Gary Numan im akustisch-optischen Sandsturm der Kölner Essigfabrik

Dass Gary Numans aktuelles Album „Savage“ musikalisch die Geschichte einer post-apokalyptischen Welt in naher Zukunft erzählt, in der sich die Erde in eine öde Wüstenlandschaft verwandelt hat, haben Plattenfirma und Kritiker ausführlich vermittelt. Genau jene Apokalypse, jene Wüstenlandschaft, bringt Numan nicht nur auf dem Album rüber, sondern in sehr greifbarer Form auch auf seiner aktuellen Tour. Das Publikum in der Kölner Essigfabrik wurde am 25. Oktober 2017 eindrucksvoll Zeuge davon – nicht nur akustisch, auch optisch.

Konzertfotos: Gary Numan am 25. Oktober 2017 in der Kölner Essigfabrik

Numan und seine vier Mitmusiker kamen in sandfarbigem, groben Leinen gekleidet auf die Bühne, kalkweiße Strichmuster auf Stirn oder Gesicht. Hey, genau so stellt sich Numan ja auch auf dem Cover von „Savage“ dar. Lichttechnisch spielte sich das Geschehen meist im Halbdunkel ab, durchzogen von hin- und herstreifenden Lichtstrahlen- und kegeln aus dem Hintergrund. Ständig rissen helle Blitze des Flashlights das schummrige und oft nur schwerlich auszumachende Treiben auf.

Nicht quatschen – machen!

Wer sich wie in einem orientalischen Schattenspiel vorkam, sich in einem nahezu undurchdringlichen Sandsturm durchzuckt von Lichtblitzen wiederfand, der hatte sich auch optisch ganz und gar auf die akustische Endzeit eingelassen. Wummernde Synthiebässe und Keyboardtöne dominierten das musikalische Erlebnis. Gitarre und Bass nahmen die Rolle von Begleitern ein – notwendigen und wichtigen jedoch. Eben ganz so wie man es von den Numan’schen Alben kennt. Ganz dicht und kompakt gestaltete sich die Instrumentalabteilung.

Darüber der Gesang von Numan mit seinen stimmlichen Eigenarten mit dem typisch leichten Hauch von näselndem Nörgeln, dem ordentlich Hall verpasst wurde. Ab und an, ganz selten nur, ließ Numan Mikro Mikro sein und nahm sich des zweiten Keyboards an. Ansonsten war der Magier und Pionier des Waverocks enorm gestenreich in seiner Darbietung, messianisch sogar, wenn er mit weit geöffneten Armen und nach hinten gebeugt seiner Stimme Nachdruck verlieh.

Konzertfotos: Gary Numan am 25. Oktober 2017 in der Kölner Essigfabrik

Die Kürze des Konzertes – nur dank zweier Zugaben wurden knapp 85 Minuten erreicht – war allerdings nur eine scheinbare: Numans Verzicht auf jegliche Kommunikation mit den gut 600 Zuschauern verhalf Musik zum großen Ding des Abends. Andere Frontleute hätten durch nette Plaudereien, Mitsingspiele oder Faninteraktion daraus locker 100 Minuten gestaltet. „Nicht quatschen – machen!“ war anscheinend Numans Motto. Dem Konzert tat dies gut, ein vortrefflicher Abend! (Fotos: Helmut Löwe)

Setlist:

– Ghost Nation
– Metal
– The Fall
– Remind Me to Smile
– Bed of Thorns
– Down in the Park
– Pray for the Pain You Serve
– Here in the Black
– Mercy
– Love Hurt Bleed
– My Name is Ruin
– Cars
– When the World Comes Apart
– Are ‚Friends‘ Electric?
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– I Die: You Die
– A Prayer for the Unborn