Manzarek & Krieger live – Zwei Stunden lang Doors-Klassiker

Viele Rentner treffen sich im Stehcafe zu einem Plausch, zeigen Falschparker an, reisen in die Sonne oder verbringen ihren Lebensabend in einer Seniorenresidenz. Kann man machen, muss man aber nicht, denken sich offenbar Keyboarder Ray Manzarek und Gitarrist Robby Krieger. Denn der 72- und 65-jährige schnappen sich lieber ihre Instrumente und geben Konzerte mit der Musik ihrer einstigen Band – die legendären Doors.

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Zusammen mit Schlagzeuger John Densmore sowie ihrem Sänger und Lichtgestalt einer ganzen Generation, Jim Morrison, prägten Manzarek und Krieger mit ihrer bluelastigen und jazzig angehauchten Rockmusik die 60er Jahre wie kaum eine andere Band. Und jetzt, 40 Jahre nach dem Tode Morrisons, der am 3. Juli 1971 in Paris starb, sowie dem letzten Album der Doors, L.A. Woman, sind die großartigen Songs auf zwei Konzerten in Deutschland live zu hören: Im Kölner E-Werk ließen sich am Freitag 1.700 Zuhörer auf die Zeitreise Manzareks und Kriegers ein.

Schrecksekunde optischer Art

Bevor man sich allerdings den Klängen der Doors, und ausschließlich deren Songs spielte die fünfköpfige Band, hingeben konnte, musste man eine Schrecksekunde hinnehmen – optisch bedingt: Wohl kaum einer im Publikum konnte sich mit der clownesk anmutenden rot-grau-weiß-karierten Hose Kriegers anfreunden, die mehr an Karneval als an Rockertum erinnerte. Dem musikalischen Geschehen tat die Beleidigung der Augen aber keinen Abbruch, hatten sich die beiden früheren Doors-Mitglieder doch mit drei Kollegen verstärkt, die ihr Handwerk so richtig gut beherrschten.

Bassist Phil Chen und Schlagzeuger Ty Dennis verrichtete sehr saubere Rhythmusarbeit, wobei sich Chen weitgehend im Hintergrund hielt und seinen beiden Vorderleuten Manzarek und Krieger das Feld überließ. Sänger Dave Brock erwies sich als ausgezeichnete Wahl, die Texte Morrisons zu interpretieren. Voluminös seine Stimme und gesanglich verdammt nahe dran am einstigen Frontmann. Trotz der stimmlichen Ähnlichkeit zum großen Morrison vermied es Brock allerdings, den Habitus des exaltierten Sängers zu kopieren. Er tauchte während seiner Gesangspausen meist in den Bühnenschatten ab – Manzarek übernahm die Rolle des Conferenciers, was ihm sichtlich behagte.

65-jährige „Sex Machine“

Immer wieder plauderte der Organist drauflos, lobhudelte seinen toten Bandkumpel und die vier auf der Bühne Anwesenden. Und scheute sich nicht davor, Krieger, dessen Haar im Laufe der Jahre schlohweiß geworden ist, als „Sex Machine“ zu bezeichnen. Musikalisch bewegte sich Manzarek aber auf sichererem Terrain: Sein Keyboardspiel, geprägt von vielen Improvisationen, hauchte den altbekannten Songs so manches Mal frisches Leben ein. Ebenso wie Krieger an der Gitarre, dessen Soli sich nicht daran orientierten, die Songs möglichst „originalgetreu“ klingen zu lassen. Auf das ausufernde Bearbeiten der Flamencogitarre als minutenlanges Intro zu „Spanish Caravan“ hätte er jedoch verzichten können, so der einhellige Tenor der Zuschauer.

Zwei Stunden lang nahmen die fünf Musiker ihr Publikum mit zurück in die 60er Jahre, in jene Zeit, als viele der Zuhörer noch nicht einmal geboren waren. Und die 1.700 ließen sich gerne anstecken vom alten Geist der Rockmusik, die optisch – wie könnte es wohl anders sein – von einem psychedelischen Bilderreigen untermalt wurde. Und freuten sich darüber, die ach so oft auf Platte gehörten Titel endlich mal live zu erleben; nicht nur von einer Coverband, sondern von 50 Prozent der Doors selbst. (Fotos: Helmut Löwe)

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Setlist:

– Roadhouse Blues
– Break on through
– The Changeling
– When the Music’s over
– Love me two times
– Hyacinth House
– Alabama Song (Whisky Bar)
– Five to One
– Spanish Caravan
– Not to touch the Earth
– Touch me
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– Riders on the Storm
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– L.A. Woman
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– Light my Fire

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