Jochen Distelmeyers „Heavy“ – Indiedurchtränkter Poprock

Jochen Distelmeyer, ehemaliger Blumfeld-Sänger und -Kopf, hat nach dem Ende der Hamburger Band die Musik nicht an den Nagel gehängt:  Distelmeyer macht jetzt alleine weiter und veröffentlichte mit „Heavy“ im September 2009 sein erstes Album.

Mit ihrem Indiepop und -rock haben Blumfeld, gegründet 1990, solchen Bands wie „Tocotronic“ oder „Die Sterne“ den Weg geebnet.  Nicht nur das, Blumfeld waren mit die wichtigsten Vertreter der sogenannten Hamburger Schule, eine Musikrichtung, deren Bands mit intellektuellen deutschen Texten Gesellschaftskritik unters Volk brachten.  Und deren Musik zwar Pop, aber nachhaltig durch gitarrenlastigen Indie beeinflusst war. 2007 löste sich Blumfeld auf.  Nun macht Distelmeyer dort weiter, wo Blumfeld aufgehört haben: Indiedurchtränkte Poprockmusik mit Texten über das Leben, die Liebe und den ganzen Rest.

distelmeyer_heavy_180Der Einstieg in „Heavy“ ist alles andere als heavy – „Regen“ ist ein sanfter à-cappella-Titel, alleine durch Distelmeyers Stimme getragen. Andere würden so was ans Ende einer Scheibe packen, Distelmeyer startet damit – um gleich danach richtig loszulegen:  Bei „Wohin mit dem Hass? und „Er“ kommen die sechs Saiten gut rüber, nicht nur die Gitarrenhookline von „Er“ repräsentiert eingängigen Indie-Rock par excellence. Ebensolchen Charakter weisen „Hinter der Musik“ mit leichter Punkattitüde und „Hiob“ auf. Beide gehen bereits als „echte Rocker“ durch.

„Heavy“ glänzt durch Vielfältigkeit

Doch neben den lauten Tönen schlägt Distelmeyer auch die leisen an. Mit „Lass uns Liebe sein“, „Nur mit Dir“ oder „Jenfeld Mädchen“ sind ihm leichtfüßige Popsongs gelungen. Die Vielfältigkeit macht „Heavy“ aus – ein Album auf dem man immer wieder etwas neues, etwas anderes entdeckt und daran Gefallen findet. Distelmeyer singt über Themen, die ihn und alle betreffen. So wie er es auch zu Blumfeld-Zeiten gemacht hat.

Besondere Beachtung verdient Distelmeyers Textarbeit: Nicht nur Zeilen wie „Ich seh‘ zu wie die Kinder spiel’n – und über uns den Zeppelin, ein Elefant als Luftballon, ich leb dafür und leb davon“ im Song „Murmel“ lassen einen aufhorchen.  Ungewollt? Absicht? Affront? Denn so etwas hört sich wirklich an, wie Poesie hart an der Grenze, profane Lyrik at its best. Aber irgendwie sehr gut.  So was muss man erst einmal wagen, ohne peinlich zu klingen. Und Distelmeyer wagt’s – und gewinnt:  was anderen misslingt, schafft er. Eine gelungene Symbiose zwischen Wort und Ton.

Im Herbst 2009 ist Jochen Distelmeyer auf Tour:

04.11. – Bremen, Modernes
05.11. – Dortmund, FZW
06.11. – Bielefeld, Kamp
07.11. – Mühlheim, Ringlokschuppen
09.11. – Köln, Gloria
10.11. – Trier, ExHaus
11.11.  – Erlangen, E-Werk
12.11. – Heidelberg, Karlstorbahnhof
14.11. – Stuttgart, Universum
15.11. – München, Ampere
16.11. – Leipzig, Conne Island
17.11. – Berlin, Postbahnhof
02.12. – Osnabrück, Lagerhaus
04.12. – Tübingen, Sudhaus
07.12. – A- Ebensee, Kino Ebensee
08.12. – A- Wien, WUK
09.12. – A- Salzburg, ARGE
10.12. – A-Dornbirn, Spielboden
12.12. – Regensburg, Alte Mälzerei
13.12. – Frankfurt, Mousonturm

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