Donots, Cover von "Wake the Dogs"

„Wake the Dogs“ der Donots bellt, beißt aber nicht

Die Donots als Punkrocker zu bezeichnen, wie man es immer wieder gerne liest und hört, ist doch recht weit hergeholt. Richtig – Punkwurzeln kann man dem Quintett aus dem Städtchen Ibbenbüren im Tecklenburger Land attestieren. Doch die Truppe um Sänger Ingo Knollmann beackert ein wesentlich weiteres musikalisches Feld, als den reinen, originären Punk. Nicht nur auf ihren bisherigen acht Studioscheiben seit dem 1996er Debüt „Pedigree Punk“, auch auf dem neuen Album „Wake the Dogs“ zeigen sich die Donots von unterschiedlichen Seiten, lassen Rock, Pop, Folk und deren sämtliche Spielarten erklingen. Ja gut, Punk ist auch dabei.

Der Opener und gleichzeitige Titelsong „Wake the Dogs“ lässt einen allerdings zunächst einmal vermuten, man hätte Iggy Pops „The Passenger“ im Laufwerk – zu verdammt nah dran an diesem Klassiker ist der Gitarrenlauf des Midtempostücks. Man wundert sich ein bisschen, warum so etwas nicht später auf der Scheibe auftaucht, sind doch genug andere Titel vorhanden, die keine solche Nähe zu Fremdmaterial  aufweisen. So zum Beispiel „Into the Grey“, dessen schneller Drumbeat und der „Hey, hey“-Chor im Refrain dem Song einen Punkstempel aufdrücken und deutlichen Donots-Charakter aufweisen. Oder „You got it“, dessen gut „geschrubbte“ Gitarre reichlich Drive verleiht.

Hut ab vor Szenegrößen

Bandfoto der DonotsRecht retro wird’s, wenn die Donots „Born a Wolf“ intonieren und nicht alleine mit dem „hingerotzten“ Gesang eine dreckige Verbeugung vor britischen Punkbands der 70er machen: The Adicts, Buzzcocks oder Stiff Little Fingers lassen freundlich grüßen. Wer bei „You’re so Yesterday“ irgendwie das Gefühl hat, dass The Clash den Ibbenbürener Jungs beim Songschreiben und Aufnehmen im Hinterkopf herumspukten, mag vielleicht nicht ganz falsch liegen. Wave-rockig klingt’s bei „All you ever wanted“, einer Reminiszenz an die 80er, als Bands wie New Order schwer angesagt waren. Und die wunderbar melodiöse, einprägsame Gitarrenhookline im Song „Manifesto“ hätte The Edge zu U2s „War“-Zeiten auch nicht besser hinbekommen. Zusammen mit dem Sprechgesang von Ingo ist den Donots hier ein zwar etwas Donots-untypischer aber dennoch guter Titel gelungen.

Etwas für die Mädchen, die in der Konzerthalle ihrem Freund in den Armen liegen wollen, ist auch am Start: „Come away with me“, gleichzeitig Singleauskopplung und  Video, mit den für eine Ballade unvermeidlichen Streichern. Von ähnlichem Kaliber, wenn auch etwas heftiger, hardrockiger – der Metaller würde wohl von „Powerballade“ sprechen – gestaltet sich „Chasing the Sky“. Auf Wiedersehen, oder vielmehr „So long“, sagen die Donots nicht alleine, sondern haben sich für den gleichnamigen Song die Hilfe von Frank Turner gesichert. Kein Wunder, dass Folk-Rock-Laune aufkommt, man sich auf auf einer Fahrt durch die englischen Midlands wähnt, die in wenigen Augenblicken mit einem Pubbesuch endet.

Viele Schubladen gehen auf

Vielfältig zeigen sich die Donots auf „Wake the Dogs“, stöbern in diversen Schubladen der Musik; klingen nach mehr, als nach den drei Genres Alternative Rock, Pop-Punk, Punk-Rock, die ihnen auf Wikipedia zugeordnet werden. Was dabei aber etwas kurz kommt, ist eine deutlichere Abgrenzung zur Konkurrenz, eine eigene „Donots-Schiene“. Mit „Wake the Dogs“ haben die Donots – ja, solch ein Bild bleibt bei dem Plattentitel halt nicht aus – Hunde geweckt, die zwar nicht wirklich beißen, aber doch des öfteren laut bellen. (Foto: Patrick Runte)

„Wake the Dogs“ mit seinen 14 Titel hat eine Laufzeit von 43:08 Minuten und ist erschienen bei Solitary Man, vertrieben über Vertigo Berlin (Universal). Anspieltipps: Into the Grey, Born a Wolf,  Manifesto.

Donots live in Deutschland 2012

11.05. – Hamburg, Große Freiheit
12.05. – Köln, E-Werk
02.10. – Bremen, Schlachthof
04.10. – Erfurt, HSD
05.10. – München, Backstage-Werk
06.10. – Lindau, Club Vaudeville
12.10. – Karlsruhe, Substage
13.10. – Stuttgart, LKA Longhorn
17.10. – Hannover, Capitol
18.10. – Magdeburg, Factory
19.10. – Dresden, Alter Schlachthof
20.10. – Berlin, Astra
25.10. – Kassel, Musiktheater
26.10. – Würzburg, Posthalle
27.10. – Rostock, MAU
28.10. – Rust, Europapark
15.12. – Münster, Halle Münsterland
28.12. – Osnabrück, Rosenhof

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