Loudness gelten zu Recht als eine der Ikonen der Metalszene Japans. Immer leicht unter dem Radar fliegend liefert die Band seit über einem Vierteljahrhundert musikalisch und technisch einwandfreie bis außergewöhnlich gute Platten ab. Mag es an dem Kauderwelschgesang liegen, dass das Quartett um den Ausnahmegitarristen Akira Takasaki außerhalb Japans dennoch nie so ein echter Volltreffer war und ist? Kann sein, muss aber nicht, denn Erfolg außerhalb ihres Heimatlandes bleibt ja ach so vielen, vielen Bands versagt. Bei Kennern hoch geschätzt, außerhalb der kleinen Szene kaum bekannt, das geht vielen so, egal wie gut sie sind. Manchmal will es halt einfach nicht klappen
Kein Verdruss jedoch deswegen bei Loudness. Denn Anfang 2018 ist die Band mal wieder mit einem neuen Album am Start. Erneut eines vieler Studioprodukte, derer anscheinend wie am Fließband komponiert und produziert werden. „Rise to Glory“ heißt die Scheibe. Und obacht – das neue Werk ist ein echt starkes Werk. Das japanische Heavy-Metal-Quartett bedenkt den Hörer auf „Rise to Glory“ mit ausgezeichnetem Heavy Metal, mit Heavy Metal für Traditionalisten und Puristen. Glorienverdächtig kann man zur Not durchgehen lassen, die Wiederauferstehung allerdings darf man bei Loudness ja nicht wirklich ganz so ernst nehmen.
Entgegen aller Strömungen des Firlefanz‘
Entgegen aller Strömungen neumodischer Musik liefern Takasaki, Bassist Masayoshi Yamashita, Schlagzeuger Masayuki Suzuki und Sänger Minoru Niihara ganz viel klassischen Heavy Metal ab. Ohne viel Firlefanz und modernem Genrehopping quer durch die musikalischen Welten jenseits des Metals geben Loudness toll was auf die Ohren. Deftige Stampfer, melodische Monster, flotte Headbanger, fixe Speedmetaller, pfeilschnelle Thrasher und progessive Technikwunder stellen Metaller jeglicher Art zufrieden. Und das stets Rätselhafte, der Kauderwelschgesang des Frontmannes, ist immer noch ein feines Markenzeichen. Singt Minoru Niihara jetzt Japanisch? Oder ist das Englisch, was ich höre? Egal, bei Loudness regiert die geile Musik.
Mit „Soul on Fire“ folgt dem Intro ein Titel von gnadenlos klassischer Metalmachart: treibende Gitarrenriffs, wuchtiges Uptemposchlagzeug, ein Gitarrensolo hoher Güte, Mitsingrefrain – was will man mehr? Etwa Speedmetal? Kein Problem, das gibt’s gleich im Anschluss mit „I’m still alive“. Wenn man noch nicht wach ist, wird man jetzt wach. Schwupps wechseln Loudness direkt im Anschluss zum Headbangstampfer, der nach Armerecken fordert. Powerballade deftigerer Machart gefällig? Bittesehr, „Until I see the Light“ und noch mehr „The Voice“ liefern das Gewünschte. Da ist man erst bei Song Nummer sechs und schon haben Loudness ganz viel Abwechslung rausgehauen.
Hohes Niveau bis zum Ende
„Massive Tornado“ ist ein echtes Highlight für Thrasher, ein wirklich massiver Kracher. Fans von Rush oder Neal Morse sollten bei „Kama Sutra“ die Ohren aufsperren, denn das Instrumentalstück hat schöne Progressiverockqualität. Man gut, dass bei Loudness exzellente Musiker zugange sind, denn so wird nämlich wirklich was gutes draus. Wer womöglich Angst hat, dass das Quartett zum Ende des Albums hin nachlässt, dem sein gesagt: nein, das tut es nicht. „Why and for whom“ spielt ganz weit vorne mit, der Melodic Metal von „No Limits“ kann sich sehr wohl hören lassen. Und wenn Loudness auf dem letzten Song von „Rise to Glory“ fordern „Let’s all rock“, dann sind wir aber sehr dabei und rocken fett mit. Mit ihrem neuen Album ist Loudness ein Stück Metal hoher Qualität gelungen – in Sachen Gesang muss man allerdings ein Auge zudrücken. (Foto: Pressefoto)
“Rise to Glory“ von Loudness hat 13 Songs und eine Laufzeit von 61:20 Minuten. Der US- und Europa-Version des Albums liegt eine zweite CD bei: „Samsara Flight“ ist eine Sammlung von 13 Klassikern wie „Loudness“ und „Road Racer“, die 2016 neu aufgenommen wurden. Erschienen ist das Album bei Earmusic und wird von Edel vertrieben.
Anspieltipps: Until I see the Light, Massive Tornado, Why and for whom