Gary Numans „Savage“ ist nicht wild sondern wuchtig

Die selbsternannte “Ein-Mann-Band” hat eine neue Platte am Start: „Savage: Songs from a broken World“ heißt das 22. Studioalbum des britischen Synthesizer-, New-Wave- und Elektropioniers Gary Numan. Laut Info der Plattenfirma erzählt „Savage“ die Geschichte einer post-apokalyptischen Welt in naher Zukunft. Alle Technologie ist zerstört und der Planet hat sich in eine öde Wüstenlandschaft verwandelt. Die Umwelt ist wild und brutal, genauso wie die wenigen Menschen, die sie immer noch durchstreifen. Und genau jene postapoklyptische Vision vermitteln die Songs sehr eindrucksvoll.

Zwischen getragen-minimalistisch und wuchtig-bombastisch pendeln die Titel musikalisch, manch ein Song könnte man sich unverändert als Soundtrack eines Science-Fiction-Filmes über eine unwirtliche Zukunft dieses unseres Planten vorstellen. Beispiel gefällig? „Broken“ als akustischer Hintergrund einer Szene, in der ein einsamer Reiter langsam durch eine wüstenhafte Ödnis einer stählernen Oase entgegenstrebt. Mit dem Video zu „My Name is Ruin“ setzt Numan ja auch genau eine solche Endzeitvison optisch um. Wenn einem da zusätzlich Bilder von Frank Herberts „Der Wüstenplanet“ durch den Kopf geistern, ist dies nicht verfänglich.

Die Gewaltigkeit der Trägheit

Oft, sehr oft, fast ausnahmslos, beginnen die Titel sehr verhalten, wirken beruhigend auf den Hörer. Ab und an nimmt die musikalische Intensität zu, steigert sich bis zum Ende, um einen förmlich zu erdrücken. „Bed of Thornes“ ist ein solcher Kandidat, auch „Pray for the Pain You Serve“ nimmt zwar nicht an Fahrt, an Tempo auf, aber überrollt einen in der zunehmenden Gewaltigkeit seiner Trägheit. So vermeidet Numan ganz geschickt Langatmigkeit in den Liedern, trotz dass die Instrumentierung und melodische Ausformung oft sparsam wirkt.

Bei „Mercy“ und dem folgenden „What God intended“ will ihm dies allerdings nicht so ganz gelingen. Da tut sich während des Hörens doch leichte Ödnis auf. Rhythmisch liegen die beiden Songs nahezu auf identischer Wellenlänge, erscheinen um ein Haar als musikalisch zweieiige Zwillinge. So etwas schmälert den Genuss des ansonsten sehr stimmigen Albums, welches in jedem Falle nach der Vehemenz einer großen Anlage mit Boxen und fettem Sound giert und sich nicht mit dem mickrigen Klang eines Smartphonelautsprechers zufrieden gibt. (Foto: Pressefoto)

„Savage: Songs from a broken World“ hat zehn Titel und eine Laufzeit von 55:05 Minuten. Erschienen ist das Album bei BMG Rights Management und wird von Warner vertrieben.

Anspieltipps: Ghost Nation, My Name is Ruin, When the World comes apart

Gary Numan auf Tour

Das neue Songmaterial – und so manche der alten Hits wie „Cars“ oder „Are Friends electric?“ sicherlich ebenso – stellt Gary Numan im Herbst 2017 auch auf der nach dem Album benannten „The-Savage“-Tour vor.  Zu welcher in Deutschland allerdings lediglich zwei Konzerte gehören: am 25. Oktober in der Kölner Essigfabrk und am 26. Oktober im Columbia-Theater in Berlin.

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