Euroblast 7 – Metalgewitter, Filigrangefrikel und knirschende Nacken

Djent, Djent – was soll denn das sein? So oder ähnlich wird sich der Musikfan fragen, wenn er das erste Mal von dieser relativ jungen Spielart des Metalgenres hört. Mit Djent bezeichnen Szenekenner eine Unterart des Progressive Metals, die vor allem durch vielschichtige Rhythmik samt tief verzerrter Gitarren und häufiger Tempiwechsel besticht. Hinzu kommt Gesang, der Elemente des Growling und Screaming vereint. Alles in allem nichts für zartbesaitete Gemüter.

Fotos vom Festival

Zum wichtigen Treff der Djent-Szene wurde am Wochenende des 21. und 22. Oktobers 2011 das Festival Euroblast im Kölner Underground. Zum siebten Male schon kamen Fans und Musiker aus ganz Europa in der Domstadt, dem Hort karnevalistischer Ausgelassenheit zusammen, um sich auszutauschen, an Workshops teilzunehmen und – das wohl wichtigste – die reichlich lauten, krachigen und extravaganten Klänge der Lieblingsbands und Kollegen zu hören und sehen. Alaaf war dabei nicht angesagt.

Mit von der Partie waren unter anderem Mnemic aus Dänemark, Textures aus den Niederlanden und Tesseract aus Großbritannien. Dazu gesellte sich reichlich musikalischer Nachwuchs, der die Gunst der Stunde nutze, sich einer breiteren Masse vorzustellen und zu sehen, was die Szenepioniere Textures und Tesseract so treiben. Etwa 600 Besucher drängelten sich hin und her zwischen den beiden Auftrittsräumlichkeiten des Undergrounds.

Die Urtümlichkeit eines Probenraums

Und mussten wohl oder übel in Kauf nehmen, dass der Sound im kleineren der Konzertsäle dürftig war und dank fehlender PA die urtümliche Atmosphäre eines Probenraums innehatte – schepperndes Schlagzeug, wummernder Bass und schwammig knurrende Gitarren inklusive. Nichtsdestotroz ereiferte sich das Publikum in reichlichem Headbangen, Stagediven – wozu sich die recht niedrigen Undergroundbühnen gar nicht mal so schlecht eigneten – und Crowdsurfen.

Währendessen bot sich auf der Bühne ein Schaulaufen technischer Fertigkeiten an Gitarre, Bass oder Schlagzeug quer durch die Bands und deren stilistische Bandbreiten. Fernab klassischen Instumentenbaus holten die Musiker so ziemlich alles aus ihren sechs-, sieben- oder achtsaitigen Gitarren und Bässen mit jenseits der vier Saiten heraus. Manchmal erschien es allerdings, dass der ein oder andere Akteur auf der Bühne sich etwas zu selbstverliebt seinem Instrument widmete, des punktgenauen Zusammenspiels – bei den vielen abrupten Tempiwechseln und komplizierten Rhythmusstrukturen von jeher nicht gerade leicht – nicht immer förderlich.

Fotos vom Festival

Reichlich Exotisches gab’s auch auf die Ohren: So zum Beispiel der Gig von The Algorithm, dem französischen Ein-Mann-Projekt von Rémi Gallego, der in Ministry-ähnlicher Industrialmanier tanzbare Electronica mit Metal und weiteren spacigen Computersounds mischt. Von ähnlich schrägem Kaliber die deutschen Panzerballett mit ihrer Melange aus Metal und Jazz. (Fotos: Helmut Löwe)

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