Nicht auf Tool warten, einfach „Moving Backwards“ von Wheel hören

Wem die ganze Warterei auf eine neue Scheibe der US-Progressivemetalikonen Tool gehörig auf den Sack geht, der kann es sich in der Zwischenzeit ja mal mit Wheel gemütlich machen. Denn den Finnen ging das ewige Hin und her um den Nachfolger von „10.000 Days“ anscheinend auch auf den Senkel. Da haben sie sich gedacht, dass anstatt des Wartens das Machen doch deutlich besser sei. Das Quartett ist nämlich nach der Veröffentlichung zweier EPs nun mit seinem Debütalbum „Moving Backwards“ am Start. Und was sich darauf an Songmaterial befindet, könnte Tool-Fans durchaus zufriedenstellen.

„Ich denke, wir haben, anstatt auf das nächste Tool-Album zu warten, einfach direkt selbst geschrieben, was wir gerne hören wollten!“ Wheel-Frontmann James Lascelles macht keinen Hehl daraus, wo sich „Moving Backwards“ musikalisch einordnen lässt. Muss man sich ja auch erst einmal trauen, den Vergleich mit den ganz Großen des Genres anzustellen, anstatt einfach ein neues Genre für seine Musik aus dem Hut zu zaubern. Na, und alles andere hätte Hörer wahrscheinlich eh nicht überzeugt. Schließlich ist der musikalische Output Wheels unglaublich nahe dran an dem Material von Maynard James Keenan und Kumpels.

Deutlich mehr als bloßer Rhyhthmusfabrikant

Die sieben Songs von „Moving Backwards“ glänzen mit ungewöhnlichem Rhythmusspektakel – Schlagzeuger Santeri Saksala löst sich ziemlich stark vom Gedanken, nur ein Rhythmusfabrikant zu sein. So wie andere Progressive-Rock-Kollegen verpasst er der Rolle des Drumkits durch seine exaltierte Spielweise eine sehr hohen Gleichwertigkeitsfaktor neben Gitarre, Bass und Gesang. Tools Danny Carey, Rushs Neal Peart oder Mike Portnoy lassen grüßen. Manchmal allerdings ist der Drumpart etwas zu aufgeregt, bringt viel Hektik ins Spiel. Auf Dauer fühlt man sich als Hörer davon wie erdrückt. Da wäre ein bisschen mehr Zurücknehmen gut gewesen.

WheelDarüber hinaus lassen sich Wheel in Sachen Songlänge nicht lumpen. Die sieben Titel bringen eine Laufzeit von gut 50 Minuten ins Rennen. Da weiß man gleich, dass die einzelnen Songs viel Hörzeit haben. Mit dem Titelsong „Wheel“ sowie „Tyrant“ wird gar die Latte von 10 Minuten übersprungen. Lange Instrumentalpassagen, von Gitarrenmantras getragen, prägen das Album neben der Schlagzeugarbeit ungemein. So wie ihre schwedischen Kollegen von Soen legen auch Wheel viel Wert auf melodische Umsetzung des progressiven Rocks, machen aber gerne Gebrauch von wuchtigen und brachialen Momenten samt Screamo; man höre nur in „Where the Pices lie“ rein. Apropos Soen: mit diesen sind Wheel im Frühjahr auf Lotus-Tour durch Europa.

Und jetzt noch etwas mehr Eigenständigkeit

Mit ihrem Debüt haben Wheel in jedem Falle eine Duftmarke gesetzt. Allerdings wird es auf Dauer wohl ziemlich schwierig, gegen Tool anzustinken. Wenn sich Sänger und Gitarrist Lascelles, Drummer Saksala sowie Gitarrist Roni Seppänen und Bassist Mikko Määttä auf dem Nachfolger von „Moving Backwards“ etwas mehr Eigenständigkeit und Unverwechselbarkeit auf die Kompositionsfahne schreiben, dann kann einem guten Debütalbum, welches am 22. Februar erscheint, ein sehr gutes Zweitwerk folgen. (Foto: Jarkko Tuomas)

„Moving Backwards“ von Wheel hat mit seinen sieben Songs eine Laufzeit von 50: 29 Minuten. Das Album ist erschienen auf dem Label Odyssey Music und wird vertrieben von Rough Trade und Good to go.

Anspieltipps: Tyrant, Up the Chain, Where the Pieces lie, Lacking

wheelband.net

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Wheel als Support von Soen im Frühjahr live 2019 in Deutschland

14.03. – Hamburg, Logo
15.03. – Berlin, Roadrunner
16.03. – Aschaffenburg, Colos-Saal
17.03. – Stuttgart, Cann
19.03. – München, Backstage-Werk
20.03. – Hagen, Kultopia
21.03. – Köln, Helios 37