Slash und der Angriff der Killersoli

Dort, auf der Bühne, verborgen unter schwarzem Zylinder, unter wilder, schwarzer Lockenmähne, steht sie: die Inkarnation des Rock. Bewaffnet mit einer Gibson Les Paul, für  die meisten der Inbegriff einer Rockgitarre. Saul Hudson, viel bekannter unter seinem Künstlernamen Slash, rockt sich zusammen mit Sänger und Gitarrist Myles Kennedy und den Conspirators so richtig einen ab. Auf seiner Tour zum neuen Album „World on Fire“, am 23. November auch im Kölner Palladium. Das mit etwa 4.000 Fans ausverkauft ist, schon seit Monaten. Tickets für das zweite von zwei Deutschlandkonzerten im Frühwinter 2014 gab es zwar noch, allerdings nur unter der Hand, zum Beispiel bei Ebay für über 100 Euro. Gut für die Zuschauer, die eine Karte ergatterten: Slash, Kennedy und die Conspirators haben eine echt gute Vorband am Start, die nennt sich Monster Truck.

Konzertfotos: Slash im Kölner Palladium

Das kanadische Quartett macht Musik, als wäre es von den 70er Jahren gekapert worden: Irgendwo im Dunstkreis von Led Zeppelin, Deep Purple oder den Blues- und Boogierockhelden ZZ Top, bevor diese die Synthesizer und Charts entdeckte. Das schöne bei dem Rockdoppelpack: Nicht eine vom Management anscheinend mit dem Würfel zusammengestellte Tourtruppe spielt auf, sondern Monster Truck und Slash ergänzen sich musikalisch ausgezeichnet. Sagte doch Slash kurz vor Erscheinen des Debüts von Monster Truck, das „Furiosity“ heißt: “Monster Truck gehört zu den wenigen grandiosen bodenständigen Rock’n’Roll-Bands, die ich in den vergangenen Jahren gehört habe. Hard, heavy und mit viel Seele“. Ja, und genau so hören sich die vier Jungs auch an.

Ohne Guns N‘ Roses geht’s nicht

Wer nun meint, dass Slash nach der furchtbar langen Zeit seines Ende bei der Rockband Guns N‘ Roses, die ihm und denen gleichzeit er zum Durchbruch und internationaler Größe verhalf, nichts mehr von Guns N‘ Roses auf der Setlist hat, der irrt. Mangel an Songmaterial ist es keineswegs, hat Slash schließlich mit Snakepit, Velvet Revolver und auf den jüngsten drei Scheiben mit Kennedy & Co. ganz schön viel Titel parat. Vor allem auf „World on Fire“, das mit seinen 17 Songs und knapp 80 Minuten Laufzeit alleine für ein komplettes Konzert reichte. Die Sache ist einfach die: Die Guns-N‘-Roses-Songs, die Slashs Handschrift tragen, sind klasse, sind unvergessen, wollen vom Palladiumpublikum unbedingt gehört werden. Und dieses bekommt mit solchen Krachern wie „You Could Be Mine“, „Sweet Child O‘ Mine“ oder „Paradise City“ als Zugabe das in hoher Qualität, was es liebt.

Hinter solchen fast schon zeitlosen Klassikern muss sich so etwas wie die straighten Rocker „World of Fire“ oder „Avalon“, Metallisches wie “Beneath the savage Sun” oder das balladesk wirkende „Bent to Fly“ aber absolut nicht verstecken. Die Titel des jüngsten Slash-Werkes haben ebenfalls viel zu bieten – und das wird von der begeisterten Menge ebenso honoriert wie der alte Rockzauber. Viele aus dem Zuschauerraum heften ihre Augen fast schon ohne Pause an den löwenmähnigen Gitarrenhelden, der ganz schön viel zu tun hat: Viele Soli müssen gespielt werden, werden sehr gut gespielt. Manchmal womöglich etwas zuviel, verliert sich Slash doch oft in seine sechs Saiten. Vor allem sein gut 15-minütiges Solo ist deutlich zuviel des Guten, allzu selbstverliebt gniedelt die Löwenmähne – dabei kann er doch in Songs wie „Anastasia“ auch so zeigen, dass er’s draufhat: ein bisschen spanische Gitarre, klasse Soloarbeit, eingepackt in kraftvolle Songstruktur.

Konzertfotos: Slash im Kölner Palladium

Mission erfüllt

Und das, wo seine Mitmusiker mit ihrem Können keinesfalls hinterm Berg bleiben müssen: Kennedys Stimme ist sicher und variabel, wenn auch für manchen etwas hoch. Den kleinen ein oder anderen Patzer – sonst nicht sein Ding – verzeiht man ihm. Bassist Todd Kerns beherrscht nicht nur die dicken Saiten, auch sein Gesang überzeugt, wenn er zum Beispiel „Dr. Alibi“ anstimmt, welches auf der Studioscheibe vom legendären Lemmy Kilmister gesungen wird. Ebenso wie die saubere Rhythmusarbeit von Brent Fitz am Schlagzeug. Und auch der fünfte Mann im Boot, Livegitarrist Frank Sidoris, liefert ausgezeichnete Arbeit. Tja, wer solche Mitmusiker neben sich hat, der kann halt gut glänzen – und das tut Slash in der Kölner Industriehalle, wie man es eben von einem Ausnahmegitarriten erwartet. Alles in allem erfüllt das Quintett auf der Bühne die Misson „großes und großartiges Rockkonzert“ – wenn man vom verbesserungswürdigen Sound mal absieht. Ein gelungener Abend sowohl für die Band als auch für die Fans, die nach zweistündiger Instrumenten- und Gesangskunst in die kalte Nacht strömen. Begleitet von Slashs Worten: „Vielen Dank, ihr wart verdammt großartig!“  (Fotos: Helmut Löwe)

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