Doro Pesch

Doro Pesch im Interview: „Der Spaß fehlt heute manchmal.“

Auf über drei Dekaden im Metalbusiness kann die blonde Düsseldorferin zurückblicken. Gut 30 Jahre Leben mit lautem Rock’n’Roll, mit großem, weltweiten Bekanntheitsgrad und einer ganz treuen Fanbase sowie mit vielen Freunden kreuz und quer durch die beliebten Rockbands: Doro Pesch als eine Ikone des Metals zu bezeichnen ist sicherlich nicht zu hoch gegriffen. Und der zierlichen Dame – mit 1,60 Meter Körpergröße ist Doro selbst für weibliche Verhältnisse eher klein – kann man zudem etwas ganz Außergewöhnliches zurechnen: Als eine der ersten Frontfrauen und Sängerinnen ebnete Doro den Weg für ganz viele Geschlechtsgenossinnen, die heute auf den Bühnen der großen Konzerte oder riesigen Festivals stehen.

Beispiel gefällig? Doro war die erste Frau, die beim „Monsters of Rock“ in Castle Donnington auf der Bühne stand; das war im Jahre 1986 mit ihrer damaligen Band Warlock. Das, was vor 30 Jahren ganz ungewöhnlich war – Frauen im Heavy Metal -, ist heute eine Selbstverständlichkeit. Ein bisschen auch dank Doro! Gerne und leicht wehmütig erinnert sich Doro an die Liveauftritte Mitte der 80er Jahre: „Als ich begann, war auf Konzerten und Festivals vieles einfacher als heute: Es gab keinen Graben, Security spielte kaum eine Rolle und Lautstärkebegrenzungen gab es ebenfalls nicht. Du konntest machen, was du wolltest. Dieser Spaß, den wir damals hatten, der fehlt heute manchmal“.

Verklären will sie diese „wilde“ Zeit des Metals dennoch keineswegs: „Wir waren extrem abhängig von Agenturen, von der Presse, von vielen anderen Leuten. Wenn die Musikmagazine in England zum Beispiel schlecht über dich schrieben, hattest Du dort keine Chance auf Konzerte.“ Heute seien Musiker laut Doro viel eher in der Lage, Dinge selbst in die Hand zu nehmen. „Dank Facebook, Twitter, Instagram, Youtube und den anderen Social-Media-Kanälen kann man als Band viel mehr selber machen“, stellt Doro unverblümt fest.

Die 90er – eine riesige Durststrecke

DoroDer langjährige und dauerhafte Erfolg Doros – zuerst mit Warlock und ab 1990 mit ihrer Band „Doro“ – ist nicht nur von Höhen, sondern auch von Tiefen geprägt: „Als zu Beginn der 90er Jahre der Grunge kam, war dies eine riesige Durststrecke für uns“, konstatiert sie dem Heavy Metal eine lange Zeit der bitteren Ernüchterung. Trauer deswegen ist aber bei Doro keinesfalls angesagt, denn „es war toll, als Zeitzeuge dabei gewesen zu sein, wie sich die Metalszene über die Jahre hinweg entwickelt hat“. Wer so lange vorne im Rennen mitmischt, der kann es sich auch ruhig mal gönnen, die bisherige Karriere musikalisch und optisch Revue passieren zu lassen. Und das tut Doro mit einer umfangreichen DVD- und CD-Jubiläumsedition namens „Strong and Proud – 30 Years of Rock and Metal“.

Knapp acht Stunden Material optischer und akustischer Art gibt es auf dem Paket, in dem sich drei DVDs befinden.  Aufwändiger wird es mit dem sogenannten „Earbook“, das außer den drei DVDs zwei Blurays und eine CD umfasst. Wer sich auf Musik beschränken möchte, greift profan auf die Live-CD zurück. Außer Doro und Band sind eine Menge Gäste darauf zu sehen und zu hören: Blaze Bayley, Hansi Kürsch, Udo Dirkschneider, Uli Jon Roth und ein weitere Schwung von Doros Wegbegleitern. Passend dazu geht Doro im Winter 2016 auf „Love’s-gone-to-Hell“Tour, welche mit einem Konzert in der Kölner Live Music Hall am 14. Dezember endet.

Wunschkonzert auf Zuruf

Doro PeschViel Musik verspricht Doro den Fans: „Die Auftritte führen quer durch die Karriere, ein Song pro Jahr. Wenn Die offizielle Setlist durch ist, gibt’s ein Wunschkonzert auf Zuruf“. Aus dem Stegreif haben die Sängerin und ihre Kollegen dann etwa 40 Songs parat, die sie jederzeit abrufen können. Man kann gespannt sein, was sich die Fans dann so wünschen. in knapp drei Stunden Konzert passt ja eine Menge Songmaterial.

Was in jedem Falle zu hören sein wird ist „Hero“, welches Doro für den 2010 gestorbenen Ronnie James Dio schrieb, sowie „Without you“. Damit will Doro an einen der bekanntesten Rockmusiker ever erinnern, Ian Fraser „Lemmy“ Kilmister: „Diese Ballade ist Lemmy gewidmet“, erzählt sie. Waren doch sie und Lemmy, der am 28. Dezember 2015 starb, immer ganz dicke. Und womöglich steht bei den Konzerten im Winter eine weitere musikalische Widmung an Lemmy auf dem Programm: „‚Living Life to the Fullest‘ habe ich für Lemmy geschrieben, als ich im Flieger zu seiner Beerdigung geflogen bin“, beschreibt Doro bedrückt einen der Titel ihrer kommenden Platte, welche 2017 erscheinen soll. (Fotos: Helmut Löwe)

www.doropesch.com

www.facebook.com/doropeschofficial