Neuer Skatepunk aus Southern California: The Offspring aus Orange County, zusammen mit NOFX, Pennywise und Lagwagon alte Hasen und Helden des melodischen US-Punkrocks, haben ein neues Album vorgelegt. Mitten in die Coronapandemie hinein veröffentlichen sie ihr zehntes Studioalbum und scheinen die Fangemeinde mit „Let the bad Times roll“ in schlechten Zeiten aufmuntern zu wollen.
Wie stellt Gitarrist Noodles fest? „Man sagt doch, wenn schon alles den Bach runtergeht, dann sollten wir wenigstens das Beste daraus machen.“ Das Beste ist ihm, Sänger Dexter Holland, Drummer Pete Parada und Todd Morse – seit 2019 Bassist des Quartetts – zwar nicht wirklich gelungen, aber auf „Let the bad Times roll“ bieten The Offspring annehmbares Material. Und weichen sogar diverse Male vom klassischen Offspring-Drauflospunk ab.
Mit dem Opener „This is not Utopia“ legt die Band in bewährter und beliebter The-Offspring-Manier mit Volldampf los. So darf ein Einstieg in ein Album der Musiker gerne sein. Und schon folgt ein Schwenk hin zum Offspring-Party-Punk – anfangs eher mau gewinnt der Titelsong durch mehrfaches Hören etwas hinzu. „Army of One“, „Breaking these Bones“ oder „The opioid Diaries“ beglücken mit hochwertigen Standards aus dem Hause The Offspring.
Ungewohnte Swingatmosphäre
Ganz ungewohnt dagegen die auf Klavieranschläge, Streicherelemente und Gesang reduzierte Ballade „Gone away Requiem“. Erfahrene Offspring-Hörer werden sofort bemerken, dass sich The Offspring damit eine Neuinterpretation des Songs „Gone Away“ vom 1997er Album „Ixnay on the Hombre“ leisten. Kann man machen, hätte man aber auch sein lassen können. Deutlich spannender dagegen das ebenso aus dem Punkuniversum ausbrechende „We never have Sex anymore“, welches mit Bläsern, mit Dämpfer gespielter Trompete gar, eine Swingatmosphäre verbreitet.
Was Holland & Co. allerdings bewogen haben könnte, eine einminütige, schwermetallische Interpretation von Edvard Griegs „In der Halle des Bergkönigs“ aus der „Peer-Gynt-Suite“ aufs Album zu packen, das will sich nicht erschließen. Genauso wenig wie das Aufgreifen des Themas des Titelliedes in dem ebenfalls nur gut einminütigen „Lullaby“. Dies sind Dinge ohne wirklichen musikalischen Mehrwert, nicht einmal für knallharte Fans. The Offspring gelingt mit „Let the bad Times roll“ durchaus eine Aufmunterung, Hochstimmung allerdings will sich nicht einstellen. Dafür gibt’s ja „Ignition“ oder „Smash“. (Foto: Daveed Benito)
„Let the bad Times roll“ von The Offspring hat mit zwölf Songs eine Laufzeit von 33:27 Minuten. Erschienen ist das Album auf dem Label Concord Records und wird von Universal Music vertrieben.
Anspieltipps: Army of One, Coming for you, We never have Sex anymore, The opioid Diaries