Im Sommer spielten sie oft genug in Köln auf, feuerten ihre Songs der Neuen Deutschen Härte in die dann meist heiße Luft über den rechtsrheinischen Tanzbrunnen: Eisbrecher, häufiger und gerne gehörter Gast des Amphi-Festivals, das ab 2015 seinen Weg vom ehemaligen Bundesgartenschaugelände in Deutz hin zur Lanxess-Arena nimmt. Im Winter 2014, da machen’s Eisbrecher allerdings etwas anders in Köln. Da herrscht Eisbrecheralarm auf dem Fluss.
Konzertfotos: Eisbrecher auf der MS Rheinenergie in Köln
Nicht auf festem Untergrund nämlich lassen Sänger Alexander Wesselsky und seine Bandkumpels ihren gitarrenlastigen und harten Elektrorocktiteln freien Lauf; nein, die Truppe aus Süddeutschland schlägt ihre Bühne am 20. und 21. Dezember auf wankenden und wogenden Schiffsplanken auf: auf der MS Rheinenergie, auf der Eisbrecher zwei Jahresabschlusskonzerte in Form einer lustig-lauten Rheinrundfahrt abliefern. Passenderweise dazu das Motto „Rheinfeier“. Und mit ’ner Party nach dem Konzert.
Leckerli vom neuen Album
Mit den beiden Auftritten verabschieden Eisbrecher sich nicht nur vom Jahr 2014, sondern sagen gleichzeitig dem aktuellen Album „Die Hölle muss warten“ Ade. Denn zu Beginn des Jahren 2015, nämlich am 23. Januar, wartet mit „Schock“ eine neue Platte auf die Fans. Einen kleinen Vorgeschmack aufs neue Songmaterial, das sich kräftig-krachig nahezu nahtlos an Gewohntes anschließt, gibt’s bereits auf der Rheinfahrt zu hören. So wie zum Beispiel mit „Himmel, Arsch und Zwirn“ und ordentlich Karacho. Wenige Tage vor dem „Rheinfeiern“ feierte allerdings nicht dieses, sondern „Zwischen uns“ seine Videopremiere.
Über das Leckerli auf die sechste Studioplatte hinaus packen Eisbrecher eine ganzen Schwung von Liedern seit ihrem Debüt aus dem Jahre 2004 in ihren zweistündigen Auftritt. Nicht nur ein musikalischer Jahresabschluss also, dem die jeweils etwa 1.000 Zuschauer auf Unter- und Oberdeck beiwohnen, sondern gleich ein eisbrecherhistorischer Rundumschlag. Und das, während der Tanzbrunnen , das Weltkulturerbe Kölner Dom oder architektonischer Modernismus in Form des Rheinauhafens vor nächtlichem Himmel und Sternenglanz, Großstadtlichtern mit Spiegelungen auf dem Wasser vorübergleiten.
„Bleibt bei uns“
„Eisbrecher“ steht auf der Setlist, „Schwarze Witwe“, „Antikörper“, „Herzdieb“, „Verrückt“ – aus jeder Schaffensphase ein kleines Bisschen also. Der Sound ist für das ungewohnte Areal, für das Auftreten auf einer kleinen Schiffsbühne erstaunlich gut, die Arbeit des Lichtmannes ebenso ausgezeichnet. Kein Wunder, dass das Publikum rasant mitgeht, das Oberdeck vibriert. Zwischen den Liedern immer wieder die humorig-ironisch-sarkastischen Plaudereien Alex‘, der lobt und tadelt, applaudiert und verdammt. Und dessen Seitenhiebe auf die Kollegen von Unheilig auf fruchtbaren Boden im Publikum fallen. Zum Schluss und nach „Ohne Dich“ heißt’s von der Band „ohne Euch wären wir nix – bleibt bei uns“. Bei solch angenehmen Abenden mit Eisbrecher ist das sicherlich kein Wunsch, der von den Fans unbeachtet bleibt. (Fotos: Helmut Löwe)