Es ist eher zwielichtig im Kölner Luxor an jenem Konzertabend. Aus dem Hintergrund der Bühne leuchtet es zwar hell, doch die Protagonisten vorne am Rand der Bühne sind vom Publikum aus eher als Schattenspiel auszumachen – denn dort liegt meist Schatten. Dafür ist’s laut: die Gitarren legen gut los, der Drumsound lässt einen ordenlich vibrieren. Gegen den fetten Klang der Instrumente kommt der Gesang von Ashley „Ash“ Costello nicht immer gut hörbar an. Dafür hat die Sängerin zwischen den Songs stets reichlich Zeit, sich zum einen lautstark verständlich zu machen und sich zum anderen auf umfangreiche Plaudereien einzulassen und sich im Smalltalk den Fans von New Years Day zu widmen. Denn die Band aus dem kalifornischen Anaheim ist es, die am 4. März einen Konzertstopp in dem kleinen Club an der Luxemburger Straße einlegt.
Konzertfotos von New Years Day im Kölner Luxor
Viele Fans sind es nicht, welche sich die muntere Mischung aus Alternative Metal, Groove Metal und Pop, gespickt mit Einsprengseln von Metalcore sowie ab und an einem Hauch R’n’B in den Gesanglinien antun: Gut 100 Personen haben sich aufgemacht, den Gefahren des Coronavirus zu trotzen. Doch die eher überschaubare Menge im Publikum ficht Ash rein gar nicht an – die Frontfrau mit den rechts blonden und links schwarzen langen Haaren wird kaum müde, Geschichten rund um Titel wie „Shut up“, „Kill or be killed“ oder „Angel Eyes“ zu erzählen und in emotionalen Worten den Zusammenhalt und die enge Bindung zwischen New Years Day und deren Fans herauszustellen. Das ist deutlich mehr Publikumsnähe als in anderen schwermetallischen Konzerten üblich. Und obendrein sehr unterhaltend.
„Ihr seid einer von uns“
Immer mal wieder klatscht die Frontfrau in den Netzstrümpfen und Hotpants die ihr entgegengereckten Hände ab, lobt das Publikum schon fast über den grünen Klee: „Ihr seid so verdammt wichtig für uns“, „ihr seid einer von uns“ und „das war das bislang beste Konzert in Deutschland“ erzählt sie. Ach Ash – so was erzählst du doch jedem, oder? Egal, so geht gute Unterhaltung und so funktioniert der Schulterschluss mit den Fans. Wozu auch ein Ausflug Ashs und des Gitarrsiten Nikki mitten zwischen die Zuschauer gehört. Musikhelden zum Anfassen quasi. Das macht Laune – sowohl vor als auch auf der Bühne: Ash grinst und applaudiert immer mal wieder, weil sie ganz offensichtlich Spaß an der Sache in der kleinen Kölner Butze hat.
Konzertfotos von New Years Day im Kölner Luxor
Damit das Schwermetallische allerdings nicht zu kurz kommt, ist Händerecken und Pommesgabelnschwenken angesagt, während fingerfertige Gitarrensoli erklingen. Und an den metalcorelastigen Stellen auch deftiges Headbangen: „Ich möchte, dass euch die Nacken am nächsten Tage schmerzen“, stachelt Ash das Publikum vor „Skeletons“ an. Dass daraus dann jedoch kein lang anhaltendes Dauerbangen wird und womöglich echte Nackenschmerzen am Tage drauf jemanden peinigen, stellt ein recht frühes Konzertende sicher: Nach nur 65 Minuten ist’s vorbei mit der launigen Metalunterhaltung von New Years Day. Dafür gibt es etwas mehr Musiker in entspannter Version im Anschluss an die laute Mucke. Dann nämlich halten Ash und Kumpels am Devotionalienstand in Ruhe mit den Besuchern einen Schwatz. (Fotos: Helmut Löwe)