Kommt hier wohl etwa neues Minimalelektromaterial auf uns zu? So mag sich wohl jemand denken, der die ersten Klänge von „Booster“ hört, dem Einstieg in „Lies to survive“, dem neuen Album von Godsleep. Nach anderthalb Minuten allerdings geht’s weg von Synthiesounds hin zu derben Rocksounds. Und jene kommen mit schmissigem Schlagzeugantrieb und viel Schmackes daher. Und für Rock sind die Griechen Godsleep schon eher bekannt – sofern man die Band aus Athen überhaupt kennt.
Bislang hatten die Musiker überwiegend den Hut Grunge auf. Doch „Lies to survive“ das dritte Album von Sängerin Amie Makris, Gitarrist Johnny Tsoumas Bassist Fedonas Ktenas und Drummer Dennis Panagiotidis, hat sehr viel zu bieten als nur Grunge. Das Quartett schmeißt Hardrock, Alternativerock, Noiserock, Punk, Psychedelic Rock, Progressive Rock, Metal und andere Subgenres des Rocks ordentlich durcheinander. Das Ergebnis ist beachtlich.
Von doomig bis leicht beschwingt
So zum Beispiel baut „Room 404“ mit seinem langsam wabernden Schlagzeug eine sehr wohl doomige Atmosphäre auf, ohne sich allerdings zu tief im Genre Doomrock zu verlieren. Zum Schluss der über sechseinhalb Minuten wird’s gar spacerockig. Das danach folgende „Saturday“, mit ebenfalls sechseinhalb Minuten Länge auch ordentlich, weist einen gehörigen Hauch Southernrocks auf. Schwer aufs Ohr gibt’s mit „Cracks“, das satt und wuchtig getrommelt aus den Boxen dröhnt.
Leicht und beschwingt dagegen ist „Breakfast“ – fast so wie ein Frühstück zu Beginn eines sonnigen Sommertages, den man sich zum Faulenzen auserkoren hat. In den siebeneinhalb Minuten von „Permanent Vacation“ pressen Godsleep echt viel Abwechslung rein. Man bekommt Progressive Rock und Metal serviert, Alternativerock, Noiserock samt Screamoelementen, einige fette Metalgitarrenriffs – da sind verdammt viele Ingredienzien in dem Rockgericht.
Ausbund an Progressive Rock
Ein echter Ausbund an Progressive Rock ist „Last Song“, der Schlusspunkt von „Lies to survive“: Acht Minuten lang arbeiten sich Godsleep gesanglos in bester Manier der deutschen instrumentalen Progressivehelden Long Distance Calling mit repetitiven Gitarrenläufen durchs Material. Ziemlich grandios! Nicht immer grandios ist der Gesang von Makris: Der klingt zwar recht speziell, passt auch recht ordentlich zum unkonventionellen Soundwerk Godsleeps, klingt allerdings nicht an jeder Stelle und in allen Tonlagen überzeugend. Manchmal fühlt man sich an Sandra Nasić von den Guano Apes erinnert. Doch die hat gesanglich dann wirklich deutlich mehr zu bieten. Dennoch ein starkes Stück Musik aus Athen. Wir haben ein Auge auf das weitere Wirken Godsleeps! (Foto: Pressefoto)
„Lies to survive“ von Godsleep hat mit elf Songs eine Laufzeit von 56:07 Minuten. Das Album ist erschienen bei Ouga Booga and the Mighty Oug Records.
Anspieltipps: Pots of Hell, Cracks, Pavement, Last Song