Muse überrollen kleines E-Werk mit großem Arena-Bombast

„We will be victorious (wir werden siegreich sein)“ – so lautet eine Textzeile ihres Songs „Uprising“. Und siegreich waren sie am Donnerstagabend bei ihrem Konzert zum Tourauftakt: Das Publikum war begeistert, der Sound war ausgezeichnet und die Lightshow gekonnt, nicht übekandidelt, ohne allerdings den sonst üblichen Gigantismus ganz außer acht zu lassen. Und das, nicht wie für die britischen Bombastrocker Muse auf der Tagesordnung, in einer riesigen Halle, sondern im Vergleich dazu sehr kleinem Kölner E-Werk. Denn dieses hatten sich Muse ausgesucht, um den Startschuss für ihre Europatour zum neuen Album „The 2nd Law“ zu geben, die ausschließlich in solch enormen Veranstaltungsorten wie dem Pariser Olympia oder der Londoner O2-Arena ausgetragen wird und schon lange vor den eigentlichen Terminen den Stempel „Sold out“ trägt.

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So war es bei knapp 2.000 Zuschauern in der ehemaligen Fabrikhalle in Köln-Mülheim auch kein Wunder, dass die Eintrittskarten rasend schnell weg waren: gerade einmal drei Minuten hatten Muse-Fans aus ganz Europa Zeit, sich Tickets für das außergewöhnliche Konzert zu sichern – dann war der Vorverkauf gelaufen. Außergewöhnlich nicht nur alleine deswegen, weil Muse für ihre Verhältnisse (das Trio hatte keine Problem, das neue Wembleystadion mit 90.000 Plätzen zweimal zu füllen) in einem sehr intimen Rahmen auftraten, sondern auch wegen der Songauswahl: Außer vielen Klassikern und großen Hits Muses stand manch neues Material auf der Setlist, das seine Livepremiere feierte.

Premieren, fremde Federn und Rockstarposing

Klar, Songs wie „Supermassive Black Hole“, „Starlight“, „Knights of Cydonia“ oder „Stockholm Syndrome“ wurden erwartet, geliefert und mächtig vom Publikum gefeiert. Doch über die Muse-Standardware hinaus, welche oft genug zwischen den Extremen des genialen Songwritings und des kitschigen Rockpathos‘ pendelt, hatten Sänger und Gitarrist Matthew Bellamy, Bassist Christopher Wolstenholme und Schlagzeuger Dominic Howard ganz frische Kost eingestreut. „Survival“ war ja bereits in seiner Liveversion bekannt, doch „Supremacy“, „Panic Station“, „Animals“ und „Save Me“ feierten Premiere, die Videoauskopplung „Madness“ kam ebenso zum erstenmal bei einem Konzert zum Einsatz.

Trotz der außergewöhnlichen musikalischen Fähigkeiten der Musiker scheuten sich Muse nicht, sich hin und wieder mit fremden Federn zu schmücken. So intonierte Bellamy zu Beginn Jimi Hendrix‘ bekannten und berühmten Gitarrenlauf aus „Voodoo Child“ und beim Intro zu „Knights Of Cydonia“ kam kurz Westernfeeling auf: Einmal mehr musste „Man with the Harmonica“ aus dem Soundtrack zu Ennio Morricones „Spiel mir das Lied vom Tod“  herhalten. Wenig Angst vor abgeschmacktem Rockstarposing bewies Bellamy unter anderem bei „Plug in Baby“, als er seine Gitarre wie den heiligen Gral vor sich hielt und mit dem Hals gen Himmel reckte. Schön ist anders, doch irgendwie passt und passte dies zum Bombast Muses, der einen sonst mit Lasern und Videoorgien überrollt.

Versierte Musiker, kompetente Crew

Auf solche überbordenden Elemente mussten Muse in Anbetracht des beschränkten Platzes zwar verzichten, doch gelang es ihnen und der Crew, die sonst gigantomanische Show auch in die kleine Halle zu verfrachten. Dank eines Sounds, welcher einer Live-CD würdig war, und einer sich zwar auf lediglich Scheinwerfer beschränkenden Lightshow, die dennoch Bühne und Publikum in ein überschäumendes Lichtbad tunkte, hatte man als Zuschauer das Gefühl, sich zwischen Abertausenden in einem Stadion zu befinden. Wäre da nicht die sonst sehr ungewohnte Nähe zu Band gewesen, die so manchem Fan einen Schauer über den Rücken fahren ließ. „So nah kriegst du die nie wieder zu sehen“, war von berauschten Muse-Fans nach dem anderthalbstündigen Auftritt allenthalben zu vernehmen.

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Wer das Muse-Konzert verpasste kann sich im Radio einen Eindruck vom tollen Auftritt machen: Eins Live, das das Konzert als Eins-Live-Radiokonzert präsentierte, sendet die Show vom Tourauftakt am Donnerstag, den 27. September, von 20:00 bis 23:00 Uhr. (Fotos: Helmut Löwe)

Setlist:

– Supremacy
– Hysteria
– Panic Station
– Resistance
– Supermassive Black Hole
– Animals
– Time Is Running Out
– Save Me
– Madness
– Uprising
– Follow Me
– Plug In Baby
– Knights of Cydonia
– Stockholm Syndrome
– Starlight
– Survival

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