Die Band Dubioza Kolektiv gibt ein Konzert

Dubioza Kolektiv live in Köln – die Balkan Boys räumen riesig ab

Eine geballte Ladung Balkan suchte am 11. Februar die Kölner Live Music Hall heim: Die Balkan Boys servierten Balkan-Beats und Balkan-Funk, die 1.200 Zuschauer in der ausverkauften Halle lernten, wie man bosnischen Tango tanzt, ein munteres serbokroatisches Sprachgewirr von Bosnisch, Kroatisch, Serbisch sowie Slowenisch war zu hören. Und warum das? Weil Dubioza Kolektiv aus Bosnien-Herzegowina auf ihrer Tour halt in der Domstadt machten und ein Konzert gaben. Ein Konzert, das wie ein irrwitziger Abriss war.

Fotos vom Konzert von Dubioza Kolektiv in der Kölner Live Music Hall

Mit ihrer extrem mitreißenden Mixtur aus Ska, Reggae, Punk, Dub, Turbopolka, Balkan-Beats, Rock und fetten Elektrobeats setzten die zwei Sänger Almir Hasanbegović und Adis Zvekić, Gitarrist Jernej Šavel, Bassist Vedran Mujagić, Saxophonist Mario Ševarac, Drummer Senad Šuta und Soundsystemchef Brano Jakubović das Publikum unter Strom. Und das ließ sich nicht lange bitten: vom Start weg tobte die Hütte. Zwar kündigte Hasanbegović zu Beginn etwas Englisch und Fake-Deutsch an – das Kölner Publikum verstände ja eher nicht ihre Sprache – doch die meisten verstanden alles: Besucher aus Südosteuropa, der Heimat der Band, waren eindeutig in der Überzahl.

Der Witz ist die Waffe

Die Band Dubioza Kolektiv gibt ein Konzert

Und viele dieser erwiesen sich nicht nur als ganz große Fans – nein, sie sangen nahezu ununterbrochen alle Lieder textsicher mit. Treffen die Texte doch viele der Fans direkt ins Herz: Die Lieder von Dubioza Kolektiv fahren den Mächtigen, den Politikern und Wirtschaftsbossen, den Misanthropen und Egoisten, den Ausbeutern und Spaltern gehörig an den Karren. Damit sind Dubioza Kolektiv – sowohl musikalisch als auch inhaltlich – nahe dran an dem, was Manu Chao und das Radio Bemba Soundsystem abliefern. Allerdings ist den Bosniern deutlich mehr Humor inne: Ihre Kritik ist stets verpackt in Sarkasmus und Ironie, ihre Waffe ist der Witz.

Dass auch Selbstironie dazu gehört, wurde jedermann schon am Anfang klar: Eine freundliche weibliche Stimme vom Band kündigte einen fleißigen Arbeitstrupp vom Balkan an, der verschiedenste Aufgaben zufriedenstellend erledigen würde. Dass die Gastarbeiter – so bezeichneten sich die Musiker in einem Vorabvideo selbst – für konzertante Aufgaben aber so etwas von die richtigen sind, das wusste dann aber nach gut 100 Minuten exzellenter Arbeitsleistung wirklich jeder. Ebenso, dass die bosnischen Werktätigen sich jederzeit selbst helfen können: Kein Roadie muss eingreifen, wenn der Saxophonist ausrutscht und die Kabel rausfliegen – die fummelt man eigenhändig wieder rein!

Welch wunderbare Energie

Die Band Dubioza Kolektiv gibt ein Konzert

Die Energie, die die Musiker auf der Bühne freisetzten, erfasste Reihe um Reihe der Zuschauer im Eiltempo. Kein Wunder, dass Hasanbegović recht schnell feststellte: „Welch wunderbare Energie an diesem wunderbaren Ort.“ Mit seinen Ausflügen hinab in den Bühnengraben und hin zum Publikum trug er erheblich dazu bei, ein enges Band zwischen Band und Fans zu knüpfen. Der Rakija, den er aus seiner Flasche freigiebig verteilte, tat sein Übriges dazu. Ebenso wie die Aufforderung an das Publikum, sich zu „I fought the Law“ in Skaversion besonders wild zu gebärden, in ruhigen Minuten die Halle ausschließlich mit hunderten Smartphonelämpchen zu erleuchten oder Arm in Arm den bosnischen Tango zu springen.

Fotos vom Konzert von Dubioza Kolektiv in der Kölner Live Music Hall

Mit dem Kölner Auftritt bewiesen Dubioza Kolektiv, dass sie voll und ganz in der Lage sind, aus einer Konzerthalle ein Tollhaus zu machen. „Thank you very so much“ wandte sich Hasanbegović sichtlich zufrieden an die begeisterten Zuschauer. Danke Dubioza Kolektiv für dieses großartige Konzert – nein, für diesen unglaublichen Abriss nach Balkan-Art! (Fotos: Helmut Löwe)

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