Robert Plant und die andere, ungewöhnliche Seite des Rock

„Selbstverständlich kenne ich Led Zeppelin, eine ganz tolle Band. Aber wer zum Teufel ist Robert Plant?“. So oder ähnlich klingt es aus dem Mund vieler vermeintlicher Musikkenner. Dabei ist Robert Plant ja eigentlich genau der, der Led Zeppelin so unverwechselbar machte: der außergewöhnliche Sänger der Rocklegende, der ihr mit seiner Stimme den unverwchselbaren Stempel aufdrückte. Und Plant hat es auch 34 Jahre nach dem Ende der Musikheroen noch voll drauf, wie beim Konzert im Kölner E-Werk am 23. Juni 2014 eindrucksvoll zu hören war.

Konzertfotos von Robert Plant im Kölner E-Werk

Zusammen mit seiner aktuellen Band, den Sensational Space Shifters, legte der langmähnige 65-Jährige einen enorm abwechslungsreichen, technisch hochwertigen und druckvollen Auftritt hin. Tja, und spätestens mit seinem Gesang hat er dann auch allen Zweiflern klargemacht: Dort auf der Bühne steht sie, die Stimme von Led Zeppelin. Mit der dargebotenen Musik wäre dies – bis auf Ausnahmen – nämlich schwieriger geworden. Denn das, was die fast ausverkaufte Halle zu hören bekam, hatte viele überraschende, unerwartete Momente.

Klar standen sie auf der Setlist, die bekannten Klassiker der britischen „Erfinder“ des Hardrock: „Black Dog“, „Going to California“ oder „Rock and Roll“. Doch manch einer staunte wohl ob der ungewöhnlichen Interpretation der Stücke. Denn diese war nun wirklich ganz oft und ganz anders, als man es kennt. Bluegrasselemente statt Rockbausteine, Bluesintros, wo sonst Gitarrenriffs krachen, Banjo und Fiddle sowie Dub- und Triphopklänge bei „The Enchanter“ und „Little Maggie“, wie man sie sonst von Massive Attack oder Portishead hört.

Rock, Blues, Weltmusik – alles in einem

„Whole lotta Love“ erkannten die meisten Zuhörer im fast ausverkauften E-Werk  wahrscheinlich erst nach gut anderthalb Minuten – nämlich als Plant die magische Textzeile „You need coolin‘, baby, I’m not foolin'“ intonierte. Vorher kam es bluesig aus den Lautsprechern, wie es bluesiger kaum hätte sein können. Und mittendrin löste Juldeh Camaras Ritti, eine einseitige westafrikanische Fidel, die Gitarre Skin Tysons ab, Versatzstücke von Bo Diddleys „Who do you love“, dessen sich auch schon The Doors bedienten, machten die Runde.

Konzertfotos von Robert Plant im Kölner E-Werk

Nein, den Auftritt, den Plant und seine sechs Mitmusiker hinlegten, hatten weniger etwas von einem klassischen Rockkonzert, denn vielmehr etwas von Weltmusik der rockigen Art. Und zwar von verdammt guter. Plant live 2014 war also nichts aufgewärmtes Tolles aus der Rockhistorie, sondern dank beeindruckend umgestalteter Songs tolles Brandaktuelles. Genau deswegen kassierten die Protagonisten auf der Bühne den lauten und frenetischen  Schlussapplaus nach knapp 90 Minuten eines erbaulichen Konzertes vollkommen zu recht. (Fotos: Helmut Löwe)

Setlist:

– When The Levee Breaks
– Tin Pan Valley
– Spoonful
– Black Dog
– Rainbow
– Going to California
– The Enchanter
– Little Maggie
– What Is And What Should Never Be
– Fixin‘ To Die
– Whole Lotta Love
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Satan Your Kingdom Must Come Down
Rock And Roll

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