The Subways, das sind Billy Lunn, Charlotte Cooper und Josh Morgan aus Welwyn Garden City in Hertfordshire, nördlich Londons. Seit 2005 sind die drei zusammen und zur Zeit äußerst erfolgreich mit ihrem Indiepoprock auf verschiedenen Festivals in Europa unterwegs. Nachdem am 16. September ihr neues Album „Money & Celebrity“ erscheint, geht’s für die Subways ab auf Headlinertour kreuz und quer durch mittelgroße Hallen in Europa. In Deutschland stehen im Oktober acht Auftritte an.
Electrictunes traf sich mit Billy, Charlotte und Josh vor kurzem zum Interview.
Ihr habt ziemlich viel um die Ohren zurzeit. Auftritte, Videodrehs, Pressetermine… Wie relaxt ihr?
Charlotte: Oh, manchmal gibt’s gar keine Zeit für Ruhe. Aber das macht uns eigentlich nicht so viel aus. Denn der Abstecher ins Ramones-Museum (am 2. August; d. Red.) war großartig, der Videodreh hat Spaß gemacht. Ansonsten lesen wir im Flugzeug, sehen uns Filme an. Jeder findet schon irgendwas, wie er sich ausruht.
Billy: Die Spiele auf meinem iPhone haben mir das Leben gerettet (lacht).
Ihr seid bei Facebook sehr aktiv, twittert auch viel…
Billy: Wir wollen in Kontakt mit unseren Fans bleiben und sie wissen lassen, was wir vorhaben. Ebenso neugierig sind wir auch darauf, was unsere Fans antreibt und wie ihnen unsere neuen Songs gefallen. Unter anderem haben wir vor unserem Auftritt im Berliner Ramones-Museum viel geposted. Und so sind reichlich Fans gekommen. Auch wenn wir an eine neue Location kommen, schieße ich ein Foto von uns, stelle es online und teile den Leuten mit ‚hey, wir sind gerade da und da’. Eine tolle Möglichkeit, die Barriere zwischen Band und Fan einzureißen.
Ihr postet alles selbst?
Charlotte: Ab und zu gibt’s offizielle Mitteilungen von uns als Band. Aber unsere eigenen Posts und Tweets signieren wir stets persönlich.
Billy: Ich setze ein „Billy“ darunter und Charlotte ein „CC“.
Charlotte: Ich versuche, jeden Tag eine Meldung zu posten. Na ja, manchmal sind’s auch mehr, wenn viel los ist.
Ihr habt unter anderem auf großen Festivals wie dem Hurricane gespielt. Gibt es einen Unterschied zwischen kostenlosen Festivals wie der Rheinkultur (fand am 2. Juli vor 160.000 Zuschauern in Bonn statt; d. Red.), wo ihr Headliner wart, und solchen, die Eintritt kosten?
Billy: Nicht wirklich. Beide Arten von Festivals sind sehr gut organisiert, die Fans sind gut drauf und die Areale bestens ausgewählt. Ich kann keine Unterschiede erkennen.
Charlotte: Die Organisation der Rheinkultur war für ein kostenloses Festival einfach super. Eine Spitzenbühne mit erstklassigem Equipment und toller Lightshow.
Ihr habt noch einige Festival- und Open-Air-Auftritte vor Euch, bevor ihr im Herbst auf Hallentour geht. Sind Euch Auftritte auf großen Festivals oder Konzerte in kleineren Hallen lieber?
Billy: Ach, wo wir auftreten, ist eigentlich egal; Hauptsache, wir können unsere Instrumente schnappen und es sind Fans anwesend, die tanzen, singen, Spaß haben. Klar ist es bei Festivals beeindruckend – diese sind so riesig und wo sonst können wir unsere Lieblingsbands anhören, wenn wir auf Tour sind? Außerdem hat man von der Bühne hinab einen tollen Blick über die Menschenmenge, sieht abertausende klatschende Hände und riesige Circle-Pits. In kleineren Hallen dagegen ist es eng, heiß; und es herrscht eine spannungsgeladene Atmosphäre. Du siehst, wie sich die Fans drängen, erkennst das Weiße in ihren Augen, ja sogar den Ausdruck in einzelnen Gesichtern nimmst Du wahr. Das ist eine tolle Erfahrung. Wie man sieht, haben beide Arten von Auftritten ihre Vorteile.
