Dass die Japaner irgendwie ganz schön schräg sind, wussten wir Westeuropäer ja schon immer. Oder etwa nicht? Harakiri und Kamikaze, Manga und Anime, Fleisch von bedrohten Walen als Delikatesse und Fernsehshows, die so skurril sind, dass das RTL-Dschungelcamp dagegen wie ein Kindergarten wirkt. Und in Sachen Musik ist Japan auch einfach anders. Sei es der kunterbunte, zuckersüße J-Pop oder die Visual-Kei-Bands, bei deren Schminkexzessen und androgynem Auftreten man nicht immer sicher ist, ob es sich um Jungs oder Mädels handelt. Nun aber hat die japanische Musikindustrie offenbar eine neue Dimension des Absurden erreicht: mit Babymetal.
Jawoll, die Band, wenn man in diesem Falle von Band sprechen kann, heißt wirklich so. Und da ist Nomen auch Omen. Denn Babymetal besteht eigentlich aus zwei Teilen: Zum einen die Musiker, die rifflastigen Metal irgendwo im Dunstkreis von Metalcore gepaart mit prodigynahen und breakbeatlastigen Elektroelementen abfeuern. Und zum anderen, erheblichen wichtigeren und namensgebenden Teil, drei kleine Mädchen, die meist in Schuluniformen gekleidet mit kieksenden Stimmen Poprhythmen daherträllern und wie auf einer durchchoreographierten Mädchentanzparty umherspringen. Nicht aber, ohne dabei reichlich Metalattitüde in Form von emporgereckten Pommesgabeln zu verbreiten.
Kieksende Metalheads im Kindesalter
Die drei singenden und tanzenden „Hauptdarstellerinnen“ von Babymetal nennen sich Su-Metal, MoaMetal und YuiMetal. Su-Metal, die älteste des Trios, ist 16, MoaMetal und YuiMetal sind gerade mal 14 Jahre alt. Anfang 2014 erschien das gleichnamige Debütalbum von Babymetal. Für das, was von Babymetal kommt, wurde sogar eigens das Subgenre „Kawaii-Metal“ erfunden. Alles in allem ist das, was von der Nippontruppe zu sehen und zu hören ist, eine ziemlich wirre und schräge Geschichte. Faszinierend aber in jedem Falle, weil vollkommen ungewohnt. Und wenn man sich mit Babymetal arrangiert hat, sogar schon fast fesselnd.
Ach wie gut, dass Babymetal im Sommer 2014 eine Welttournee vorhaben; die allerdings aus lediglich fünf Konzerten besteht, wie es auf der Website www.babymetal.jp zu lesen ist: am 1. Juli in Paris, am 3. Juli in Köln, am 5. Juli auf dem Sonisphere-Festival, am 7. Juli in London und am 14. September in Chiba, Japan. Wenn möglich, sollte man zumindest einen der vier Europatermine ins Auge fassen. Denn sehenswert ist das, was Babymetal fabrizieren, allemal. (Fotos: Pressefotos)