscheint am 25. August bei der Mascot Label Group und ist im Vertrieb von Rough Trade.

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