Kommt ihr Euch mit drei Leuten auf den großen Festivalbühnen nicht manchmal ein wenig verloren vor?
Billy: Das erste Mal auf einer solch großen Bühne – ich glaube, es war auf dem Glastonbury-Festival 2004 – war überwältigend. Und zugleich Angst einflößend: „Was soll ich bloß mit all diesem Platz anfangen“, habe ich mich gefragt. Und Charlotte und Josh waren auch so weit weg von mir. Aber jetzt lieben wir es, auf der Bühne hin und her laufen zu können. Ich glaube, dass wir zusammenstoßen werden, wenn wir wieder in kleineren Clubs auftreten (lacht).
Charlotte: Man braucht einige Zeit, um sich an so was zu gewöhnen. Vorher sind wir ja nur in winzigen Clubs aufgetreten. Und wenn Du dann auf einer solch riesigen Bühne stehst, ist das schon überraschend. Jetzt finde ich das super – so viel Platz zum rumlaufen (lacht).
Wie unterschied sich die Arbeit am neuen Album („Money & Celebrity“ erscheint am 16. September 2011; d. Red.) von der, die ihr mit Eurem Debüt und Folgealbum hattet?
Billy: Anders als bei den beiden vorherigen Platten schrieb ich diesmal zuerst die Texte, anschließend komponierte ich die Musik. Ich ließ mich zu den Texten unter anderem von den Nachrichtensendungen und den Reality-Soaps im Fernsehen inspirieren. Wenn mir auf der Straße etwas einfiel, nahm ich’s auf meinem iPhone auf. Zuhause kamen Texte und Musik dann zusammen. Diesmal legte ich mehr Wert auf die Texte, die auch eindeutig soziale Themen streifen, nicht mehr nur Liebe in all ihren Variationen. Ich habe den Starrummel aufgegriffen, das Thema Finanzkrise oder einfach Alltagsthemen, die mich und meine Freunde betreffen. Das ist wohl der bedeutendste Unterschied zu den früheren Platten.
Wie sieht Eure Arbeitsteilung bei der Produktion einer neuen Scheibe aus?
Josh: Am Wochenende sorgt Billy für das Grundgerüst der Songs: die Melodieläufe, die Texte. Und das landet dann in unseren Proben während der Woche, wo Charlotte und ich unseren Teil beitragen. Das, was uns gefällt, nehmen wir auf. Üblicherweise wird aus dem größten Teil der Songideen wirklich etwas. Deswegen hat’s was gedauert, bis wir aus den etwa 30 bis 40 Songideen die zwölf besten Titel für das neue Album zusammen hatten.
Billy: Wenn wir Musik schreiben, spielen, dann hat das sehr viel mit dem Herzen zu tun; wenn wir an Texten arbeiten, ist das eher kopflastig. Und ich habe an dieser Scheibe sehr viel mit dem Kopf gearbeitet.
Wie kamt ihr auf „Money & Celebrity“ als Titel für das neue Albums?
Billy: Nach dem Mix fragte mich unser Manager, wie das Album denn nun heißen solle. Und ich sagte zögernd „Money – und, hmmm – Celebrity“. „Perfekt“, antwortete er. Und um diese beiden Dinge, Geld und Prominente, geht’s ja auch schließlich auf der Scheibe. Und außerdem wollten wir diese „Drei-Worte-Geschichte“ beibehalten, wie wir sie auch auf „Young for Eternity“ (Debütalbum; d. Red.) und „All or Nothing“ (zweites Album; d. Red.) benutzten. Das ist doch eine schöne Kontinuität.
Mit dem Song „Popdeath“ greifen wir zum Beispiel den Öffentlichkeits- und Medienrummel um Popstars und deren gesamtes Leben auf. Ganz seltsam, ja bizarr, war das beim Tode von Amy Winehouse: Als ich Berichte darüber im Fernsehen sah, gruselte es mich. Denn wir hatten kurz zuvor jenen Song aufgenommen, in dem es um genau um diesen Irrsinn geht.
