Ultravox im E-Werk mit „britischem Elektrorock alter Schule“

Sie waren schon mit ihrer Musik erfolgreich, als viele derjenigen, die heute auf ihr musikalisches Erbe bauen und ihren Innovationsgeist als Inspiration sehen, lange noch nicht geboren waren, ja noch nicht einmal geplant waren. Ultravox gehören zu den Weichenstellern der elektronischen Musik, des Synthiepops, hatten ihre großen Hits wie „Vienna“, „Hymn“ oder „Dancing with Tears in my Eyes“ zu Beginn der 80er Jahre. Vor gut 30 Jahren also – und sie sind heute auch noch rege.

Galerie mit den Konzertfotos

Nach der Veröffentlichung ihres Albums „Brilliant“ im Mai 2012 haben sich Sänger und Gitarrist Midge Ure sowie Bassist Chris Cross, Keyboarder Billy Currie und Schlagzeuger Warren Cann, die zur Urbesetzung der Band gehören, wieder aufgemacht und sind auf Tour. Wozu auch ein Abstecher am 7. November ins Kölner E-Werk gehörte – ein sehr guter, um es vorweg zu sagen. Die Fans sahen einen zweistündigen Auftritt, der zeigte, dass Ultravox nicht nur früher eine interessante und gute Band waren, sondern es auch noch jetzt sind. Nur etwa 1.000 Zuschauer in der Halle, in die bis zu 2.000 Personen passen, machten aber deutlich, dass Ultravox nach all den Jahren der Nimbus abhanden gekommen ist, den ihre damaligen Zeitgenossen wie zum Beispiel Depeche Mode über die Jahre hinweg auch jetzt genießen.

Digitale Sounds und kantige Riffs

Der Tribut an ihr fortgeschrittenes Alter stellte sich bei den vier „elektronischen Musketieren“ in Form grauer, ja schon fast weißer Haare dar. Und, wer könnte es verdenken, in eher behäbiger Bühnenaktivität. An ihrer musikalischer Fähigkeit, an der Live-Umsetzung ihrer Klassiker und neuen Titel jedoch war keine sonst irgendwie geartete Betagtheit zu erkennen oder herauszuhören. Gekonnt und präzise das Zusammenspiel der vier Protagonisten, sauber der Sound. Immer mal wieder schob sich das Gitarrenspiel an den digitalen Klängen vorbei in den Vordergrund, oft genug zeigte sich in kantigen Riffs, dass der Urknall Ultravox‘ Mitte der 70er vom Punk beeinflusst war.

Weit von Punkattitüde entfernt immer noch das minimalistische Schlagzeugspiel Canns, welches den Drums ihren ureigensten Zweck, nämlich dem eines Rhytmushintergrundes, zukommen lässt. Stoisch wie ein Metronom trommelte Cann, meist verstärkt durch digitalen Takt aus den Schaltkreisen. Oft genug übernahm die Rhythmusmaschine das Heft.

Optik und Akustik in nahezu perfekter Symbiose

Sehr gut passend zum Auftritt die Lichtshow. Sparsame Farbwahl und -wechsel ließen auch optisch keine Hektik aufkommen. Die  überwiegend in kalten Farben sowie neutralem Weiß gehaltenen Spots bildeten mit den synthesizer- und keyboardlastingen Klängen eine gelungene Symbiose. Im Bühnenhintergrund tauchten vereinzelt Videoeinspielungen auf, deren puzzleartiges Erscheinungsbild mit sonstiger Optik und der Akustik harmonierten. Ein farbenfrohes Lichtkegelspiel, wie es oft genug bei Kollegen Ultravox‘ an der Tagesordnung ist, blieb – gepasst hätte es wahrlich nicht – aus.

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Ure gab sich eher wortkarg, hier mal ein „Hallo, wie geht’s euch“, dort ein „Danke“ – viel mehr war nicht. Zweimal allerdings schien es aus ihm hervorzubrechen: Zum einen, als er mit „dies ist britischer  Elektrorock alter Schule“ den Titel „Sleepwalk“ vom 1980er Album „Vienna“ vorstellte, und womit er in diesem Falle verdammt richtig lag. Zum anderen, als er an die Produktion dreier Ultravox-Alben Ende der 70er und Anfang der 80er erinnerte, die der berühmte deutsche Toningenieur Conny Plank in seinem Studio im kleinen Örtchen Wolperath nahe Köln abmischte. (Fotos: Helmut Löwe)

Setlist Ultravox

– Brilliant
– New Europeans
– Mr. X
– Reap the wild Wind
– Rage in Eden
– Rise
– Live
– We stand alone
– Sleepwalk
– Lament
– I Remember (Death in the Afternoon)
– Lie
– Astradyne
– Vienna
– Flow
– One small Day
– Passing Strangers
– Love’s great Adventure
– All stood still
– Dancing with Tears in my Eyes
– Hymn
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– The thin Wall
– The Voice

 

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