Buzzcocks bringen mit „A Different Compilation“ alten Punk ins Jetzt

„Ja ist denn heut‘ scho‘ Weihnachten?“, möchte man fragen. Üblicherweise kommen Sampler oder Compilations ja kurz vor den Festtagen heraus, um die Geldbörsen der Künstler und Plattenfirmen mit bereits zur Genüge durchgenudelten Songs in neuer Zusammenstellung noch einmal zu füllen. Doch die Compilation, die die Buzzcocks unter dem Namen „A Different Compilation“ mitten im Sommer auf den Markt werfen, hat nichts mit dem einfachen Aufwärmen vorhandenen Materials zu tun.

Denn die (bekannten, da nicht neuen) Songs, die die Altväter des Punk, beziehungsweise Pop-Punk (mit den politisch ambitionierten Sex Pistols, UK Subs oder Exploited hatten Pete Shelleys Texte eher wenig gemein)  auf Silberling bannten, haben Gründungsmitglieder Shelley und Steve Diggle sowie Tony Barber und Danny Farrant allesamt neu eingespielt. Und sich 24 Titeln seit der Bandgründung 1976 gewidmet. Herausgekommen ist – mit einigen Ausnahmen von jüngeren Songs der Alben aus den 90ern – eine gelungene Reminiszenz an die Ursprünge des britischen Punks zu Ende der 70er Jahre, verpackt in den fetten Sound neuesten Datums.

Ist das wirklich 30 Jahre alt?

Die Buzzcocks haben kaum etwas an ihrer ruppigen Attitüde gegenüber  Drei-Akkorde-Geschrummel, nöligem Gesang und rumpeldem Bass geändert: Die Songs klingen immer noch so, als wären sie gestern geschrieben worden – obwohl Titel wie „Boredom“ von der ersten EP „Spiral Scratch“ aus dem Jahr 1976 oder „Fast Cars“ vom 78er Debütalbum „Another Music In A Different Kitchen“ über 30 Jahre, ja schon bis zu 35 Jahre auf dem Buckel haben. Dank zeitgemäßer Produktionstechnik klingt das ganze aber beileibe nicht und in keiner Weise altbacken.

Nicht fehlen auf dem Sampler darf der wohl größte Hit der Buzzcocks, „Ever fallen in Love (With Someone you shouldn’t’ve)?“. Bereits mehrfach von Musikerkollegen wie Billy Talent oder Anti Flag gecovert, ja sogar von der Retro-Soul-Truppe Fine Young Cannibals in einer Downbeat-Version 1986 zum Hit gemacht, bringen nur die Buzzcocks das originäre Feeling rüber – egal, ob im Jahre 1978 oder im Jahre 2011.

„A Different Compilation“ der Buzzcocks darf all jenen ans Herz gelegt werden, die mit Punk-Songs Ende der 70er und Anfang der 80er groß geworden sind und sich die Klassiker noch einmal in aufgepepptem Klang zu Gemüte führen wollen. Und all jene, die nicht wissen, was „echte“ Punksongs sind, sondern jeder zweiten Alternative- oder Indie-Band Punkwurzeln bescheinigen, müssen sich die gut 67 Minuten unbedingt anhören! Erschienen ist die CD auf dem Label Cooking Vinyl, vertrieben von Indigo.

www.buzzcocks.com

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