Hattest Du während des Textens besondere Stars im Visier?
Billy: Unter anderem Pete Doherty, Britney Spears und Lindsey Lohan. All jene, die die Zeitungen, Magazine und Fernsehkanäle füllen. Ich erinnere mich noch daran, als Britney vollkommen daneben auf der Bühne stand, als sie sich die Haare abrasierte und jedermann über sie herzog. „Himmel, nehmt sie doch aus der Schusslinie und gönnt ihr eine Pause“, dachte ich mir.
Drei Songs sind bislang als Singles erschienen („It’s a Party“,, „Money & Celebrity“, und „We don`t need Money to have a good Time“). Warum gleichen sich deren Cover so stark?
Billy: Wir finden es gut, ein „übergeordnetes visuelles Thema“ für eine Platte zu haben. Danach kannst Du dann die Cover gestalten, das Drumkit oder zum Beispiel die T-Shirts. Das ist doch cool. Und für die aktuelle Platte haben wir uns an Zeitungen orientiert.
Ihr habt mehrere der neuen Titel schon lange vor deren Veröffentlichungen live gespielt. Wie haben diese dem Publikum gefallen?
Charlotte: Die Reaktion der Fans auf die Songs war großartig, das war ein sehr guter Test.
Billy: So können wir feststellen, ob die Songs bei den Fans gut ankommen. Wenn ein brandneuer Song zum Beispiel bei einem Konzert in einem kleinen Club gar nicht gut ankommt, können wir immer noch daran arbeiten und Fehler ausmerzen. Mit „It’s a Party“ haben wir so was zum Beispiel in Litauen gemacht. Und als die Fans den Song hörten, sind sie sofort ausgerastet. Da war für uns gleich klar: „der ist es!“ Na ja, die Fans wissen halt am Besten, was gut ist, sie sind die besten Kritiker.
Ihr singt manche Refrains in Deutsch. Sprecht ihr Deutsch?
Charlotte: Ein bisschen. Und wenn ich in Deutschland bin, versuche ich immer mal wieder Deutsch zu sprechen. Hin und wieder schon mal bei Radiointerviews.
Macht ihr das auch in anderen Sprachen?
Billy: „We don`t need Money to have a good Time“ singen wir nur auf Deutsch. Weil die deutschen Fans uns sehr viel bedeuten. Ich habe versucht, Textteile von “Rock’n’Roll Queen” in anderen Sprachen zu lernen, Japanisch, Tschechisch, Polnisch – irisch (lacht). Denn wir wollen unsere Fans möglichst in deren Sprache begrüßen.
Was ist das Besondere an Eurer Beziehung zu den deutschen Fans?
Charlotte: Seitdem wir das erste Mal hier aufgetreten sind, lieben wir die Konzerte in Deutschland. Es ist toll, wie die Fans in Deutschland drauf sind. Wenn wir auf der Bühne eine Party steigen lassen, feiern alle sofort mit.
Momentan seid ihr sehr viel unterwegs. Was vermisst ihr am meisten, wenn ihr nicht zuhause seid?
Josh: Meine Videospiele.
Aber die hast Du doch auch unterwegs?
Josh: Aber nicht auf meiner Playstation (Gelächter).
Billy: Ich vermisse Kochen, mit Freunden in den Pub gehen – und Fußball am Fernseher.
Charlotte: Hauptsächlich meine Freunde und meine Familie, sowie mein Fahrrad. Ich glaube, das nehme ich auf die nächste Tour mit.
Billy: Und was ist mit deinem Ehemann?
Charlotte: Den natürlich auch. Nein, den am meisten (lacht).
Vielen Dank für das Gespräch. (Fotos: Helmut Löwe)
The Subways auf Hallentour in Deutschland:
09.10. – Offenbach, Capitol
12.10. – Dortmund, Freizeitzentrum West
13.10. – Köln, E-Werk
18.10. – Hamburg, Docks
24.10. – Berlin, Astra Kulturhaus
29.10. – Dresden, Alter Schlachthof
04.11. – München, Backstage Werk
07.11. – Stuttgart, LKA-Longhorn