Saxon - live

Der Adler von Saxon legt in Düsseldorf eine perfekte Landung hin

Die Beine hoch oben in der Luft, den Kopf tief unten zwischen den schwitzenden Leibern anderer – irgendwie geht Crowdsurfing dann doch anders. Und der Typ mit Iron-Maiden-Baseballkappe und Kutte entpuppt sich nach genauerem Hinsehen als Metaller mit Mundschutz. Na gut, dies waren dann doch die beiden einzigen unschönen Szenen mitten im Publikum, während auf der Bühne davor Saxon die Düsseldorfer Mitsubishi-Electric-Halle – bei vielen noch immer als Philipshalle ein Begriff – verdammt souverän mit einer gewaltigen Packung Schwermetall überhäuften.

Auf das Konzert der Briten mussten die Fans, Rocker und Metalheads viereinhalb Monate warten: Anstatt wie vorgesehen am 16. Oktober 2019 stieg der Stopp in der Landeshauptstadt Nordrhein-Westfalens erst am 7. März 2020. Wegen einer Bypassoperation des Saxon-Frontmannes Biff Byford unterbrachen die Musiker deren „Castles-&-Eagles“-Tour im Herbst des Vorjahres und gingen erst im darauffolgenden März wieder ins Konzertrennen. Und die etwa 5.000 Fans sahen und hörten einen augenscheinlich gut genesenen Sänger: Biff und Kumpels legten einen perfekten Auftritt hin, versehen mit allem Pipapo, welches ein Metalkonzert braucht.

Showmäßig ganz groß aufgefahren

Saxon - liveDie Lautstärke war hoch, der Sound war gut. Flammensäulen und Rauchfontänen stiegen empor, Burgmauern standen im Bühnenhintergrund, auf dem Bildschirm liefen Szenen aus der Bandhistorie sowie songtextdienliche Videoeinspieler. Zudem senkte sich der metallene Adler von der Hallendecke herab und strahlte mit Schweinwerfern gleißend in die Menge. Showmäßig hatten Saxon also ganz groß aufgefahren, hatten sich zum 40-jährigen Bandjubiläum nicht lumpen lassen.

Und was war musikalisch? Das, was Biff und seine vier Mitstreiter auf der Setlist hatten, war eine Huldigung an 40 Jahre Heavy Metal aus dem Hause Saxon. Ob „Backs to the Wall“ vom Debütalbum von 1979 oder der Titelsong vom jüngsten Album „Thunderbolt“ von 2018 – Saxon packten Songs aus, die dann doch eher zum härteren Output der Band gehören. Und vor allem solche Songs, die in der Zeit der New Wave of British Heavy Metal (NWOBHM) zu verorten sind: über die Häfte der Lieder entstammten der bei den Fans unglaublich beliebten ersten vier Saxon-Alben, die zwischen 1979 und 1981 erschienen sind.

Ein bisschen Wehmut

Saxon - liveDa wurde man einmal mehr gewahr, wie prägend doch der Karrierestart einer Rockband auch im Laufe mehrerer Jahrzehnte deren Geschichte ist. Dass bei so viel altem Kram auch bei Biff manchmal die Erinnerung nicht immer exzellent ist, stellte sich heraus, als er „To Hell and back again“ ad hoc keinem der alten Alben mehr zuordnen konnnte. Wie gut, dass der Fan nebenan lautstark konstatierte, dass dies der zweite Song auf Seite eins von „Strong Arm of the Law“ sei.

Mit „They Played Rock and Roll“ huldigten Saxon dann nicht nur ihrer eigenen Historie, sondern auch der Historie Motörheads; mit diesen zusammen nämlich waren sie zu Beginn der 80er Jahre on the Road. Die Band, die nicht mehr existiert, und Saxon – wie lange sich das Metalkarussell doch schon dreht. Ein bisschen Wehmut an die gute alte Zeit mag da schon bei vielen im Publikum aufgekommen sein. Und bei Konzertabpfiff nach eindreiviertel Stunden Schwermetall ploppte womöglich der Gedanke auf, dass der stählerne Adler Saxons an jenem Abend doch eine echt satte Landung hingelegt hatte. (Fotos: Helmut Löwe)

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