Lo Fat Orchestra, wenn die Farfisaorgel abschmiert

Wohnzimmerkonzerte sind dem ein oder anderen durchaus bekannt. Die Toten Hosen haben es zum Beispiel vorgemacht: zu Beginn der Karriere bretterten die Jungs von der „Opel Gang“ ohne gigantisches Medienecho für reichlich Kisten Altbier in privaten Räumlichkeiten lautstark drauflos. Man sieht, aus Rocken in Probenraumatmosphäre kann was ganz Großes werden. Vielleich auch für das Lo Fat Orchestra aus der Schweiz. Das Trio aus Schaffhausen – dort, wo der Rheinfall ist – streut auf seiner Konzertreise im Jahr 2017 ab und an mal einen Auftritt im heimeligen Wohnzimmer ein.

So wie am 19. Februar im Kölner Stadtteil Kalk, als Sänger und Organist Christoph Schmid, Bassist Roman Stäheli und Schlagzeuger Daniel Zimmermann ihr Instrumentarium im Wohnzimmer einer Zwölfer-Musiker-WG aufbauten. Munteres Drauflosmusizieren ohne Brimborium war angesagt. Verbrämt mir belegten Brötchen, vegetarischen Salaten und Flaschenbier, von den Gästen in der hauseigenen Küche zum Selbstkostenpreis abgeholt. Einen Monat zuvor hatte die Band ihr neues Album „Neon Lights“ veröffentlicht, auf welchem die Musiker ihrem minimalistischen Lo-Fi-New-Wave  der ersten Scheiben treu bleiben.

Gitarre? Braucht nicht!

Schlagzeug und Bass liefern auf Platte und lieferten in Köln-Kalk den treibenden Rhythmus, Farfisaorgel und Casiokeyboard machten analog-elektronische Geräusche und Melodieläufe. Und Christoph sang wie auf Platte: zwar nicht besonders vokalartistisch, aber extrem musikdienlich. Ziemlich abgespeckt und ziemlich tanzbar das Ganze. Ältere Semester werden sich wohl an die Wavemusik der frühen 80er Jahre und deren Ausflüge hinein ins melodisch-trashig Experimentelle erinnert gefühlt haben. Gitarre? Fehlkanzeige! Es fiel auch gar nicht auf, dass der Sechsaiter im Trio keine Rolle spielt.

Dass Konzerte im privaten Rahmen, wenn lediglich Freunde der Musiker, der Hausbewohner sowie Bekannte, die über Mundpropaganda informiert sind, doch so ganz anders sind, war enorm erfreulich. Weniger erfreulich für das Lo Fat Orchestra war das Abschmieren der Orgel. Nach etwa einer Dreiviertelstunde ging’s „Rumms“ und der Keyboardständer krachte in sich zusammen. Keinen Ton mehr gab die gute alte Farfisaorgel von sich – sehr schade, dass dann gezwungenermaßen Schluss war. Trotz dieser Misslichkeit ein vergnüglicher Abend zumindest für die Zuhörer. Von denen wohl jeder die Daumen drückte, dass der Schaden am Instrument sich beheben ließ. Wenn das Lo Fat Orchestra mal bei Euch vor der Haustüre spielt: geht hin. (Fotos: Helmut Löwe)

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