DAFs „Das ist DAF“, die schöne Werkschau

Während in der DDR die Deutsch Sowjetische Freundschaft (kurz DSF) nahezu allgegenwärtig war, alleine hunderte von Straßen hießen so, hatte die Deutsch Amerikanische Freundschaft (kurz DAF) in der BRD ja fast schon eine Monopolstellung. Denn wenn man im allgemeinen Kultursprachgebrauch ab den 1980er Jahren von DAF sprach, dann handelte es sich dabei in nahezu jedem Falle um die beiden Musiker Gabi Delgado-López und Robert Görl, welche als Duo DAF ganz groß in Sachen elektronischer Musik waren und immer noch sind.

Für viele gehören DAF zu den „Miterfindern“ des Techno, der Electronic Body Music (kurz EBM). Und die vielen liegen da augenscheinlich nicht falsch. Die gemeinhin als EBM-Pioniere geltenden Belgier Front 242 veröffentlichten ihr Debütalbum „Geography“ nämlich erst in jenem Jahr, in dem DAF mit „Für immer“ bereits ihr fünftes Album am Start hatten. Große Songs wie „Der Mussolini“, „Der Räuber und der Prinz“, „Kebapträume“ oder „Sato Sato“ hatten da schon lange ihre Runden gemacht, liefen in den Independentdiscos rauf und runter, um die Tanzflächen zu füllen.

Atonalität und wüstes Geschrei

Na gut, Techno hätte es auch ohne DAF gegeben, EBM wäre auch ohne das Duo ins Leben gerufen worden, doch der Einfluss DAFs auf die elektronische Musik ist einfach unbestritten. Und dabei waren die ersten Gehversuche DAFs so rein gar nicht elektronisch: ziemlich schräg, eher experimentell und punkbeeinflusst war das, was die Musiker auf den beiden ersten Platten zu Gehör brachten. Man höre mal nur den ein oder anderen Song auf „Die Kleinen und die Bösen“ – Noise- oder Garagerock sind da ganz weit weg, Atonalität und wüstes Geschrei wirken prägend.

Und zwischendurch dann auch schon all jene musikalischen Elemente, welche ach so substanziell für die folgenden Alben wie „Alles ist gut“ (1981), „Gold und Liebe“ (1981) und „Für immer“ (1982) waren: extrem tanzbare und eingängige, ja fast schon eintönige Sequenzer-Klänge, Görls rhythmisches Schlagzeugspiel und dazu der teilweis obskur anmutende Sprechgesang Delgados. Keine textliche Elaborationen, sondern auf den ersten Blick sinnentleerte und mantramäßig wirkende Worthülsen kafkaesker Natur schleuderte der Kompagnon von Görl heraus.

Und genau jene vier zuvor  genannten Scheiben sind es, die vier Fünftel des CD- und Vinylpaketes „Das ist DAF“ ausmachen. Und damit eine schöne Werkschau der deutschen Urgesteine der elektronischen Musik liefern. Für all jene, welche schon seit jeher die DAF-Veröffentlichungen ihren Plattensammlungen einverleibten, ist dies wohl nicht ein Muss. Jene Musikfans allerdings, welche elektronische Musik kennen und schätzen und bislang nur einzelne Schmankerl aus dem DAF-Musikuniversum goutierten, die sollten ruhig die 25 Euro investieren und sich das CD-Boxset zulegen.

Alte DAF-Lieder auf der Höhe der Zeit

Interessant – auch für die Besitzer aller DAF-Alben – ist vor allem die Nummer Fünf des Paketes, auf der sich überarbeitete Versionen von DAF-Titeln befinden. So zum Beispiel ein Giorgio-Moroder-Remix von „Der Mussolini“ (nicht gut!) oder der Boys-Noize-Remix von „Als wär’s das letzte Mal“ (gut!). Auch Techno-Ikone Westbam legte seine Hände an: seine Version von „Sato Sato“ ist ebenfalls eine gute Geschichte. Alte DAF-Lieder auf der Höhe der Zeit!?

Wer ein dickes Portemonnaie hat, der bekommt für 110 Euro das DAF-Paket „Das ist DAF“ als Vinylversion, in der sich zu den fünf Platten einige Extras gesellen: eine Single mit zwei bisher unveröffentlichten DAF-Titeln, ein 36-seitiges Booklet mit zum Teil neuen Bildern von Anton Corbijn, Sheila Rock und anderen, eine Autogrammkarte sowie ein Downloadcode für ein Poster. Das Boxset „Das ist DAF“ sowohl auf CD als auch Vinyl ist erschienen bei Grönland und im Rough-Trade-Vertrieb. (Foto oben: Ilse Ruppert, Foto unten: Sheila Rock)

www.facebook.com/DASISTDAF