Skindred und Crossfaith feuern Reggae-Elektro-Metal-Melange ab

Auf der einen Seite entspannender Reggae, der dem Hörer eine ruhige Minute gönnt, und wenn er von der Bühne herabschallt, Kopfnicken und Armbewegungen verursacht. Auf der anderen Seite fetter Metal, der mächtig ins Bein geht, für Aufruhr im Publikum sorgt und Stagediver sowie Crowdsurfer zu Höchstleistungen aufstachelt. Zwei Musikrichtungen, die allgemeinhin nicht wirklich kompatibel sind, unterschiedliche, ja entgegengesetzte Hörerschaften an sich binden. Oder vielleicht doch nicht? Ganz genau, doch nicht: wenn nämlich Skindred das Heft in die Hand nehmen.

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Die Briten, genauer gesagt, die Waliser, vermischen die beiden unterschiedlichen Musikrichtungen zu einem hörenswerten und stimmigem Etwas, werfen zudem noch ein wenig HipHop darunter und garnieren das Ganze mit Breakbeats aus Synthesizer und vom Plattenteller. Was dabei herauskommt? Nun, Mucke, die ziemlich abgeht, irgendwie so richtig Wumms hat, auf der zwölf landet. So und nicht anders war es auch am 20. November in der Kölner Essigfabrik, als das etwa 75-minütige Konzert von Sänger Benji Webbe und seinen vier Kumpels der frühwinterlichen Kälte keine Chance gab und die Halle unter Hitze setzte.

Werbung in bandeigener Sache

Etwa 600 Fans ließen sich von Webbe nicht lange bitten, sondern gaben von Anfang an richtig Gas: Bis nahezu in die letzte Reihe hinein, wo sonst eher ruhiges und wohlwollendes Goutieren der Bühnenaktivität angesagt ist, war Bewegung, reckten sich im Rhythmus der reggaemetallischen Klänge die Arme in die Luft. Vor der Bühne bildete sich ein richtiges Moshpit, sonst ja eher bei klassischen Metallern der Fall. Außer mit politischen Anspielungen glänzte Webbe auch mit Werbung in bandeigener Sache: Jeder klaue durch unbezahlte Downloads Musik, alle seien schuldig. Doch durch den Kauf einer Konzertkarte könne man den Rock’n’Roll und seine Lieblingsband am Leben erhalten – vor allem dann, wenn man am Stand in der Halle Werbeartikel kaufe. Ohne Moos ist halt auch bei Skindred nichts los.

Zum letzten Song „Warning“ kam Skindred Kenta Koie zu Hilfe, Sänger der Vorband Crossfaith. Apropos Crossfaith: die Japaner gaben zuvor aber mal so richtig Vollgas an der Metalcore- und Elektrofront. Wie eine wildgewordene Mixtur aus Slipknot ohne Masken, The Prodigy und Combichrist zogen Crossfaith alle Register der aufpeitschenden Musik. Von wegen höfliche und zurückhaltende Japaner – die Fünfmanntruppe packte in ihren halbstündigen Auftritt mindestens so viel Energie, wie ihn so manche ihrer Kollegen in nicht einmal anderthalb Stunden unterbringen. Circle Pit, Pogen, Crowdsurfen, wild umherspringen, bei Crossfaith bekam das Publikum die volle Aktionspackung und satte Bässe in Beine und Mägen. Die lautstarken Zugabenrufe wurden allerdings rigoros durch Konservenmusik abgewürgt; das ist halt das Schicksal einer Vorband.

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Dass Crossfaith auch außerhalb der Konzerthalle keine Kinder von Traurigkeit sind, bewiesen sie auf ihrer Fahrt zu einem Konzert im schweizerischen Bern: Die Stuttgarter Polizei stoppte ihren Bus, nahm die Jungs wegen Drogenbesitzes hopps und legte das verkehrsuntüchtige Fahrzeug still.

www.skindred.net

www.crossfaith.jp

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