Wenn der Frontmann gleich zu Beginn eines Auftritts mit einem Glas Guiness auf der Bühne steht und lauthals „Slàinte“ – Prost – ruft, dann weiß man im Großen und Ganzen, was einen in den nächsten Minuten erwartet – selbst dann, wenn man die Band vielleicht nicht kennt. Nicht anders beim Konzert von Fiddler’s Green am 18. Mai 2019 in Köln: Ralf Albers hält ein Glas Guiness hoch und ruft „Slàinte“. Wäre aber gar nicht nötig gewesen, denn Fiddlers Green als die bekannteste deutsche Band des Genres Irish Folkrock ist nun wahrlich kein Unbekannter.
Konzertfotos von Fiddler’s Green am 18. Mai 2019 im Kölner E-Werk
Dass das Konzert im ziemlich vollen, wenn auch nicht ausverkauften, E-Werk vor etwa 1.700 Fans stattfindet, zeigt dann schon einmal mehr, dass Fiddler’s Green ganz oben in der ersten Liga deutscher Irish-Folkrocker mitmischen. Seit 29 Jahren ist das Sextett aus Erlangen, welches sich dem „Speedfolk“ zuschreibt, musikalisch zugange, mit zwar langsam, aber stetig steigendem Beliebtheitsgrad. Die neue Platte „Heyday“, die der Tour den Namen gibt, ist das 14. Studiowerk: wer so viele Alben veröffentlicht, der muss doch einfach beliebt sein.
Wie gut das, was Fiddler’s Green abliefern, bei den Fans ankommt, wird im E-Werk nur allzu schnell deutlich. Vor der Bühne herrscht meist ein tanzendes und springendes Tohuwabohu, welches zu „Rocky Road to Dublin“ seinen Höhepunkt erreicht. Inklusive vieler nackter Oberkörper, deren Eigentümer ungestüm ihre verschwitzten T-Shirts hoch über dem Kopf kreisen lassen. Da ist es dann schon fast egal, dass der Titel gar nicht von Fiddler’s Green stammt, sondern ein irisches Lied aus dem 19. Jahrhundert ist, welches auch von anderen Künstlern wie den Dubliners und den Pogues interpretiert wurde.
„Fremdes“ Liedgut und ganz viel Heyday
Immer mal wieder lassen Fiddler’s Green in den zwei Konzertstunden Interpretationen nicht eigenen Liedgutes auftauchen – manchmal kurz, manchmal länger. Sei es das Traditional „John Kanaka“ vom neuen Album, ein Hauch des Partisanenliedes „Bella ciao“ im Titel „Down“, eine kurze Intonierung von „Danny Boy“ oder Elemente des Klassikwerkes „In der Halle des Bergkönigs“ aus Edvard Griegs Peer-Guynt-Suite Nr. 1. Schwerpunkt des Abends ist jedoch das Album „Heyday“, von welchem die Band tatsächlich zehn der 15 Songs auf die Setlist packt.
Konzertfotos von Fiddler’s Green am 18. Mai 2019 im Kölner E-Werk
Zum hohen Unterhaltungswert des Konzertabends trägt in erheblichem Maße die Vorband The Moorings aus dem elsässischen Sélestat nahe Straßburg bei. Der sogenannte Celtic-Folk-Punk des Quintetts hat zwar wenig Irish-Folk-Anklänge, doch die Art Rockmusik mit traditionellen Klängen, wie sie in der Bretagne beheimatet ist, entpuppt sich live als äußerst effektive Mischung. Vom zufriedenen Publikum kommt deutlich mehr als ein Achtungsapplaus für die Fanzosen, die sich spätestens durch ihre eigenwillige Interpretation von „Auf der Reeperbahn nachts um halb eins“ das Wohlwollen des E-Werks erspielen. Alles in allem ein gelungener Abend für Fans des Irish-Folk-Rocks. (Fotos: Helmut Löwe)