Rammstein

Rammstein, Deutschland, Empörung und 7. Album am 17. Mai

Dass Rammstein am 17. Mai 2019 ihr neues Album veröffentlichen, das siebte der Bandhistorie, ist nach Veröffentlichung des Teasers zum neuen Video „Deutschland“ fast schon ein wenig zur Nebensache geworden. Nicht für die Fans, die der unbetitelten Platte mit ihren 11 Songs entgegenfiebern, sondern für alle jene, die das brandneue Bewegtbildmaterial der Berliner Band als Skandal und Verunglimpfung empfinden, es als verwerflich, respektlos, unverantwortlich und widerlich empört zur Kenntnis nehmen. Warum? Weil das Video zur Single „Deutschland“ mehrere Szenen enthält, in denen die Bandmitglieder als zum Tode verurteilte KZ-Häftlinge mit Judenstern zu sehen sind.

Kurze Ausschnitte aus dem Musikfilm hatten Rammstein für einen etwa halbminütigen Videotrailer genutzt und dadurch das Wortfeuer auf sich gezogen. Verharmlosung des Holocausts, Überschreiten einer roten Linie, das Missbrauchen der Ermordung von Millionen zu Entertainmentzwecken waren nur einige der empörten Reaktionen auf den skandalträchtigen Werbeschachzug Rammsteins.

Böse Szenen im bösen Gesamtkontext

Wenn man den Trailer hinter sich lässt, das Video als ganzes ansieht, dann bewegen sich die Szenen in einem etwas anderen Licht. Nämlich in jenem, welches eine etwa 2.000-jährige Geschichte der Region, die heute Deutschland heißt, optisch erhellt. Zu sehen ist im neuneinhalbminütigen Video die deutsche Historie von Zeiten der Germanen und Römer über das Mittelalter, den Anfang des 20. Jahrhunderts, das Dritte Reich, die DDR bis hin zu den aktuellen Jahren sowie dem Blick in die Zukunft. Und dies mit Szenen, die ganz weit weg von Friede, Freude, Eierkuchen sind.

Das alles unterlegt mit dem Lied „Deutschland“, welches sich im rammsteintypischen Wummskosmos bewegt, und um welches es im Grunde genommen ja auch geht – eigentlich!. „Deutschland – will dich lieben und verdammen. Deine Liebe ist Fluch und Segen; meine Liebe kann ich Dir nicht geben“, so singt Till Lindemann. Textstellen, die kritische Haltung zu dem Gesehenen offenbaren. Da werden die bösen Bilder im Video eben einfach mal als Transportmittel für Lindemanns Text verwendet.

Dass Rammstein in Sachen skandalösen Texten und skandalösen Bildern keine Kostverächter sind, haben sie in der Vergangenheit ja schon zu Genüge bewiesen. Sex, Pornografie, Gewalt, menschliche Abgründe – alles war schon von Rammstein zu sehen und zu hören. Und nun ist es das erneut, erneut wandeln die Musiker auf dem schmalen Grat zwischen Kunst und Eklat, um sich offensiv zu positionieren. Dies hat auch die Neue Osnabrücker Zeitung so aufgefasst: „Empörung über Rammstein: Reingefallen!„, so kommentiert dort Melanie Heike Schmidt den Aufruhr ums (Mach-)Werk.

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