Dass Techno von Berlin aus die Welt eroberte, das ist bekannt, Dass die Hauptstadt mit den Ärzten munteren Funpunk beheimatet , wissen wir auch. Und dass durch Seeed Berlin in Sachen deutschen Dancehalls das Heft in der Hand hat, ist unbestritten. Wenn es um Heavy Rock, Stonerrock und -metal geht, dann ist für viele Berlin allerdings wie ein weißes Blatt. Dass dem so nicht sein muss, dafür stehen Redscale.
Das Quartett zeigt mit seinem zweiten Album „Feed them to the Lions“, dass die Stadt an Spree und Havel der Heimat von US-Bands wie Kyuss, Nebula & Co. mit wuchtigen Klängen und knochentrockenen Gitarrenriffs um herzlich wenig nachstehen muss. Allerdings kommen die meisten der acht Titel der Scheibe nicht so erschauernd staubtrocken daher, wie sie die „Erfinder“ des Stonerrocks aus der Wüste Südkaliforniens heraus erklingen ließen, sondern gehen mit Dynamik und ordentlich Fahrt ins Rennen.
Langsam, heavy und schniecke Gitarrensoli
Mit dem Opener, der auch der Scheibe den Namen gab, machen es sich Redscale nicht unbedingt einfach: gleich zu Beginn ein Stück von neuneinhalb Minuten abzufeuern, dazu gehört schon Mut. Man hat sich schließlich noch gar nicht warmgehört. Das macht aber überhaupt nichts aus – mit genug Tempiwechseln, mit langsamen Passagen, schwungvollem Heavy Rock und schnieckem Gitarrensolo fangen einen die Berliner flugs ein. Und holen eine mit ebendiesen Elementen auch mit dem Rauswerfer „Phoenix“ ab – und das in ebenfalls langen gut 8 Minuten.
Dass die tief gestimmten Instrumente und temporeichen, riffgetragenen Songteile durchaus einen Hauch von Black Sabbath atmeten, kommt nicht von irgendwoher: Wenn man als Bandmitglied auf einem offiziellen Foto ein Black-Sabbath-T-Shirt trägt, stammt dies bestimmt nicht aus einem Zufallsfund vom Grabbeltisch eines Discounters, sondern birgt ein Statement! So einige Songelemente erinnern einen schon an den Output Iommis, Butlers, Wards und Osbournes. Hey – das ist überhaupt nicht schlimm!
Sehr kraftvoll ist der Stonermetal aus der Bundehauptstadt, Redscale legen sich ordentlich ins Zeug und reißen den Hörer mit. Das, was „Feed them to the Lions“ aus den Boxen wabern lässt, das ist ganz klar mehr als irgendwas, was man nur einmal hört. Wenn man über die ein oder andere Stelle ähnlich klingender Elemente mal hinwegsieht, dann hat man mit dem zweiten Album Redscales etwas in der Hand, was immer mal wieder seine Runden im CD-Player drehen sollte. Is halt dufte! (Bandfoto: Pressefoto)
„Feed them to the Lions“ von Redscale hat mit acht Songs eine Laufzeit von 46:19 Minuten. Erschienen ist die Platte auf dem italienischen Label Karma Conspiracy Records.
Anspieltipps: Feed them to the Lions, Hydra, Phoenix