Neal Morse

Neal Morse Band und die exzellente Abenteuerreise in Kölns Kantine

Wenn nur eine einzige Band einen Konzertabend bestreitet, dann darf man sich als Fan meist darauf einstellen, dass dieser Abend ziemlich schnell vorbei ist. Bei der Neal Morse Band ist dies allerdings nicht so, zumindest nicht auf deren aktueller Tournee zum aktuellen Doppelalbum „The great Adventure“. Auch in der Kölner Kantine, wo die Neal Morse Band am 29. März 2019 den ersten von fünf Konzertstopps in Deutschland einlegte: über zweieinhalb Stunden standen die Musiker auf der Bühne, eine Viertelstunde Pause unterbrach den außergewöhnlich langen Auftritt.

Konzertfotos: Neal Morse Band in der Kölner Kantine

Und nicht nur lang war er, der Auftritt, er war auch enorm gut. Alle fünf Protagonisten auf der Bühne der mit etwa 900 Leuten ausverkauften Kantine im Kölner Stadtteil Longerich legten enormes musikalisches Können, ausgezeichnetes Handwerk an den Tag, respektive Abend. So wie man es von den Alben kennt, so war es auch im Konzert zu hören. Kaum verwunderlich, dass es für die große Kunst des progressiven Rocks massig Applaus vom Publikum gab.

Von großer Zustimmung bis zu heller Begeisterung

Sich an der Setlist abzuarbeiten, machte wenig Sinn – auf der stand zum weitaus größten Teil nämlich das gesamte Album „The great Adventure“. Kein Schnickschnack in der Songgestaltung, Neal Morse, Bassist Randy George, Gitarrist Eric Gillette, Keyboarder Bill Hubauer und Drummer Mike Portnoy spielten sich von der ersten Ouvertüre bis hin zum Ende mit „A Love that never dies“ chronologisch durch die Songs des Albums. Zum Ende hin packten die Musiker noch einen Schwung von Titeln aus der Feder Morses aus. All das, was auf der langen, langen Setlist stand, fand bei den anwesenden Fans sehr große Zustimmung bis hin zu heller Begeisterung.

Schön zu sehen und zu hören, dass – wenn man sich den Sound in Studioqualität vorstellte – live tatsächlich nur sporadisch Unterschiede zur Instrumentalkraft der Band für eine Albumaufnahme zu erkennen waren. Klar, wenn gesittete Progressive-Rocker auftreten, gibt es kein Bühnenspektakel mit wahnwitziger Aktion, aber das wollte ja eh keiner haben. Bis auf Morse selber, der theatralisch und gestenreich seine gesungene Geschichte der Reise eines Mannes durch die Wirren des Lebens untermalte, stand bei der Band musizieren im Fokus. Der nahezu statisch wirkende George war allerdings das andere Extrem – stoisch und mit Minimalaktionsradius (bis auf eine einzige Ausnahme: von der rechten Seite zur Bühnenmitte und zurück) widmete er sich dem perfekten Bassspiel.

Konzertfotos: Neal Morse Band in der Kölner Kantine

„Ich glaube, ihnen hat’s gefallen“

Die Dramatik des inhaltlichen Geschehens des Konzeptalbums spiegelte eine Videowand wider – Nachtszenerien, einsame Natur, Wälder, Unwetter, Buntes Durcheinander und andere surreale Szenerien visualisierten das diffuse Leben und die verschlungenen Pfade der Hauptfigur von „The great Adventure“. Ab und an war sogar Zeit zu feixen: darüber, dass man seit Wochen das Set Abend für Abend spiele und nun endlich in Deutschland, dass der Mann, der Spock’s Beards Kopf war, nun auch mal mit Bart zu sehen war. Ein Volltreffer war in jedem Falle die Vermutung, die Morse gegenüber seinen Mitmusikern äußerte: „Ich glaube, ihnen hat’s gefallen“. Oh ja, den Liebhabern progressiven Rocks hat es sogar sehr gefallen. (Fotos: Helmut Löwe)