Wer Flayed nicht kennt – und das wird sicherlich der ein oder andere sein – erwartet in Anbetracht des Covers ihres Albums „Monster Man“ womöglich irgendwie etwas in Richtung Doom oder Hardcore; so zumindest ging es uns. Doch dann die Überraschung: aus den Boxen prescht erstklassiger Hardrock, deftiger Rock’n’Roll und schnellfüßiger Bluesrock, wie er in den 70ern produziert wurde. Fans von Classic Rock, aufgepasst: Wer auf Deep Purple steht, Golden Earring etwas abgewinnen kann, Ten Years After schätzt oder Uriah Heep wohlwollend gegenübersteht, der hat mit Flayeds „Monster Man“ einen Volltreffer gelandet.
Wow – wer solchen druckvollen, originären und wuchtigen Sound produziert, welcher sofort Erinnerungen an die alten Musikhelden von vor knapp 40 Jahren hervorruft, ist doch grantiert jemand von der Insel. Doch nix da, Überraschung Nummer zwei: Flayed kommen aus Frankreich. Dass Franzosen außer Chanson auch ganz andere Genres gut bis sehr gut können, weiß man, wenn man an Shaka Ponk, Mano Negra, Jean Michel Jarre oder Daft Punk denkt. Doch in Sachen klassischen Hard- und Bluesrocks hatte man die Grande Nation bislang nicht wirklich auf dem Schirm. Flayed sollten dies ändern!
Der richtige Verve für hochwertige Titel
Dabei ist „Monster Man“ bereits die zweite Veröffentlichung des Sextetts aus Vienne. Mit dem Album legen Flayed den Nachfolger zum Debüt „Symphony For The Flayed“ hin. Und machen ihre Sache damit ziemlich gut. Viel Drive hat die Rhythmussektion um Bassist Charly und Drummer JP. Die beiden Gitarristen Julien und Rico liefern sich sowohl miteinander als auch mit dem Mann an der Hammondorgel, Rafinet, gelungene Duelle. Lange und technisch versierte Soli an sechs Saiten sind häufiger Bestandteil der Songs. Und den richtigen Verve für hochwertige Titel lässt Sänger Renato ebensowenig vermissen – mit seiner kraftvollen, manchmal knurrigen Stimme verleiht er dem Songmaterial den letzten Schliff.
Ganz oft stellt sich beim Hören der neun Songs das Gefühl ein, dass sich im CD-Spieler Deep Purples „Burn“ in Dauerrotiation dreht, in ganz vielen Variationen, ohne jemals Langeweile aufkommen zu lassen. Das Tempo nehmen die Jungs etwas heraus, wenn sie mit „Novel“ den längsten Song der Platte intonieren: 5:28 Minuten klassischer Bluesrock. „Stanced“ hingegen liegt am oberen Rand der Flayed-Temposkala, da geht’s ab. Wer die Ohren spitzt und sich den forschen Orgeleinsatz wegdenkt, erkennt bei „Unfairly pure“ sogar Foo-Fighters-Anleihen. Eine in sich sehr stimmige Platte, eine sehr gelungene Remineszenz an sehr guten 70er-Jahre-Rock. Tja, das hat man aus Frankreich nun wirklich nicht erwartet! (Foto: Pressefoto)
„Monster Man“, das zweite Album der Franzosen Flayed, hat neun Lieder und eine Spielzeit von 37:48 Minuten. Erschienen ist das Album auf dem Label Klonosphere.
Anspieltipps: Release the Fever, Unfairly Pure, Too young for an old Man