Beady Eye gelingt mit „BE“ ein Schritt nach vorne

„Das ist ein kleiner Schritt für einen Menschen, aber ein riesiger Sprung für die Menschheit.“ So sagte es am 20. Juli 1969 Neil Armstrong, als er als erster Mensch die Mondoberfläche betrat. Und ein bisschen was von Armstrongs Worten gilt auch für „BE“, die Neue Platte von Beady Eye – nein, nicht die Sache mit dem riesigen Sprung, aber immerhin die mit dem kleinen Schritt. Und den haben die Jungs um Frontmann Liam Gallagher mit dem Nachfolger zum Banddebüt „Different Gear, still speeding“ in der Tat gemacht.

In den Kritiken zur ersten Scheibe warf man Beady Eye zu Recht vor, zu wenig eigenständig zu sein, sich allzu sehr bei den großen Bands der 60er und 70er wie den Beatles, The Who, den Kinks oder Rolling Stones zu bedienen. Davon sind Gallagher und seine ehemaligen Oasis-Bandkollegen Andy Bell (Gitarre), Gem Archer (Gitarre) und Chris Sharrock (Drums), sowie Ex-Kasabian Bassist Jay Mehler nun allerdings abgerückt. Die Truppe scheint deutlich mehr Zeit und Hirnschmalz in die Kompositionen gesteckt zu haben. Na ja, der Einfluss der „guten alten Zeit“ der  Musik ist zwar deutlich erkenn- respektive erhörbar, doch abwechslungsreiche Instrumentierung und Songgestaltung machen „BE“ weniger altertümlich denn vielmehr aktuell.

Der Opener „Flick of the Finger“ ist gleichzeitig erste Singleauskopplung der Scheibe – keine schlechte Wahl, Bläser einzubauen. Wer im Folgenden jedoch genau hinhört, dem wird die ziemlich große Ähnlichkeit von „Soul Love“ mit dem Vorgänger auffallen. Hat man da etwa auf denselben Rhythmusaufbau gebaut? Das hätte doch wohl nicht nötig getan; vielleicht wäre dies weniger offensichtlich gewesen, wenn man das Lied an anderer Stelle der Platte platziert hätte. „Face the Crowd“ dreht etwas mehr auf, selbst am Steuer eines Wagens hat man Lust, mit den Fingern zu schnippen oder mitzuwippen.

Lange Outros sind der Renner

Wohl der gelungenste Song von „BE“ ist „Soon come Tomorrow“, welcher nach einem langsamen Beginn dem Höhepunkt des Gitarrensolos,  das auch mal etwas länger sein darf,  entgegengleitet, um kurz darauf langsam und intrumental auszublenden. Apropos langes Outro: daran haben Liam und seine Mitmusiker diesmal offenbar einen Narren gefressen, denn auch auf „Don’t brother me“ nimmt das Ausblenden enorm viel Platz ein; etwas zu viel, oder wie sonst sollte man die letzten vier Minuten des siebeneinhalbminütigen Stückes aufnehmen, die aus anscheinend uninspiriertem Instrumentalmischmasch bestehen.

Produziert hat die Platte Dave Sitek, der mit den Yeah Yeah Yeahs oder den Foals zusammenarbeitete und sich eher kleineren Indiebands widmet, darüber hinaus auch noch Mitglied US-Indierockband TV on the Radio ist. „Mit Sitek zu arbeiten, hat uns eine neue Welt eröffnet“, zeigt sich Liam zufrieden mit dem Ergebnis. Nun, eine ganz neue Welt hat die Zusammenarbeit zwar nicht wirklich ergeben, doch gegenüber „Different Gear, still speeding“ ist mit „BE“ die Reise vorangeschritten. (Foto: Nick Griffiths)

Beady Eyes „BE“ erschien am 7. Juni auf Sony Music. Das Album hat elf Lieder und eine Laufzeit von 49:47 Minuten.

Anspieltipps: Flick of the Finger, Soon come Tomorrow

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