Soen und Wheel in Köln: von schwedischen Vätern und glücklichen Finnen

Ziemlich heiß war es am Abend des 21. März im Kölner Helios 37. Irgendwie ein bisschen so wie in einer Sauna. Das fanden auch die schwedischen Progressivemetaller Soen, die auf ihrer Facebookseite feststellten: „Köln, es war heiß hier drinnen – aber es war es wirklich wert!“ Danke für eine unglaubliche Nacht!!“ Tja, manchmal sind Konzerte eben eine heiße Angelegenheit, so wie jenes von Soen in der kleinen und kubischen Butze im Stadtteil Ehrenfeld.

Selbst wenn nicht nur die Band schwitzte, sondern auch die Besucher schweißgebadet waren, so hat es sich doch auch für diese gelohnt, denn der Auftritt Soens war ein wirklich vorzüglicher. Anderthalb Stunden lang lang gab es sehr gute soensche Metalkost, vornehmlich vom aktuellen Album „Lotus“, welches der Tour des Jahres 2019 den Namen gibt. Dazu noch ein Schwung von Songs vom Vorgänger „Lykaia“ – das machte schon mal drei Viertel der 13 Titel auf der Setlist aus.

Konzertfotos: Soen und Wheel im Kölner Helios 37

Wenn der Vater mit dem Sohne…

Soen, Joel Ekelöf

Die fünf exzellenten Musiker auf der Bühne lieferten fehlerfreies Spiel, das gepaart mit den ausgefuchsten und abwechslungsreichen Kompositionen sowie dem sauberen, melancholisch-klaren Gesang einen äußerst runden Konzertabend abgab. Allein der unangenehm dröhnende Sound der Bässe schmälerte das Hörvergnügen – da durften sich kritische Zuhörer allerdings beim Mixer bedanken, der zwischendurch mal lieber sein Smartphone für den Mitschnitt von Bewegtbild einsetzte, als seinen Job fehlerfrei zu machen.

Der Kölner Konzertabend war für Sänger Joel Ekelöf nicht nur ein heißer, sondern ein ganz besonderer: Ekelöfs Vater stand mitten im Publikum, verfolgte, was Sohn und Kumpels musikalisch so auf der Bühne trieben. Und so was gehört sicherlich nicht zum Standard von Rockmusikern bei der Arbeit. „Danke Paps für alles, was Du für mich getan hast“, zollte Ekelöf, der ohne Mutter aufwuchs, seinem Vater höchste Anerkennung. Eine kleine und feine Sentimentalität, welche die von Fans bewunderten Musiker flugs wieder ins echte Leben holt – das war zu Recht großen Applaus wert.

Wheel als Opener: kurz, düster und gut

WheelEinen nicht unerheblichen Anteil am feinen Musikabend in der Domstadt hatten Wheel, welche den Abend vor der dänischen Metalcoretruppe Ghost Iris eröffneten. Die Finnen traten mit ihrem vor kurzem veröffentlichten Debütalbum „Moving Backwards“ an. Und weil die Titel der Platte ziemlich lang sind, reichten lediglich vier davon, um die halbe Stunde Spielzeit, die Wheel hatten, zu füllen. Ziemlich kurz zwar der Auftritt, meist auch schwierig zu erkennen das Treiben des Quartetts im Dunkel der Bühne, dennoch musikalisch sehr passend. Mit dem progressiven und melodischen Metal samt Einflüssen von Grunge lagen Wheel nahe dran an dem, was Soen auch so auf der Fahne stehen haben.

Konzertfotos: Soen und Wheel im Kölner Helios 37

Zwar mussten die meisten der anwesenden Zuschauer die Frage von Sänger und Gitarrist James Lascelles, wer denn die Musik Wheel kenne, mit einem klaren „Nein“ beantworten, doch nach dem sehr gekonnten Auftritt der Finnen dürfte die Fanschar sicherlich um einen größeren Schwung von Personen angestiegen sein. Wie wohl sonst hätte man den großen Applaus denn verstehen sollen? Und womöglich ist so etwas auch ein Grund, warum Finnland laut UN-Weltglücksreport das glücklichste Land der Welt ist. Wheel zumindest machte der Abend glücklich. (Fotos: Helmut Löwe)

Setlist Soen

– Covenant
– Opal
– Rival
– Tabula Rasa
– Lascivious
– Jinn
– Lucidity
– Opponent
– Martyrs
– Slithering
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– Savia
– Sectarian
– Lotus

Setlist Wheel

– Vultures
– Tyrant
– Where the Pieces lie
– Wheel