Tremonti entladen im Gebäude 9 kräftiges Metalgewitter

Es war voll und eng wie in einer Sardinenbüchse, das Gebäude 9 war ausverkauft. Und obendrein herrschten Temperaturen, als hätte jemand die alte Industriehalle im Kölner Stadtteil Mülheim in eine Sauna verwandelt. Und warum das Ganze? Weil gut 400 Leute – mehr passten beim besten Willen nicht hinein – Mark Tremonti sehen wollten. Mark wer?

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Der Name Mark Tremonti ist womöglich nicht sehr vielen bekannt. Die Namen der beiden Bands Creed und Alter Bridge dagegen sehr. Und in beiden spielt Tremonti Gitarre. Nun ist der Musiker aber aus dem Schatten der großen Rocknummern getreten, hat sein gleichnamiges Soloprojekt aufgezogen und ist mit seinem Debütalbum „All I was“ auf  Tournee. Glück für die Fans aus der Region, denn dort und nicht woanders gaben Tremonti ihr einziges Deutschlandkonzert. Nun weiß man auch, warum der Laden brechend voll war.

Songs live mit mehr Wumms

Das Publikum am Sonntagabend war schier begeistert von der Livevorstellung des Quartetts. Zusammen mit Gitarrist Eric Friedman, Schlagzeuger Garrett Whitlock und Tourbassist Wolfgang van Halen, Sohn der Gitarrenikone Eddie van Halen, legte Tremonti in der Tat einen sehr, sehr druckvollen Auftritt hin. Und holte aus den Songs des Albums, das sich in härterem Fahrwasser als die Lieder Creeds und Alter Bridges bewegt, noch einen deutlichen Wumms mehr heraus. Ein bisschen wie ein Metalgewitter, das sich über den Kopfen der Zuschauer entludt.

Die satten Gitarrenriffs ließen die vollkommen durchgeschwitzten Fans vibrieren, Bässe schlugen kräftig in der Magengrube ein. Zwischen das schwer metallastige Grundgerüst der Songs mischten sich die nahezu perfekt gespielten Soli, die Tremonti einmal mehr als Ausnahmegitarristen auszeichneten. Und als echtes Arbeitstier: die Mimik des 38-Jährigen entsprach der eines Radsprinters wenige Meter vor der Ziellinie, verbissen kämpfend, anscheinend das Letzte aus sich herausholend. Er blies die Backen auf, schien mit den Lippen die Noten nachzuformen, die seine flinken Finger aus den Saiten zerrten. Sehen lassen konnte sich auch der Gesang Tremontis, der eine deutliche Spur kerniger ist, als der von Myles Kennedy, der bei Alter Bridge das Mikro schwingt.

Wechselnde Soli und Gitarrenduelle

Dass nicht nur er, sondern auch sein Kumpel Friedmann Ahnung vom Metier hat, bewies dieser ebenso eindringlich. Oft genug übernahm der hagere Schlacks den Solopart, leistete sich gekonnte Gitarrenduelle mit dem Bandkopf. Etwas unbeteiligt wirkte der leicht pummelige Basser van Halen, nichtsdestotrotz verpasste er dem akustischen Ergebnis seines Spiels einen guten, knackigen Bums. Ebenso wie Whitlock reichlich fetten Rhythmus produzierte.

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Zu dem Dutzend Titeln auf dem Album gesellten sich mit „All that I got“ und „Gone“ zwei weitere Stücke, die es, so Tremonti, aus dem Studio zwar nicht auf die Scheibe, aber auf die Bühne geschafft haben. Nach einer guten Stunde war der gelungene Auftritt zwar schon vorüber, doch im Anschluss nahmen sich die Musiker noch einmal Zeit für ihre Fans. Diese drängten sich in Scharen vor der Halle, um Autogramme abzustauben, einen Blitzsmalltalk zu halten und womöglich ein Foto von sich und der Band zu schießen. (Fotos: Helmut Löwe)

Setlist Tremonti

– Leave it alone
– Giving up
– So you’re afraid
– Doesn’t matter
– Proof
– Whish you well
– All I was
– You waste your Time
– All that I got
– The Things I’ve Seen
– New Way out
– Decay
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– Gone
– Brains

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