New Model Army - Today is a good Day

New Model Army verhelfen mit „Today Is A Good Day“ zu einem guten Tag

Wer das Gück hatte, die Konzerte von New Model Army im Herbst und Winter des Vorjahres zu erleben, der wird den ein oder anderen Song auf der neuen Studioscheibe „Today Is A Good Day“ möglicherweise wiedererkennen: Der Titelsong „Today Is A Good Day“,  „Autumn“ und „States Radio“, in dem einmal mehr die USA Ziel der kritischen Textarbeit Justin Sulivans sind, standen zum Beispiel auf der Setlist des Kölner Weihnachtskonzertes vom 20. Dezember 2008. Ebenso wie „Ocean Rising“, ein Song, der sich bereits auf Sullivans Soloalbum „Navigating By The Stars“  befand.

Schon damals gaben die Folk-Punk-Rocker aus der nordenglischen Grafschaft Yorkshire einen Vorgeschmack aufs elfte Studioalbum „Today Is A Good Day“. Die Aufnahmen sollten ursprünglich direkt nach Weihnachten beginnen, verzögerten sich jedoch durch den plötzlichen Tod des langjährigen Bandmanager Tommy Tee. Am 14. September 2009 schließlich wurde das Album veröffentlicht, bei dem Chris Kimsey, der bereits mit den Rolling Stones oder Killing Joke zusammenarbeitete, an den Reglern saß. Und die Verzögerung hat „Today Is A Good Day“ in keiner Weise geschadet – herausgekommen ist ein so abwechslungsreiches New-Model-Army-Album, wie schon lange nicht mehr.

Ungestüme und rohe Kraft

Der Titelsong, gleichzeitig Opener der Scheibe, offenbart eine ungestüme, rohe Kraft – so energisch hat man Sullivan & Co. auf den vergangenen Alben wie „Carnival“ oder „High“ nicht gehört. Marshall Gills Gitarre klingt verdammt metallastig – und das ist in diesem Falle gut so. Gleich danach ziehen die Musiker aus Bradford jedoch die Bremse an: In „Autumn“ regiert der akustische Sechsaiter, wie man es von vielen Songs New Model Armys der jüngeren Zeit gewohnt ist. Doch Freunde des aggressiveren Auftretens der Band aufgepasst: Mit Titeln wie „States Radio“, „Arm Yourselves & Run“ oder „Bad Harvest“ zeigt sich das Quintett einmal mehr von seiner harten und ungeschliffenen Seite. Schön, dass Gills Gitarre hier mehr Raum gewährt wird.

Sehr gelungen ist „Mambo Queen Of The Sandstone City“, wo der Sprechgesang Sullivans in den langsamen Passagen von jäh hervorbrechenden Rock’n’Roll-Explosionen weggerissen wird. Bewundernswert die 70er-Jahre-Keyboardeinsprenkler – der Sound von Jon Lords Hammondorgel lässt grüßen. Ebenso ungewohnt der sich  in 32-facher Version mantramäßig wiederholende Refrain von „Peace Is Only“. Und auch die langen Gitarrensoli Gills – in „North Star“ knapp anderthalb Minuten andauernd – in mehreren Songs wirken in keiner Weise deplaziert, sondern bereichern die Titel ungemein.

Viel Licht, kaum Schatten

Das jüngste Werk New Model Armys hebt sich von seinen Vorgängern wohltuend ab und kommt frisch und, bis auf wenige Ausnahmen, unverbraucht daher. Liegt es daran, dass die E-Gitarren eine dominantere Rolle spielen? Dass viele Titel experimentierfreudiger wirken? Letztendlich ist es egal, woran der Hörer für sich die Qualität der Scheibe festmachen will. Und diese weist „Today Is A Good Day“ mit sehr viel Licht und nur wenig Schatten auf – sehr gut.  Ach ja, etwas hat sich aber auch kaum gewandelt: Justin Sullivan mahnt, klagt an, verflucht, politisiert, nimmt mit auf Reisen und ist melancholisch wie eh und je – auch sehr gut. Da ist man gespannt auf spannende Konzerte.

www.newmodelarmy.org

New Model Army auf Tour in Deutschland:

13.11. – München, Muffathalle
14.11. – Erlangen, E-Werk
17.11. – Mannheim, Capitol
18.11. – Stuttgart, LKA Longhorn
20.11. – Berlin, Kesselhaus
21.11. – Bremen, Capitol
23.11. – Münster, Jovel

19.12. – Köln, Palladium (Weihnachtskonzert)

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