Sulphers „No One Will Ever Know“, ein Album mit Durststrecken

Es war im Jahre 2001, da hat die britische Band Sulpher nicht nur lautstark von sich hören lassen, sondern mit ihrem Debüt „Spray“ ordentlich Eindruck geschunden. Wüster Alternativerock, Industrialanleihen, gepaart mit sanften Synthieparts – das begeisterte Fans und Kritiker gleichermaßen. Wow, da wird mal was richtig Großes draus, so dachte man. Falsch gedacht, mehr als „Spray“ kam nicht an Plattenmaterial von Sulpher. Bis jetzt: 17 Jahre nach „Spray“ haben Sulpher tatsächlich Neues am Start, „No One Will Ever Know“ heißt die Scheibe.

„Auf ‚No One Will Ever Know‘ präsentiert sich die neu formierte Truppe im Jahr 2018 so kompromisslos, mitreißend und modern wie nie zuvor!“ So macht es uns die Plattenfirma weis. Allerdings ist dies nur die halbe Wahrheit. Doch der Reihe nach. Mit dem Song „Take a long hard look“ präsentieren sich Rob Holliday (Gesang, Gitarre) und Steve Monti (Drums) mit ihren Kollegen Davey Bennet (Gitarre) und aktuell Andy Spillane (Gitarre) genau so wie angekündigt: kompromisslos und mitreißend; irgendwie in bester Ministry-Manier. Davon konnte man sich vorab schon überzeugen.

Reduzierung löst metallischen Wumms ab

Ebenso wie vom Titelsong des Albums, welcher auch schon veröffentlicht ist. Dieser vereint nämlich die verschiedenen Aspekte der Sulpher-Songs: Tempiwechsel, Deftigkeit und Sanftheit. Da löst Reduzierung den metallischen Wumms urplötzlich ab. Doch leider macht sich an genau jenen Stellen oft Langeweile breit. Dieses eben, dass Durststrecken auftauchen, welche oft ziemlich uninspiriert wirken, einen Hauch von Lückenfüller mit sich führen, verhindert ein großes Lob. Der Song „Didn’t Ever“ beispielsweise macht sich womöglich gut als Teil eines Soundtracks zu einem Horrorfilm oder Thriller, als eigenständiger Song kann er nicht überzeugen. Die Ballade „Tomorrow“ will ebenfalls nicht so recht punkten, erst Streichinstrumente verhelfen zu Wohlwollen.

Dass es auch anders geht, das verdeutlicht „Follow you down“, ein wirklich heftiges Stück Musik, auch für Sulpher-Verhältnisse. Schwermetallisch und industrialnah ist es; mittendrin und am Ende poppen allerdings sehr ruhige Synthie- , Akustikgitarren- und Streicherelemente auf – das geht in jedem Falle für gut durch. „Used“ macht mit Bassspielklängen Simon-Gallup’scher Art aufmerksam. Doch auch sonst kann der Song so einiges. “Fell through“ ist ein ebensolches Schwergewicht, die akustischen Passagen sind hier – anders als an anderen Stellen auf dem Album – in keiner Weise lieblos hingestreut, sondern extrem songdienlich. Auf Tour geht es dann mit dem neuen Songmaterial auch noch. Im Dezember 2018 treten Sulpher in diversen kleineren deutschen Clubs auf.

Alles in allem ist Sulphers „No One Will Ever Know“ ein Album, das zwar auf der einen Seite voll zu überzeugen weiß, auf der anderen Seite es aber leider immer wieder schafft, den guten Eindruck mit schwachen Passagen zu verwässern. Irgendwie hü und hott – schade. Die Platte hat mit zehn Songs eine Laufzeit von 44:19 Minuten. Erschienen ist das Album auf dem Label Oblivion und wird von SPV vetrtrieben. (Bandfoto: Pressefoto)

Anspieltipps: Follow you down, Used, Fell through

www.facebook.com/SULPHERMUSIC/

Sulpher im Dezember 2018 in Deutschland

09.12. – Düsseldorf, Pitcher
10.12. – Mannheim, MS Connexion
11.12. – München, Backstage Club
12.12. – Köln, MTC
13.12. – Frankfurt, Cave
15.12. – Berlin, Musik & Frieden