Mit The Smashing Pumpkins ist das ja gerne mal so ein Ding: In den 90er Jahren veröffentlichte die Band um Sänger, Gitarrist und Frontmann Billy Corgan unfassbar gute Song des Alternative Rocks. Das Album „Mellon Collie and the Infinite Sadness“ war und ist immer noch ein echter Meilenstein der Rockmusik.
Allerdings ist die jüngere Geschichte der Band nicht gerade arm an musikalischen Unzulänglichkeiten und an eigentümlichem Gebaren. Wie würden nun die Konzerte der „Aghori“-Tour werden? Und auch jenes auf dem Bonner KunstRasen? Möglichen Bedenken zum Trotz entpuppte sich der Auftritt am 5. August auf dem Open-Air-Gelände im Stadtteil Gronau jedoch als wirklich sehr starke Leistung, als ein Konzert von bester Qualität.
Fotos: The Smashing Pumpkins auf dem Bonner KunstRasen
Holprig allerdings begann der Abend: Die ersten Songs – „Glass’ Theme“ und „Heavy Metal Machine“ – wirkten wie ein technischer Fehlstart. Ein dumpfer Soundbrei waberte übers Areal, der Gesang ging etwas unter. Doch dann, fast wie durch göttliche Intervention, bediente der Soundmann die richtigen Regler: Die Drums explodierten, Gitarren fauchten, der Bass vibrierte, und Corgan fand seine Stimme.
Zweistündiges Meisterwerk

Ob jemand dort oben wohl beeindruckt durch Corgans Outfit mit Soutane samt roter Knöpfe war und einem Prediger des Rocks zur rechten Bühne verhelfen wollte? Egal – nach dem wenig gut gelungenen Start steigerte sich das Konzert weiter und weiter und entwickelte sich zu einem zweistündigen Meisterwerk. Zu einem, in dessen Fokus das musikalische Meisterwerk der Smashing Pumpkins aus dem Jahre 1995 und dessen 30. Geburtstag stand: Neun der 24 Songs kamen von „Mellon Collie and the Infinite Sadness“.
Mit diesem und weiterem Songmaterial aus ihrer Hochzeit – zu der auch die Alben „Siamese Dream“ und „Machina/The Machines of God“ gehören – ließen Corgan sowie die zwei weiteren Urmitglieder James Iha an der Gitarre und Jimmy Chamberlin an den Drums das Konzert vor gut 3.500 Fans zu einem Konzert der Klassiker werden. Das Publikum goutierte diese Best-of-Songauswahl ausdrücklich und geizte an keiner Stelle mit Applaus und Jubel.
Launiger Unterhalter und Rockstarposen

Da wurde der sonst gerne missmutig erscheinende Corgan ein launiger Unterhalter, dem immer wieder ein verschmitztes Grinsen, ein Lächeln, ja oft ein Lachen gar herausrutschte. Und er fand sich tatsächlich in der Rolle des Anheizers wieder, der zum Mitsingen – vor allem während des Berlin-Covers „Take my Breath away“ – aufforderte. Über weite Strecken oblag dieser Teil der Tourgitarristin Kiki Wong, die zwischen krachiger Gitarrenarbeit, Rockstarposen und Anstacheln zum Mitklatschen pendelte. Da blieb dem Bassisten Jack Bates kaum viel mehr, als für den satten Unterbau zu sorgen.
Fotos: The Smashing Pumpkins auf dem Bonner KunstRasen
„Bonn, Bonn, Bonn – wir spielen noch 17 Songs“, so machte es Iha zwischenzeitlich zwar schmackhaft. Doch dem sollte nicht sein: Das überraschende Ende des Konzertes – so ganz ohne Zugabe, war dann der einzige Wermutstropfen eines wunderbaren Abends alternativen Rocks in einer idyllischen Location am Bonner Rheinufer. (Fotos: Helmut Löwe)
Setlist
– Glass‘ Theme
– Heavy Metal Machine
– Where Boys fear to tread
– Pentagrams
– Today
– Bullet with Butterfly Wings
– Muzzle
– 1979
– Edin
– Porcelina of the vast Oceans
– Sighommi
– Mayonaise
– Take my Breath Away (Berlin cover)
– 999
– Disarm
– Tonight, Tonight
– Cherub Rock
– Jellybelly
– If there is a God
– Bodies
– Ava Adore
– Stand inside your Love
– Zero
– The everlasting Gaze