Der Name Gerard Way ist den meisten am ehesten bekannt im Zusammenhang mit My Chemical Romance. Die inzwischen aufgelöste US-Band widmete sich dem Alternative Rock mit Anleihen aus Pop und Emo – das äußerst erfolgreich. Und Way war Sänger von My Chemical Romance. Sänger ist er nun immer noch, allerdings hat er nun einen Soloweg eingeschlagen, veröffentlichte unter seinem Namen das Debütalbum „Hesitant Alien“. Als Stilrichtung der Musik kann man nennen – ja, was denn nun genau? Alternativerock und -pop, Indierock und -pop, etwas Britpop und das immer in der leicht rauen und rumpeligen Version. Aber beileibe nicht zu rau und zu rumpelig.
Von der optischen Erscheinung her ordnet man Way als den unangepassten, rüpelhaften aber netten Rabauken von nebenan ein. Irgendwo zwischen David Bowie in seiner Anzugphase und John Lydon alias Johnny Rotten, nachdem Schluss war mit den Sex Pistols und er sich dem musikalischen Projekt Public Image Ltd (kurz PIL) widmete. Und so, wie Way aussieht, kommt auch die Musik des in der Tat schon 37-Jährigen daher, der auf Fotos deutlich jünger wirkt: Leicht unangepasst, aber doch nicht zu unangepasst, um nicht womöglich außerhalb des Mainstream ins Abseits zu geraten und jüngere, weibliche Zuhörerinnen zu verschrecken.
Poppig und nett, sperrig und rau
Dabei macht der Opener „The Bureau“ doch eigentlich genau dies: schwer faßbar, leicht atonal klingend – das hört sich nach schwer verdaulichem Liedmaterial an. Doch was danach kommt, ist – zum Glück oder nicht – sehr viel eingängiger und netter anzuhören. Obwohl die an The Cure auf so manchen Songs von „Kiss me, kiss, kiss me“ erinnernde Gitarre schrammeliges Ambiente verbreitet – zum Beispiel so wie auf „Millions“. Mit „Brother“ nähert sich Way, der nicht nur singt, sondern auch mal mehr, mal weniger oft die Gitarre bedient, den Bass anreißt und sich der Perkussion widmet, verdammt sehr den Jungs von Oasis.
Ähnliches wie Way auf den beiden deutlich sperrigeren, weniger poporientierten Songs „Millions“ und „Juarez“ fabrizierten früher auch schon die Smashing Pumpkins. Da schlägt das Herz des Alternative- und Indie-Fans aber deutlich höher. Weniger geradlinig oasis- denn vielmehr rauer blurlastig kommt „Get the Gang together“ daher. Ob Way mit solchen Titeln sein Vorhaben in die Tat umsetzen kann? „Ich möchte, dass das Album die Leute klanglich aufrüttelt“, sagte er während der Aufnahmen.
So wirklich ist Way und seinem Produzenten Doug McKean die klangliche Aufrüttelung allerdings nicht gelungen. Oft genug stellt sich der Hörer der Platte nämlich die Frage: „Was will er denn jetzt genau? Unangepasster Popstar sein? Rebellischer Alternativerocker?“ Schwierig, sich dies beantworten zu können. Denn obwohl so manche Titel sehr gelungen sind, klingen andere so, als wenn sie weder Fleisch noch Fisch sein wollten. Irgendwie hesitant, auf Deutsch: zögerlich. Mal sehen, wie’s bei Way weitergeht…
„Hesitant Alien“ von Gerard Way hat 11 Songs mit einer Laufzeit von 38:45 Minuten. Erschienen ist das Album bei Reprise Records am 26. September, der Vertrieb läuft über Warner. (Foto: Warnermusic)